Goethe, Johann Wolfgang von - Ulysses - Zwischen Universalität und Intertextualität: Goethes Konzept der Weltliteratur in "Ulysses"


Hausarbeit, 2001

22 Seiten


Leseprobe


Goethe, Johann Wolfgang von - Ulysses - Zwischen Universalität und Intertextualität: Goethes Konzept der Weltliteratur in "Ulysses"

In einer vor kurzem in den USA veröffentlichten Rangliste1 der besten hundert englischsprachigen Werke des 20. Jahrhunderts2 wurde Ulysses an die erste Stelle gesetzt. Mit diesem Spitzenrang fällt das Epos von James Joyce wohl unter die Kategorie der Weltliteratur. Der imposant klingende Begriff “Weltliteratur“, der 1827 von Goethe eingeführt wurde, ist ein oft verwendeter Gemeinplatz, bei dem man intuitiv zu wissen glaubt, was darunter zu verstehen ist. Doch wenn man die aufgeführten Definitionen in verschiedenen Nachschlagewerken konsultiert, tritt die Komplexität des Begriffes hervor. Im Metzler Literatur Lexikonwerden beispielsweise drei Konzepte aufgeführt, wie Weltliteratur zu verstehen ist: ein allgemeines, ein für die heutige Zeit geltendes und das von Goethe verstandene Konzept.

1. allgemein: gesamte Literatur aller Völker und Zeiten.

2. im besonderen und heute vorwiegend: Kanon der nach den jeweiligen ästhetischen Normen als überzeitlich und allgemeingültig angesehenen literarischen Werke aus dieser Gesamtliteratur.

3. Goethe bezeichnet mit Weltliteratur eine Funktionsform der Literatur: Nationalliteratur werde zur Weltliteratur, insofern sie, über die Forderung gegenseitigen Kennenlernens und Bezugnehmens hinaus, die grossen Aufgaben einer gemeinsamen Welt - d.h. das naturwissenschaftliche, gesellschaftliche und historische Wissen der Zeit - umfassend und formal erhellend darzustellen vermag, um “gesellschaftlich zu wirken“.3

Bei der ersten Erläuterung werden Literatur und Weltliteratur gleichgesetzt: Jedes literarische Dokument trägt zur Weltliteratur bei. Eine Auswahl der Texte wird nicht getroffen. Dies steht im Gegensatz zur zweiten Ausführung. Der Begriff des “Kanons“ impliziert eine Selektion, die aufgrund von “ästhetischen Normen“ getroffen wird.

Diese Normen müssen aber zeitlich überdauernd sein und einen allgemeingültigen Anspruch haben. Trotz versuchter Einschränkung ist der Begriff der Weltliteratur nicht geklärt, sondern regt, im Gegenteil, zu kritischem Hinterfragen an: Wer entscheidet darüber, ob ein Text diesen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird? Die Anforderung, dass ein Text überzeitlich sein sollte, impliziert, dass hierfür nur Werke in Frage kommen, die eine gewisse Zeit überdauern konnten, um die Erfüllung dieser Norm unter Beweis zu stellen. Ich möchte nicht weiter auf die Problematik dieser beiden Definitions-Ansätze eingehen. Wichtig erscheint jedoch, dass beide Konzepte die Weltliteratur als etwas Allgemeingültiges, etwas Gesamthaftes ansehen: Es sollte dann von Weltliteratur die Rede sein, wenn der zur Diskussion stehende Text die ganze Menschheit über das Zeitliche hinaus anspricht. Weltliterarische Texte sollten einen Totalitäts-Anspruch haben, das allgemein Menschliche zu erfassen. Somit wird der Weltliteratur ein universeller Anspruch zugrunde gelegt.

Dieser universelle Aspekt wird beim Konzept der Weltliteratur nach Goethe ambivalent. Er betont vor allem ein “Kennenlernen und Bezugnehmen“ über die nationalen Grenzen hinaus. Das heisst, dass die Geburtsstätte der Weltliteratur im nationalen, kulturell abgegrenzten Raum liegt. Erst durch ein Aufnehmen und Verweisen auf andere kulturelle Räume wird diese Nationalliteratur zur Weltliteratur. Mit anderen Worten liegt Goethes Konzept der Weltliteratur eine gegenseitige Rezeption der Nationalliteraturen zugrunde. Das räumt dem Konzept der Weltliteratur einen gewissen Verweis-Charakter ein. Darunter ist ein Wahrnehmen der anderen literarischen Werke zu verstehen und eine Bezugnahme auf diese Texte. Laut Bachtin führt “jedes Wort (jedes Zeichen) eines Textes über seine Grenzen hinaus. Jedes Verstehen ist das In-Beziehung-Setzen des jeweiligen Textes mit anderen Texten.“4 Es sei nämlich genau diese Berührung eines Textes mit anderen, die diesen lebendig mache. Demzufolge scheint die Intertextualität, also was sich zwischen den Texten abspielt, deren Fortleben zu implizieren. Daher wird es dem Text auch möglich, eine gewisse Zeit zu überdauern, um zu Weltliteratur zu werden. Bei diesen drei verschiedenen Definitionen von Weltliteratur kristallisiert sich einerseits ein Anspruch auf Universalismus, in welchem laut Goethe das Nationale schon enthalten ist, und andererseits ein Anspruch an Intertextualität heraus. Dieses Spannungsfeld des Begriffs Weltliteratur lässt sich auf die konzeptionelle Ebene vonUlysses, sowie auf den Hauptprotagonisten des Epos, Leopold Bloom, übertragen.

Ulyssesliegt ein Universalitätsanspruch zugrunde, der in einer Äusserung von Joyce über sein Werk zum Ausdruck kommt:

Es ist ein Eposzweier Rassen(Israeliten - Iren) undgleichzeitig der Zyklus desmenschlichen Körpersebenso wie die storiella eines Tages (Leben). […] Es ist ferner eine ArtEnzyklopädie.5(meine Kursivsetzung) Ähnlich wie Goethe stellt Joyce eine Beziehung zwischen dem Nationalen und dem allgemein Menschlichen her: Die nationalen Identitäten (Israeliten - Iren) und der universelle menschliche Körper bilden zusammen die grundlegende Struktur des Werkes. Die Verknüpfung der Begriffe des Nationalen und der Universalität sind daher schon auf einer konzeptionellen Ebene angelegt. Das Wort “Enzyklopädie” ist in diesem Zusammenhang ein treffender Ausdruck. Nach dem griechischen Wort “Egkyklopaideía“ wird es definiert als “Nachschlagewerk, in dem der gesamte Wissensstoff aller Disziplinen oder nur eines Fachgebietes in alphabetischer oder systematischer Anordnung dargestellt ist.”6 Diesem Anspruch der Enzyklopädie, die nach der Definiton einerseits eine Gesamtheit und andererseits eine kohärente Systematik hervorhebt, versuchte Joyce gerecht zu werden, denn, so führt er weiter aus:

Jedes Abenteuer (das heisst, jede Stunde, jedes Organ, jede Kunst, die imStrukturplan des Ganzen untereinander verbunden und in Beziehung gesetzt sind) sollte die ihm eigene Technik nicht nur konditionieren, sondern sie auch aus sich selbst erschaffen.7 (meine Kursivsetzung) Joyce hat mit dem sogenannten “Linati-Schema”8 einen “Strukturplan” erstellt, der als stichwortartiges Rückgrat des Werkes, aber nicht zur Anleitung, wieUlysseszu lesen sei, dienen sollte. Wichtig scheint mir in dieser Hinsicht, dass sich Joyce dieses enzyklopädischen Totalitätsanspruches bewusst war: Er wollte ein universelles Werk schaffen, in welchem die ganze Welt Platz hatte. Im Mikrokosmos von Dublin sollte der Makrokosmos des menschlichen Lebens eingefangen werden.

Um den in Ulysses dargestellten Tag in Dublin zu beschreiben, verwendete Hermann Broch den Begriff “Welt-Alltag der Epoche”.9 Dieser Begriff birgt aber in sich bereits einen Widerspruch: Einerseits ist er mit einem universellen Zeitgeist der Epoche konnotiert, andererseits deutet der Begriff des Alltags auf ein Geschehen hin, welches kontextgebunden, sprich individuell ist. Es handelt sich ja um den Alltag des fiktionalen Protagonisten Leopold Bloom. Das Spannungsverhältnis zwischen Universellem und Individuellem wird in Broch’s Worten noch verdeutlicht:

[Der neuen Generation] war es vorbehalten gewesen, all die anonymen Epochekräftezu erfühlen, derenTotalität, aufgefangen von den Spiegeln und Aber-Spiegeln des Werkes, in diesem aufstrahlt und vereinigt ist, […] dass mit ihrem Glanz nicht nurdie Gestalt des Helden, sondern auchdie ganze Epoche und dieTotalität des Seins und Mensch-Seinsvon innen erhellt wird.10 (meine Kursivsetzung) Broch zeigt in diesem Zitat auf, dass sich inUlysseseine ganze Epoche widerspiegelt, die sich im Universellen, “Der Totalität des Seins und Mensch-Seins“, aber auch im Individuellen, in der “Gestalt des Helden“ Leopold Bloom, manifestiert. Man könnte diese Ausführung parallel zu Goethes Konzept über Weltliteratur sehen, in welchem er propagiert, dass Nationalliteratur zu Weltliteratur werde. Es handelt sich um Nationalliteratur, indem in Ulysses der Alltag von Leopold Bloom in der irischen Metropole Dublin thematisiert wird. Zudem liegen dem Werk gewisse nationale Züge zugrunde, die es dem Leser ermöglichen, Dublin wiederzuerkennen, denn Joyce versuchte diese so zu repräsentieren, “dass die Stadt, wenn sie eines Tages plötzlich vom Erdboden verschwände, nach meinem Buch wieder aufgebaut werden könnte.“11 Trotzdem hat sich der “Welt-Alltag“ auf einer universellen Ebene bewahrheitet und sogar institutionalisert: Am 16. Juni (der Tag, an dem sichUlyssesabspielt) feiert die Welt den “Bloomsday“. Dabei wird an den Protagonisten Leopold Bloom und an seine “Odyssee“ in Dublin erinnert.

Joyce konstruiert das “nationale“ Dublin aus einem Mosaïkgeflecht anderer Texte aber auch anderer Sprachen und Medien (z.B. Opern und Grammophon- Aufnahmen). Um auf das Weltliteratur-Kozept von Goethe zurückzukommen, besteht inUlyssesein “gegenseitiges Bezugnehmen“ in Form von Intertextualität. Mit anderen Worten wird die nationale Identität unter anderem anhand “internationaler“ Texte und anderer Medien zusammengesetzt. Dublin wird dabei in Ulysses nicht nur zur nationalen Geburtsstätte der Weltliteratur, sondern in diesem Dublin widerspiegelt sich die Welt. Das Spannungsfeld, welches sich bei der Definition der Weltliteratur eröffnet, besteht einerseits aus dem Nationalen und dem Individuellen, welches sozusagen die Grundlage der Weltliteratur darstellt, und andererseits aus dem Verweisen über eben dieses Nationale hinaus, das Bezugnehmen auf fremde Texte, um damit, nach Goethe “die Aufgaben einer gemeinsamen Welt“12, sprich das Universelle, hervorzuheben.

Goethe sah das Ideal der Weltliteratur in der antiken Literatur verwirklicht. Denn es ist eben diese Literatur, welche die Grundlage der gesamten abendländischen Kultur bildet. Anders ausgedrückt heisst das, dass in diesen Ur-Texten all die Motive niedergeschrieben sind, welche die westliche Kultur ausmachen. In diesem Sinne besteht Weltliteratur darin, die bestehenden Grundlagen aufzugreifen und wiederzuverwerten. Auch Joyce verweist mit seinem Romantitel Ulysses auf einen antiken Text: die Odysseevon Homer. Er benutzte aber dieses alte abendländische Epos nur als Grundriss für sein Werk. In diesem Sinne darf der Homerische Bezug nicht einfach als Meta-Text angesehen werden, welchen Joyce wie eine Schablone über sein Werk gelegt hat, denn mit dieser Sichtweise würden andere Bezüge und Perspektiven ausgeblendet. Den evidentesten Bezug zurOdysseefindet man im Motiv der Irrfahrt, mit dem bedeutenden Unterschied, dass diese nicht während zwanzig Jahren auf hoher See angelegt ist, sondern sich während weniger als vierundzwanzig Stunden in Dublin abspielt. Ähnlich wie Odysseus irrt Leopold Bloom am 16. Juni etwas ziellos in der Stadt herum und kehrt erst spät in der Nacht wieder nach Hause zurück. Indem Joyce den Tagesablauf eines gewöhnlichen Bürgers von Dublin mit den Abenteuern des grossen griechischen Helden gleichsetzt, parodiert und entheroisiert er den Homerischen Ur-Text. Die Bezüge auf die Odyssee stellen somit einen bedeutenden Teilaspekt dar und sind ein unentbehrliches Element des Joyceschen Weltentwurfs. Wichtig ist aber auch, dass sich dieser Mythos nicht eindeutig in Ulysses widerspiegelt und sich die Charaktere nicht durchgehend auf die ihnen entsprechenden griechischen Vorbilder beziehen. Der Homerische Verweis verleiht aber den Protagonisten inUlysses, analog zu den antiken Helden, einen prototypischen Charakter. Das heisst, dass man in derOdyssee, als einer der ältesten überlieferten Texte, die Vorlage oder den Prototypen verschiedener menschlicher Charakteren findet. Dadurch ist es Joyce möglich, das Singuläre (die Hauptprotagonisten in Ulysses) mit dem Universellen (den Prototypen derOdyssee) zu verbinden und somit im Individuellen das Typische aufzuzeigen.13 Diese Feststellung lässt sich mit Goethes Konzept der Weltliteratur vergleichen, indem durch das Verweisen und Miteinbeziehen eines antiken Textes eine Universalität erzeugt wird, die im Individuellen sichtbar wird.

Auch wenn dieOdysseeeine gewisse Grundlage fürUlyssesbildet, ist Joyce ziemlich frei mit der Thematik umgegangen. Er benannte zwar im bereits erwähnten Linati-Schema die einzelnen Titel der achtzehn Kapitel nach Homerischen Motiven und ordnete gewissen fiktiven Personen antike Helden zu, aber als sich die Leser nur noch unter diesen Kriterien mit dem Buch auseinandersetzten, zog er die Titel zurück.14 Es lassen sich, wie schon gesagt, gewisse Bezüge zwischen Bloom und der Figur des Odysseus erkennen, so beispielsweise in der “Kyklopen“-Episode. In der Odysseewerden Odysseus und seine Gefährten auf die Insel der einäugigen Giganten

- der Kyklopen - gespült. Dort werden sie vom Riesen Polyphemos, der gegen die von den Göttern hochgeschriebene Gastfreundschaft verstösst, festgehalten und nach und nach verspeist. Um sich zu befreien, gibt Odysseus dem Kyklopen starken Wein und dieser fällt betrunken in einen Tiefschlaf. Daraufhin stossen Odysseus und seine Gefährten ihm einen glühenden Pfahl ins Auge:

Als aber bald der Olivenpfahl im Feuer daran war

Aufzuflammen, so grün er war, er glimmte schon furchtbar, Trug ich ihn nahe heran aus dem Feuer, doch die Gefährten Stellten sich rings. Ein Dämon hauchte uns mächtigen Mut ein.

Die nun nahmen den Ölbaumpfahl, der am Ende gespitzt war, Stiessen ihn ein ins Aug; ich reckte mich hoch und ich drehte.15

Auch Bloom trifft um fünf Uhr nachmittags im Barney Kiernans Pub auf einen ungemütlichen, nationalistischen Iren, der mit dem Namen “Der Bürger“ betitelt ist. Ähnlich wie Polyphemos ist der Bürger Fremden (Bloom ist jüdischer Abstammung) nicht besonders freundlich gesinnt. Als sich Bloom eine Zigarre anzündet, wird das Motiv der Blendung aufgenommen:

Und der Bürger und Bloom kriegen sich in die Haare wegen den Brüdern Sheares und Wolfe Tone16 drüben auf Arbour Hill und Robert Emmet17 und dem Tod fürs Vaterland […] Und Bloom natürlich, mit seinerMordszigarre, plustert sich werweisswie auf mit seinem affektierten Ponem.18 (U, 423; meine Kursivsetzung)

Ausgehend von einer von stereotypen Vorurteilen getragenen Unterhaltung über Patriotismus kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Bloom und dem Bürger. Bloom geht rhetorisch nicht sehr geschickt mit der jüdischen Thematik um, indem er vor dem Bürger seine Religion rechtfertigt, “[…] der Erlöser war Jude und sein Vater war Jude. Euer Gott. […] Ihr Gott war Jude. Christus war Jude wie ich.“(U, 475) Daraufhin wird der Bürger wild, greift zu einer leeren Keksdose und wirft sie Bloom, der mittlerweile das Lokal verlassen hat, wütend hinterher:

Bei Gott, aber der reisst die Hand los und holt aus und lässt das Ding fliegen. Gott sei Dank schien ihm die Sonne in die Augen, sonst hätte er ihn erwischt und bestimmt glatt erschlagen. (U, 477)

Auch Odysseus, der mit seinen Gefährten auf das Schiff fliehen konnte, reizt den geblendeten Polyphemos, indem er ihm seinen wirklichen Namen und seine Abstammung19 zuruft. Dieser greift zu einem mächtigen Fels und schleudert ihn dem Schiff hinterher. Wie der Bürger, der von der Sonne geblendet wurde, verfehlt der wirklich geblendete Polyphemos sein Ziel:

Er riss ab eines grossen Berges Gipfel und warf ihn,

Und der schlug ganz dicht vor dem dunkelbugigen Schiff ein, Wenig fehlte, so hätt er das Ende des Steuers getroffen. Hochauf wallte das Meer von dem niederfahrenden Felsen.20

Indem die heroischen Gegenstände, wie der schwere Ölbaumpfahl und der riesige Felsbrocken durch alltägliche Dinge, wie eine Zigarre und eine leere Keksdose, ersetzt werden, wird die mythische Ebene auf eine profane projiziert. Dadurch werden die legendären, heldenhaften Taten zu einem parodistischen Element verarbeitet und gleichzeitig entmythologisiert. Die Perspektive des Textes wird mit dieser komischen Ebene erweitert und auch dies steht wiederum in einem parodistischen Verhältnis zur “Kyklopen“-Episode: Durch die Einäugigkeit des Kyklopes wird die Perspektive eigentlich zwangsläufig monokular, also eindimensional. Auch der Bürger, den man mit Polyphemos vergleichen kann, hat durch seine nationalistisch gefärbten Ansichten eine sehr einseitige Weltanschauung. Joyce gibt dieses Motiv wieder, indem er einen nicht identifizierbaren Ich-Erzähler einführt. Das “Ich“ widerspiegelt einerseits die einseitige, auf eine Person ausgerichtete Erzählperspektive und andererseits wird dadurch buchstäblich die Einäugigkeit aufgezeigt, denn das Englische “Ich“, also “I“ ist ein Homonym von “Eye“, also “Auge“. Das Wiederverwerten des alten Epos dient in diesem Fall nicht nur dazu, einen parodistischen Vergleich herzustellen. Indem die Texte einander gegenübergestellt werden, entsteht ein intertextuelles Spannungsfeld, aus welchem sich neue Bedeutungen und neue Formen herauskristallisieren können.

Ende des vierten Kapitels “Kalypso“ eröffnen sich auf profaner Ebene durch die Verbindung zwischen dem Universellen und dem Aufgreifen eines Textes neue Bedeutungsformen. Leopold Bloom sucht am Morgen im Garten das Klo auf. Auf der Toilette liest er in der Morgenzeitung das Preisausschreiben der Woche, eine Geschichte mit dem Titel “Matchams Meisterstreich“.

In Ruhe las er, seinen Drang noch unterdrückend, die erste Spalte und begann, schon nachgebend, doch mit Widerstreben noch, die zweite.Auf ihrer Mitte21 angelangt, gab er seinen letzten Widerstand auf und erlaubte seinen Eingeweiden, sich zu erleichtern, ganz so gemächlich, wie er las, und immer noch geduldig lesend, die leichte Verstopfung von gestern ganz verschwunden. (U, 97; meine Kursivsetzung)

Der alltägliche und universelle Akt der Körperentleerung wird hier mit dem literarischen Akt des Zeitungslesens so verbunden, dass sie sprachlich ineinander übergreifen und ineinanderfliessen. Da der Prozess des Lesens und die peristaltischen Bewegungen eine Simultaneität bilden, fliessen sie sprachlich und physisch so ineinander, dass man sie nicht auseinanderhalten kann. Als Bloom die zweite Spalte der Geschichte zu lesen beginnt und dann gesagt wird “Auf ihrer Mitte“ oder, wie in der Fussnote verwiesen wurde “Mittendrinn“, ist nicht ganz klar, ob sich diese Äusserung auf die Mitte der Spalte oder auf den transportierten Darminhalt bezieht. Die vollständige Verschmelzung zwischen dem alltäglichen Akt und dem literarischen Akt entsteht im Moment als Bloom “die halbe Preisgeschichte“ abreisst und sich “damit wischte“. (U, 98) Diese Gleichsetzung eines literarischen Dokumentes mit Toiletten-Papier ist ein Moment von Recycling. Hier wird im wahrsten Sinne des Wortes die Wiederverwertbarkeit der Literatur inszeniert.

Durch das Verweisen und Aufgreifen bestehender Grundlagen ist es nicht nur das Nationale, welches die Geburtsstätte der Weltliteratur ausmacht, sondern in dieser Nationalliteratur sind die archaïschen Erfahrungen immer gleich miteingeschrieben. Die Weltliteratur ist somit ein Akt, sich bewusst in die literarische Tradition einzureihen, indem an diese Texte erinnert wird. Denn genau mit dem Akt der Bezugnahme wird die Genealogie der literarischen Geschichte bestätigt und fortgesetzt. In der Episode “Rinder des Helios“ (U, 537-603) verbindet Joyce die linguistische und stilistische Evolution der englischen Sprache mit der biologischen Evolution eines Kindes. Das Kapitel spielt sich in einer Entbindungsanstalt in Dublin ab. Leopold Bloom kommt gegen Abend dort vorbei, um sich nach dem Zustand einer Bekannten, die in den Wehen liegt, zu erkundigen. Dabei trifft er auf eine Gruppe junger Medizinstudenten und gesellt sich für eine Weile zu ihnen. Während die Männer Bier trinken, kann man die Schreie der gebärenden Frauen durch die eher derbe Unterhaltung vernehmen. Die Handlung, die mehrheitlich aus den Dialogen der zechenden Männer besteht, setzt sich aus verschiedenen Annäherungen an literarische Stile zusammen, die in einer chronologischen Abfolge gegliedert sind. Dadurch begibt sich der Leser auf eine Zeitreise von den Anfängen der englischen Sprache, geschrieben im Stil “des frühesten alliterativen und monosyllabischen Englisch und Angelsächsisch“, über den “elisabethanischen Chronistenstil“, gefolgt von “einem abgehackten, latinisierend-geschwätzigen Stück im Stil von Burton-Browne“, dann “eine Passage in der Art Bunyans“ bis hin über “Defoe-Swift und Steele-Addison- Sterne […], bis es in einem fürchterlichen Mischmasch aus Pidgin-Englisch, Nigger- Englisch, Cockney, Irisch, Bowery-Slang und gebrochenen Doggerels endet.“22 Da sich diese Episode in einer Geburtsstätte abspielt, sind diese verschiedenen sprachlichen Stil-Imitationen als Metapher für die embryonale Entwicklung zu sehen: Die Sprache wird mit einer Keimzelle gleichgesetzt, welche lebendig ist, wächst und sich verändert.

Wichtig ist, dass der Ursprung und die Entwicklung der englischen Sprache durch die chronologische Bezugnahme auf die englische Nationalliteratur aufgezeigt wird. Somit wird die eigene Sprachgeschichte anhand der nationalen literarischen

Vorfahren aufgearbeitet. Die Genealogie des Englischen wird somit mit der Genealogie der englischen Nationalliteratur erklärt. Durch das Zurückgreifen auf die eigene literarische und sprachliche Geschichte werden Phänomene aufgezeigt, die unter anderem für ein nationales Zusammengehörigkeits-Gefühl ausschlaggebend sind. Indem Joyce eine Parallele zwischen dem Prozess der englischen Sprach- und Literaturentwicklung und der allgemeinen, embryonalen Entwicklung herstellt, projiziert er einen nationalen Prozess auf einen universellen Prozess. Ähnlich wie bei Goethes Weltliteraturkonzept verleiht Joyce diesem Kapitel universellen Charakter, indem er über die Grenzen der Nationalliteratur hinaus auf den allgemein menschlichen Prozess der Embryonal-Entwicklung verweist.

Die Bezugnahme auf einen Text, der zum Muster dienende charakteristische Grundformen enthält, wie HomersOdyssee, impliziert, dass nur noch Variationen und Umformungen dieses Prototyps entstehen können. Anders ausgedrückt, handelt es sich dabei um das Aufgreifen und Verarbeiten von bereits Vorgefundenem. Dieses Motiv der Wiederverwertung wird bereits in der Odyssee durch die Figur der Penelope evoziert: Während sie auf ihren Mann Odysseus wartet, wird sie von zahlreichen Freiern belagert, die sie heiraten wollen. Sie gibt vor, sich für einen Freier zu entscheiden, sobald sie ihr angefangenes Leichentuch fertig gewebt hat. Dabei trennt sie jeden Abend das Leichentuch auf und beginnt am nächsten Tag von vorn daran zu weben. Ähnlich wie Penelope trennt auch Joyce die bestehenden Texte auf und verwebt sie zu neuen Mustern. Dabei verändert sich auch die äussere Form des Romans: Eine Episode ist wie eine Zeitung gegliedert, ein anderes Kapitel nimmt die Gestalt eines Bühnenstückes an, weiter werden Bücherlisten, Verse, Noten, Katechismen und sogar eine detaillierte Beschreibung des Dubliner Wasserversorgungs-Systems aufgelistet.

“Ulysses“ ist eine andere Form von Odysseus - und gerade darum scheint es Joyce vor allem zum gehen: um andere Formen. Joyce war nicht genialer romantischer Erfinder von originellen Fabeln. Er fand lediglich neue Arten zu sagen, dass es unter der Sonne nichts Neues gibt. Er ist der meisterhafte Umformer des Vorgefundenen. Er kann Zusammenhänge herstellen, zu Vergleichen anregen, das Vertraute neu entdecken.23

Joyce war sich sehr bewusst, dass all die Motive, die er imUlyssesverwendet hatte, schon verwendet worden waren, weil “[…] die Geschichte sich ja mit kleinen Unterschieden immer wiederholt.“ (U, 824) Joyce setzte sich nicht nur mit Texten literarischer Vorfahren, sondern auch mit zeitgenössischen Texten und anderen Dokumenten, wie Opern, Volksliedern und Grammophon-Aufnahmen auseinander. Dadurch bedient er sich bestehenden Materials und erinnert daran, dass Motive, Texte und Dokumente immer wiederverwertet und umgeschrieben werden. Doch genau durch seinen Sinn für Variation gelang es ihm, im Rahmen von Dublin eine unglaublich polyphone Welt zu kreieren.

Die Entscheidung sich in einem beinahe tausendseitigen Roman auf einen Allerweltstag zu beschränken, deutet darauf hin, dass keine längerfristigen Veränderungen oder Entwicklungen dargestellt werden können. Dafür wird der Blick so präzise als möglich über diesen Tag geführt, um möglichst viele Details festzuhalten. Dabei werden die alltäglichsten Vorgänge geschildert, die bisher nie als wesentlich oder erzählbar galten, sofern sie keinen Einfluss auf die fortlaufende Handlung hatten. Man rückt dicht an die Personen heran und sieht zum Beispiel Leopold Bloom in der Küche bei der Vorbereitung des Frühstückes für seine Frau Molly, die noch im Bett liegt. Er füttert die Katze, geht zum Metzger, um für sich eine Niere zu kaufen, kehrt zurück und nimmt die Post mit: eine Karte der Tochter Milly und einen Brief für Molly, vermutlich von ihrem Liebhaber. Molly fragt ihn nach der Bedeutung des Wortes “Metempsychose“, welches sie in einem Roman gelesen hat, unterdessen brennt die Niere an, Bloom geht in die Küche und sucht dann das Gartenklo auf. Dieser summarische Bericht des vierten Kapitels, welches die zentrale Figur des jüdischen Annonceacquisiteurs Leopold Bloom einführt, lässt natürlich die vielen beiläufigen Gedanken und Wahrnehmungen Blooms weg. Deutlich wird dabei die Trivialität des alltäglichen Lebens und die ungewöhnlich undramatische und intime Einführung einer Romanfigur. Der Plot des Romans ist verschwindend klein. Bloom geht in Dublin seinen Geschäften nach, denkt an seine Molly, die Sängerin ist und an jenem Tag von ihrem Konzertagenten und Liebhaber besucht wird. Bloom nimmt an einer Beerdigung eines Bekannten teil, geht in die Redaktion der Tageszeitung, für die er Anzeigen besorgt, sucht die Bibliothek auf, um etwas für eine Anzeige nachzuschlagen. Sonst läuft er ziellos in der Stadt herum, kehrt in verschiedene Lokale ein, geht an den Strand und trifft am Abend im Krankenhaus auf der Entbindungsstation auf den jungen Literaten Stephen Dedalus. Sie betrinken sich, Stephen wird von zwei Soldaten niedergeschlagen und Bloom nimmt ihn mit nach Hause, wobei Stephen das Angebot ausschlägt, über Nacht zu bleiben. Der Roman hört mit dem inneren Monolog von Molly auf, aus welchem wir erfahren, dass ihr Liebhaber bei ihr war, und dass Molly ihrem Mann das Frühstück am nächsten Morgen ans Bett bringen wird. Es entwickeln sich keine dramatischen Zuspitzungen, keine Veränderungen, keine Krisen oder Wendepunkte.

Auf der konzeptionellen Ebene vonUlysseshingegen sind die Veränderungen klar ersichtlich, denn Joyce schrieb nahezu jedes Kapitel in einem anderen Stil. Diese Stil-Variationen eröffnen eine Vielzahl von Perspektiven und die verschiedenen Gegenstände werden somit nicht nur aus einem einzigen Blickwinkel gesehen. Die Umrisse eines Gegenstandes werden unschärfer, dafür beginnt er jedoch gleichsam zu wachsen. Diese Anhäufung von Perspektiven dehnt den Gegenstand ins Unermessliche aus und somit wird der von Joyce beschriebene Allerweltstag als ständige Expansion sichtbar. Vergangenes, Gegenwärtiges, Wahrgenommenes und Gedachtes werden gemischt, wie es Joyce in der von ihm nicht erfundenen, aber weiterentwickelten Redeform des inneren Monologs24 sichtbar macht. Dabei handelt es sich um ein lautloses, fetzenhaftes Sprechen ohne logische Organisation. Es ist eben das, was einem gerade durch den Kopf geht. Darin wird der intime und momentane Gedanke einer Person gezeigt, noch bevor dieser vom Bewusstsein selektiert und geordnet wird. Beispielsweise erhält der Leser einen Einblick in die Gedankenfetzen und Assoziationen Blooms, als er am Morgen das Haus und seine noch schlafende Frau verlässt, um sich zum Frühstück eine Niere zu kaufen.

Auf der Türschwelle tastete er in seiner Gesässtasche nach dem Hausschlüssel. Nicht da. Wohl in den Hosen, die ich ausgezogen habe. Brauch ihn aber. Die Kartoffel hab ich. Der Kleiderschrank knarrt. Lohnt nicht, würd sie bloss stören. Hatte sich grad noch mal auf die andere Seite gedreht, schläfrig. Er zog die Flurtür sehr behutsam hinter sich zu, immer mehr, bis die Fusslasche sich sanft über der Schwelle schloss, ein schlaffes Lid. Sah aus wie geschlossen. Na gut, bis ich wiederkomme jedenfalls. (U, 79-80)

Nicht alle von Blooms Assoziationen sind bereits in diesem vierten Kapitel für den Leser verständlich. Erst im Laufe des Tages klärt sich auf, dass er sich am Morgen für eine Beerdigung umziehen musste und somit nicht die Hosen trägt, in denen sich der Hausschlüssel befindet. Auch erfährt der Leser erst später, dass Bloom die Kartoffel, die er mit sich herumträgt von seiner Mutter als Talisman geschenkt bekam. Die Informationen werden somit nicht von einem alles überblickendem, omnipräsenten Erzähler weitergegeben, sondern der Leser wird durch die Dialoge und die inneren Monologe über die Welt inUlyssesaufgeklärt. Es ist auch dem Leser überlassen, die Bruchstücke zu einem ganzen Bild zusammenzusetzen. Dabei müssen auch Unverständlichkeiten in Kauf genommen werden, die erst später, wenn der Kontext gegeben ist, eine Bedeutung und einen Sinn erlangen. Gewisse Dinge bleiben dem Leser aber auch verborgen und regen zu Spekulationen und Interpretations-Ansätzen an. Beispielsweise trifft Bloom zufällig auf den Strassen von Dublin Mrs. Breen, eine Bekannte. Diese erzählt ihm, dass ihr Mann eine Karte mit dem Text “U. P.: up“ (U, 220) bekommen hat und nun Anzeige erstatten will. Über diese kryptischen Worte, die Mr. Breen als beleidigend empfindet, wurde in der Joyce Forschung viel debattiert.25 Doch am Ende bleibt die Bedeutung dieser Worte für den Leser unzugänglich und enigmatisch. Diese offene Informations-Wiedergabe wurde meiner Meinung nach von Joyce bewusst eingesetzt. Denn damit deckt er ein alltägliches und universelles Phänomen der menschlichen Kommunikation auf: Das Streben nach einem Sinneszusammenhang, welcher, wenn überhaupt, nur durch den Akt der Interpretation erlangt werden kann. Insofern liegt dem Roman auf der Narrationsebene eine allgemein menschliche Komponente zu Grunde.

Im Kapitel “Kirke“ erreicht die allgemein menschliche Ebene konzeptionell und inhaltlich ihren Höhepunkt, indem die Perspektive ganz auf die Projektion der menschlichen Psyche ausgerichtet ist. Es handelt sich dabei um eine Steigerung der Technik des inneren Monologes auf der psychologischen Ebene. Waren die Gedankenvorgänge beim inneren Monolog in einem gewissen Sinne noch der Zensur des Bewusstseins unterstellt, werden in “Kirke“ Wünsche, Ängste und Schuldgefühle im wahrsten Sinne des Wortes aufgeführt26, denn von der äusseren Form her gleicht die Episode einem Theaterstück. Nur wechseln die Protagonisten mit unglaublicher Schnelligkeit ihre Identitäten und zudem werden auch abstrakte Gegenstände zu sprechenden Akteuren, wie beispielsweise die Seife, die Bloom am Morgen gekauft hat und schon den ganzen Tag mit sich herumträgt. Der Schauplatz der Episode ist zur nächtlichen Stunde im Dubliner Bordellviertel angelegt, durch dessen Strassen Leopold Bloom und Stephen Dedalus ziehen. Wir treffen auf Charaktere, denen Bloom während des Tages schon begegnet ist. Doch einige von ihnen, wollte man das Kapitel realistisch betrachten, würden sich zu dieser nächtlichen Stunde wohl kaum in einem solchen heruntergekommenen Quartier aufhalten, wie beispielsweise ein Baby, welches Bloom in einem vorherigen Kapitel am Strand im Kinderwagen sieht. Auch die Bühnenanweisungen sind so übertrieben dargestellt, dass man sie, wollte man das Stück tatsächlich aufführen, auf der Bühne gar nie realisieren könnte.

(Zweiunddreissig rosettentragende Arbeiter aus allen Grafschaften Irlandserbauen unter der Leitung des Baumeisters Derwan das neue Bloomusalem. Es ist ein Kolossalbau mit Kristalldach, hat die Gestalt einer ungeheuren Schweinsniere und birgt vierzigtausend Räume. [])(U, 652)

Durch diese surrealen Komponenten wirkt die Episode wie ein Traum oder wie eine Halluzination. Es ist insofern nicht immer klar, was sich nur im Kopf abspielt und was tatsächlich als Handlung geschieht, denn auch die Wahrnehmung erscheint buchstäblich verzerrt. Als Bloom beispielsweise am Schaufenster eines Friseur-Salons vorbeigeht, erblickt er sein Spiegelbild in einem konkaven und in einem konvexen Spiegel.

Ein konkaver Spiegel an der Seite präsentiert ihm den liebesverlassenen langverlorenen lugubrun Booloohoom. … doch in dem Konvexspiegel grinsen ungetroffen die bonhomischen Augen und feisten Backenkoteletts von Jollypoldy, dem Rixdixdoldy. (U, 608)

Blooms Statur im konkaven Spiegel wird verlängert, was auch sprachlich durch die Alliterationen mit “l“ für lange und der Expansion des Namens zu “Booloohoom“ ausgedrückt wird. Im konvexen Spiegel wird sein Bild in die Breite gezogen, was sprachlich mit Schweine-Metaphern zum Ausdruck kommt. Auch die Zeitmessung in diesem Kapitel unterstreicht die Annahme, dass sich der grösste Teil der Episode um eine Projektion der Psyche handelt: Zeitlich dauert der Spaziergang durch die dunklen Strassen von Dublin nur eine Stunde, doch das Kapitel ist bei weitem das längste im ganzen Buch. Ähnlich wie bei Träumen oder Gedachtem wird der Inhalt kondensiert und läuft wie ein Film mit grosser Geschwindigkeit vor den Augen ab. In diesem “Psycho-Drama“ werden allgemein menschliche Attribute, wie Ängste, an der Textoberfläche sichtbar. Beispielsweise wird die Fehlbarkeit des Menschen, in gewissem Sinne eine Ur-Angst, von Bloom durchlebt. Dabei wird der grossartige Aufstieg aber auch der Fall des Menschen thematisiert. Als Bloom auf der Strasse mit der Prostituierten Zoe spricht, macht er die ausgefallensten Verkleidungen durch. Auf den achtzehn Seiten (U, 647-65) durchläuft er die Stationen vom Amt des Bürgermeisters bis zum Märtyrer und niemand bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Zoe redet einfach weiter und diese Verwandlung vollzieht sich exakt zwischen zwei ihrer Sätze, “Nur weiter so. Mach doch mal ‘ne Wahlrede daraus“ (647) und “Quatsch von mir aus weiter, bis du schwarz wirst“ (U, 665). Innerhalb dieser Sätze steigt Bloom vom einfachen Arbeiter zum Oberbürgermeister von Dublin auf, eine Strasse wird

nach ihm “Boulevard Bloom“ (U, 648) genannt und zuletzt wird er noch zum “unzweifelhaften Kaiserpräsidenten und Königsvorsitzenden“ und “höchstdurchlauchtigen, mächtigen und gewaltigen Lenker dieses Reiches, Leopold den Ersten“ erkoren. (U, 651) Doch schon bald bildet sich eine Gruppe “Antibloomisten“ (U, 659), die ihn wegen ungezügelter Triebhaftigkeit verdammen.

Daraufhin wird ein Spezialist für Sexualfragen zu Rate gezogen, der Bloom als “bisexuell anomal“ und als “ein vollendetes Exemplar des neuen weiblichen Mannes“ (U, 660) diagnostiziert. Bevor Bloom als Märtyrer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird, bringt er noch “acht männliche gelbweisse Kinder zur Welt“. (U, 661) Es scheint so zu sein, als ob Zoes Äusserung über eine Wahlrede bei Bloom einen assoziativen Impuls ausgelöst und diese Halluzination hervorgerufen hätte. Auch Zoes Aufforderung, Bloom solle weiterreden, bis er schwarz werde, lässt sich mit dem Element seiner imaginären Verbrennung auf dem Scheiterhaufen verbinden. Indem durch Bloom zentrale, aber meist unterdrückte menschliche Themen, wie Sexualität, Geschlechterfragen, Wünsche und Schuldgefühle sichtbar werden, eröffnet sich an seiner Figur eine universelle Projektionsfläche für (unterdrückte) menschliche Attribute.

Joyce versuchte mit Bloom eine lückenlose Figur zu kreieren, deren Vorbild er im Homerischen Odysseus sah. In einem Gespräch mit seinem Zürcher Freund Frank Budgen kommt diese Idee zum Ausdruck. Budgen fragt, ob der ganzheitliche Mensch in der Literatur Faust oder Hamlet sein könnte:

„Faust“, sagte Joyce, „ist weit davon entfernt, ein ganzheitlicher Mensch zu sein; er ist überhaupt kein Mensch. Ist er ein alter oder ein junger Mann? Wo ist sein Heim, wo seine Familie? Wir wissen es nicht. Und er kann nicht ganzheitlich sein, weil er nie allein ist. Immer ist ihm Mephistopheles an der Seite oder auf den Fersen […] Hamlet ist ein Mensch, aber er ist nur Sohn. Odysseus ist der Sohn von Laertes; aber er ist auch der Vater Telemachs, der Gatte der Penelope, der Geliebte Kalypsos, der Waffengefährte der griechischen Helden von Troja und der König von Ithaka […] Vergessen Sie nicht, dass er ein Drückeberger war, der sich dem Militärdienst durch vorgeschütztem Irrsinn zu entziehen versuchte […] Als Odysseus aber einmal im Krieg war, wurde aus dem Kriegsdienstverweigerer ein Jusqu‘au-boutist […] Noch etwas, die Geschichte des Odysseus hörte mit dem Ende des Trojanischen Krieges noch nicht auf. Sie begann erst, als die anderen griechischen Helden zurückkehrten […]“27

Daraus wird deutlich, dass Joyce unter einer lückenlosen Figur einen Menschen versteht, den man in den verschiedensten Rollen sieht und ihn dadurch von mehreren Seiten kennenlernt. Budgen verglich diese Vorstellung mit einer Skulptur von Rodin mit dem dazu passenden Namen “Le dessin de tous les côtés“28: Eine plastische Figur, um die man herumgehen kann und somit von allen Seiten eine andere Perspektive der dargestellten Figur erhält. Diese Sichtweise lässt sich auf Bloom übertragen, den wir in den vierundzwanzig Stunden in verschiedensten Rollen und von verschiedensten Seiten erleben: Er ist Sohn, Vater, Ehemann, Geliebter, Freund, Arbeiter und Stadtbürger von Dublin in einem. Seine Handlungen, seine Gedanken, seine Wahrnehmungen sind genau aufgezeichnet, keine wird dem Leser vorenthalten, keine

als “privat“ deklariert und zensuriert. Auch Frank Budgen meint, dass wir am Ende des Tages mehr über ihn wissen als über irgendeine Gestalt in der Literatur.29 Wir sehen ihn aus verschiedenen Perspektiven: aus der Sicht seiner Frau, seiner Freunde und seiner Mitbürger. Selbst seine Körpervorgänge und seine körperlichen Bedürfnisse bleiben nicht verborgen. Bloom verkörpert eine Mischform zwischen einem Jedermann und einem ausgeprägten Individuum. Durch ihn wird einerseits eine universelle Alltäglichkeit sichtbar, in der sich jedermann wiedererkennen kann, und andererseits ist seine Figur so individuell, dass man seine Gesten und seine Sprache sofort in einem anderen Kontext wiedererkennen würde.

Die Verbindung zwischen dem Universellen und dem Individuellen lässt sich auch an Blooms Rolle des Aussenseiters festmachen. Blooms Individualität wird durch das Attribut des Fremden hervorgehoben, denn genau dadurch zeichnet sich Bloom von den anderen Protagonisten inUlyssesab. Er ist jüdischer Abstammung, sein Vater war ungarischer Jude. Es gelingt ihm nicht, sich vollständig in das Sozialleben von Dublin einzugliedern: Er ist sparsam, kann keine Witze erzählen, trinkt wenig und hält sich nicht an das ungeschriebene irische Gesetz, im Pub Getränke-Runden zu spendieren. Diese bescheidene und abstinente Lebensweise erweckt bei seinen irischen Mitbürgern eine stereotype, antisemitische Haltung, wie diejenige des Bürgers in der “Kyklopen“-Episode. Bloom wird also nicht als irischer Landsmann akzeptiert, aber er selber definiert sich auch nicht als Jude. Diese Nicht-Zugehörigkeit kann man unter anderem an seinem Frühstücks-Speiseplan ablesen, denn dieser entspricht weder demjenigen eines typischen Iren, noch demjenigen eines Juden, wenn er sich an die alttestamentarischen Vorschriften hält. Aus praktischen Gründen kauft er an diesem Morgen eine unkoschere Schweinsniere: “Donnerstag: auch für Hammelniere kein guter Tag […] Lieber eine Schweinsniere von Dlugacz.“ (U, 78) Diese Nicht- Zugehörigkeit wird auch im Motiv der Irrfahrt sichtbar, welche eine Heimatlosigkeit impliziert. Bloom, der sich weder der katholischen Welt von Irland noch der jüdischen Welt von Israel zugehörig fühlt, irrt durch Dublin und bleibt seinem Zuhause bewusst fern. In diesem Sinne ist er doppelt entfremdet: Er wird von seinem Umfeld als Fremder betrachtet, fühlt sich selber auch fremd und begibt sich, wie um dieses Gefühl zu unterstreichen, freiwillig ins Exil, damit sich seine Frau mit ihrem Liebhaber, dem Konzertagenten, in ihrem Zuhause treffen kann.

Um eine lückenlose Figur darzustellen ist die Perspektive des Fremden zentral, denn dieser Aspekt lässt sich auch auf eine allgemein menschliche Ebene übertragen. Eine psychoanalytische Grundthese versteht die Fremdheit des anderen als Produkt der eigenen Selbstentfremdung. Das heisst, dass das Fremde bei jedem selber entsteht und in einer gewissen Hinsicht schon Teil eines jeden bildet: Auf befremdliche Weise ist der Fremde in uns selbst: Er ist die verborgene Seite unserer Identität, […]“30. Das Fremde hat demzufolge nichts mehr mit Rasse oder Nation zu tun, sondern “wird integraler Teil des Selbst.“31 In diesem Sinne erhält der Begriff des Fremden eine universelle Konnotation, indem laut Kristeva das Fremde nichts Neues, Unbekanntes darstellt, sondern “etwas dem Seelenleben von alters her Vertrautes [ist], das ihm nur durch den Prozess der Verdrängung entfremdet [wurde]“32. Kristeva sieht in dieser Erkenntnis, die Möglichkeit harmonische Verhältnisse zu schaffen: “Das Fremde ist in mir, also sind wir alle Fremde. Wenn ich Fremder bin, gibt es keine Fremden.“33 Dieser Universalismus, der in diesem Fall durch das Überwinden der eigenen Abgrenzung entstanden ist, erinnert an Goethes Weltliteraturkonzept, in dem das Überwinden der eigenen nationalen Grenzen propagiert wird und auf das Vertrautmachen mit fremden Texten hingewiesen wird.

Ähnlich wie man zu wissen glaubt, was unter Weltliteratur zu verstehen ist, hat man das Gefühl zu wissen, worum es inUlyssesgeht. Viele denken, dass es sich um ein elitäres Werk handelt, welches erstens ein grosses Vorwissen voraussetzt und zweitens kaum lesbar ist. Äusserungen, wie diejenige von Vladimir Nabokov, dass Joyce inUlyssesvor allem sein grosses Wissen zur Schau stellen wollte34, unterstützen diesen Gemeinplatz. Auch die Tatsache, dass das Lesen dieses Buches beinahe mit dem Bestehen einer intellektuellen Prüfung oder eines Intelligenz-Testes gleichgesetzt wird, bestärkt das elitäre Vorurteil. Daraus ergibt sich ein unberechtigter Respekt, der durch eine einseitige Betrachtung des Werkes hervorgerufen wird: Viele Leser sind sich nur der intertextuellen Ebene von Ulysses bewusst, nicht aber der universellen und alltäglichen Ebene. Somit wird es auf sein intertextuelles Fundament reduziert, welches sicher grosser Bestandteil des Werkes ist, aber die komischen, menschlichen und vergnüglichen Aspekte, kurz den Lesespass ganz ausblendet.

Das Image [des Ulysses], was wir alles davon schon zu wissen glauben, steht seinem Genuss im Weg. Der Sockel, auf den es erhoben worden ist, trennt es von der Welt, in der es lebt und in der es verhaftet ist. So scheint es allemal leichter, der unmittelbaren Erfahrung auszuweichen und sich auf sekundäre Aussagen darüber einzulassen oder sich auf ferne geistige Horizonte auszurichten. Dabei würden wir viel verpassen.35

Ironischerweise finden die wenigsten Leser den direkten Zugang zuUlysses, sondern über die Rezeption des Werkes. Weil das Werk schon ein Image besitzt, dass es schwierig zu lesen sei, gelangt der neue Leser meistens über Erläuterungen, also auch auf intertextuellen Weg dazu. Indem also die allgemein menschliche Rezeption primär die intertextuelle Ebene des Werkes zur Kenntnis nimmt, verbindet Ulysses letztendlich doch beides. Die verschiedenen Anspielungen auf ältere Texte, wie die Odyssee, und die Imitation dieser literarischen Stile und das Miteinbeziehen anderer Medien und Perspektiven machen es teilweise schwierig, der Handlung zu folgen und lassen keine Transparenz aufkommen. Trotzdem sind die Aspekte des Alltags und des allgemein Menschlichen, welche sich auf konzeptioneller Ebene des Werkes und in der Figur von Bloom zeigen, zentral für eine ganzheitliche Betrachtung. Ob die amerikanische Rangliste der hundert besten englischsprachigen Werke des 20. Jahrhunderts etwas am elitären Ruf von Ulysses ändert, indem sie das Buch als Siegerin auflistet, ist zu bezweifeln. Dass Ulysses aber im Sinne Goethes als Weltliteratur bezeichnet werden kann, indem es über seine nationalen Grenzen hinaus Bezug nimmt und in dieser Hinsicht eine völkerverbindende Funktion einnimmt, war sich Joyce selber schon bewusst.

Es fand sich kein englischer Drucker, der auch nur ein Wort davon gedruckt hätte. In Amerika wurde die Zeitschrift viermal verboten. Wie ich höre, wird jetzt eine grosse Aktion gegen die Veröffentlichung [vonUlysses] vorbereitet,

angezettelt von Puritanern, englischen Imperialisten, irischen Republikanern, Katholiken - welche Allianz! Gott, man sollte mir den Friedensnobelpreis geben!36

BIBLIOGRAPHIE

Primärliteratur:

James Joyce.Ulysses. Penguin Books, 1992.

James Joyce.Ulysses. übers. von Hans Wollschläger. Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag, 1981.

Homer.Odyssee. übers. von Roland Hampe. Stuttgart: Reclam, 1979.

Sekundärliteratur:

Bachtin, Michail. “Zur Methodologie der Literaturwissenschaft“. In:DieÄsthetik des Wortes. R. Grübel (Hrsg.). Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag, 1979.

Broch, Hermann.James Joyce und die Gegenwart. Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag, 1972.

Budgen, Frank.James Joyce und die Entstehung des Ulysses. übers. von Werner Morlang. Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag, 1982.

Drosdowski, Günther. (Hrsg.).Duden: Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim, Wien, Zürich: Bibliographisches Institut, 1983.

Ellmann, Richard.James Joyce: Briefe II. Frankfurter Ausgabe: Werke 6. übers. von Kurt Heinrich Hansen. Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag, 1970.

Gilbert, Stuart.Das Rätsel Ulysses. Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag, 1960.

Kristeva, Julia.Fremde sind wir uns selbst. übers. von Xenia Rajewsky. Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag, 1990.

Nabokov, Vladimir.Die Kunst des Lesens: Meisterwerke der europäischen Literatur. übers. von Karl A. Klewer, Frankfurt/M: S. Fischer Verlag, 1982.

NZZ, 27. August 1998. “Listen und Gegenlisten“. Nr. 197.

Senn, Fritz.Nichts gegen Joyce. Zürich: Haffmans Verlag, 1983.

[...]


1 In: NZZ, 27. 8. 1998, “Listen und Gegenlisten”, S. 48.

2 Die “Hitparade” wurde von der “Modern Library” (Random House) herausgegeben und gilt als umstritten: In der Jury sassen abgesehen von einer Frau nur weisse Männer mit einem Durchschnittsalter von 68,7 Jahren. Ausserdem finden sich unter den hundert erkorenen Büchern nur gerade neun Romane von Frauen und nur drei von Schwarzen. Mit der Ausnahme von Joyce stammen alle Autoren aus England oder Amerika.

3 Günther und Irmgard Schweikle (Hrsg.)Metzler Literatur Lexikon: Begriffe und Definitionen, S. 502.

4 Michail M. Bachtin: Zur Methodologie der Literaturwissenschaft, S. 352.

5 Richard Ellman (Hrsg.):James Joyce:Briefe II, S. 808.

6 Günther Drosdowski (Hrsg.):Duden: Deutsches Universal Wörterbuch, S. 355.

7 Richard Ellman, S. 808.

8 Das “Linati Schema” ist nach Carlo Linati, dem Übersetzer vonExilesbenannt, an den Joyce das

Schema im September 1920 schickte. Darin ordnet Joyce stichwortartig jedem Kapitel inUlysseseinen Schauplatz, eine Stunde, ein Körperorgan, einen Kunstbegriff, eine Farbe, ein Symbol und eine (Erzähl)Technik zu. Das Schema findet sich in: Stuart Gilbert:Das Rätsel Ulysses, S. 26-27.

9 Hermann Broch:Joyce und die Gegenwart, S. 20.

10 Broch, S. 20.

11 Frank Budgen:James Joyce und die Entstehung des Ulysses, S. 79.

12 In:Metzler Literatur Lexikon, S. 502.

13 Ein Beispiel dafür wäre der Vergleich zwischen Odysseus und Bloom: Indem Odysseus im

Allgemeinen mit dem Adjektiv “listenreich” konnotiert wird, erhält die Figur von Bloom durch diese Vorlage ein Attribut der Vielseitigkeit, das sich unter anderem in den verschiedenen Rollen widerspiegelt, die er im Epos innehat.

14 Ich werde aus Transparenz-Gründen bei den Textbeispielen nach wie vor die Namen der Kapitel verwenden.

15 Homer:Odyssee, S. 146.

16 Die Brüder Henry und John Sheares waren Mitglieder der “Society of United Irishmen”, die 1798 die Unabhängigkeitsforderungen der Französischen Revolution übernahmen und einen Aufstand unter Wolfe Tone organisierten. 1799 wurde der Aufstand niedergeschlagen und das irische Parlament aufgehoben.

17 Der irische Patriot Robert Emmet organisierte 1803 heimlich einen bewaffneten Aufstand für die

Unabhängigkeit Irlands. Der Plan scheiterte und Emmet wurde gehängt. Seine Geschichte wurde von mehreren irischen Dichtern aufgenommen und verarbeitet.

18 Ich beziehe mich, wenn nicht anders angegeben, bei denUlysses-Zitaten auf die Übersetzung von Hans Wollschläger.

19 Odysseus gab Polyphemos vor, er heisse “Niemand” (griech. Outis). Als der geblendete Polyphemos um Hilfe schrie, wurde er von den anderen Kyklopen gefragt, wer ihn denn verletzt habe. Als er mit “Niemand” antwortete, glaubten alle, er sei verrückt geworden. Somit konnten Odysseus und seine Gefährten ungehindert fliehen.

20 Homer:Odyssee, S. 151.

21 Die Übersetzung ist an dieser Stelle mangelhaft, denn im Englischen heisst es”Midway”, also

“Mittendrinn” oder “In der Hälfte”. “Auf ihrer Mitte” beugt in diesem Fall einer Ambivalenz vor, die im Englischen klar gegeben ist.

22 Richard Ellman, S. 761-62.

23 Fritz Senn:Nichts gegen Joyce, S. 43.

24 Edouard Dujardin (1861-1949) benutzte in seinem RomanLes lauriers sont coupés(1887) als erster die Erzähltechnik des inneren Monologs. Nach der Publikation vonUlysseswurden seinen Werken neue Beachtung geschenkt.

25 Ein Lösungsvorschlag war: ”you pee, up”.

26 Es wäre in dieser Hinsicht möglich, möchte man sich auf einen psychoanalytischen Diskurs einlassen, von der Rückkehr des Verdrängten zu sprechen.

27 Frank Budgen, S. 20-22.

28 Frank Budgen, S. 75.

29 Frank Budgen, S. 75.

30 Julia Kristeva: Fremde sind wir uns selbst, S. 11.

31 Kristeva, S. 197.

32 Kristeva, S. 201.

33 Kristeva, S. 209.

34 Vladimir Nabokov: Die Kunst des Lesens, S. 87.

35 Fritz Senn, S. 32.

36 Ellman, S. 808.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Goethe, Johann Wolfgang von - Ulysses - Zwischen Universalität und Intertextualität: Goethes Konzept der Weltliteratur in "Ulysses"
Autor
Jahr
2001
Seiten
22
Katalognummer
V101078
ISBN (eBook)
9783638994996
Dateigröße
389 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethe, Johann, Wolfgang, Ulysses, Zwischen, Universalität, Intertextualität, Goethes, Konzept, Weltliteratur, Ulysses
Arbeit zitieren
Karen Ballmer (Autor:in), 2001, Goethe, Johann Wolfgang von - Ulysses - Zwischen Universalität und Intertextualität: Goethes Konzept der Weltliteratur in "Ulysses", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101078

Kommentare

  • Gast am 10.8.2001

    Spitzenklasse!.

    Es gibt wahrlich nicht viele Nicht-Geisteswissenschafter, die sich an den Ulysses herantrauen, aber ich habe es gewagt. Und ich bin bis jetzt ganz gut gefahren (die Hälfte ist geschafft). Nebenbei habe ich hier und da im Netz nach ergänzenden Informationen gesucht und das eine oder andere interessante gefunden (interessant ist z.B. http://www.robotwisdom.com/jaj/ulysses/index.html ). Mit Abstand am meisten gebracht hat mir aber dieser Text gebracht! Ich denke, er hätte auch eine Veröffentlichung in einem anderen Medium verdient!

    Danke!

  • Gast am 23.7.2001

    Neuer Joyce-Fan.

    Danke

Blick ins Buch
Titel: Goethe, Johann Wolfgang von - Ulysses - Zwischen Universalität und Intertextualität: Goethes Konzept der Weltliteratur in "Ulysses"



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