Heinrich von Kleist - Der Findling


Hausarbeit, 2000

15 Seiten


Leseprobe


Heinrich von Kleist - Der Findling

1. Einleitung

Was ist böse? Absolut böse? Tausendfältig verknüpft und verschlungen sind die Dinge der Welt, jede Handlung ist die Mutter von Millionen anderer, und oft die schlechteste erzeugt die besten - Sage mir, wer auf dieser Erde hat schon etwas Böses getan? Etwas, das Böse wäre in alle Ewigkeit fort -? “

Am 15. August 1801 schreibt Kleist diesen Brief an seine Verlobte Wilhelmine von Zenge aus Paris nach Frankfurt an der Oder. Dieser Gedanke Kleist findet sich in seiner Erzählung von 1811 "Der Findling" wieder. In einer sehr hohen motivischen und thematischen Dichte befasst sich Kleists in dieser kurzen Erzählung vor allem mit dieser Frage: Was ist böse?

Mein erster Leseeindruck ist typisch für die gesamte Novelle: ich war verwirrt. Am ende Der Novelle konnte ich nicht mehr erkennen, wer der Bösewicht war und wer gut war. Wurde Nicolo nicht am Anfang so unschuldig und hilflos dargestellt? Wie- so hat er sich zu dem entwickelt was er ist, als sein Ziehvater ihm den Schädel an der Wand einschlägt? Meist gibt es doch einen Gegenpol: das Gute kämpft gegen das Böse. Vielleicht liegt genau hier der Punkt, dass man als Leser stets diesen Ge- genpol erwartet. Das Böse gibt es nicht ohne das Gute und andersherum.

Interessanter Weise spiegelt sich dies auch in der Sekundärliteratur wieder. Stets wurde Nicolo als durchtriebener, falscher Bösewicht dargestellt. Im Gegensatz dazu waren Piachi und Elvire die Güte und Liebenswürdigkeit in Person und Piachis Tat am Ende durchaus verständlich. In den späten 70er Jahren jedoch wandelte sich die Richtung der Sichtweise. Den Höhepunkt dieser anderen Lesart bildet Schröders Plädoyer für Nicolo (1985). Nicolo war von nun an eben nicht der teuflische Falsch- spieler, sondern vielmehr ein Opfer. Er war das Opfer einer falschen Erziehung, ei- nes lieblosen Elternhauses, einer kapitalistischen Gesellschaft, eines korrupten Kle- rus. Eigentlich, so wollte es den Interpreten scheinen, hatte sich die gesamte Welt an Nicolo versündigt.

Ziel meiner Arbeit soll es sein, zu zeigen, das für beide Interpretationsmöglichkeiten durchaus berechtigte Argumente zu finden sind. Für beide gibt es klare und deutli- che Hinweise in der Novelle. Erwartet man als Antagonist zum Bösen das Gute, ü- berliest man mehr oder weniger bewusst Fingerzeige in der Erzählung, die eben die- sen Antagonismus außer Kraft setzen. Alleine um diesen Aspekt von Gut und Böse in der Novelle zu behandeln, ohne den Rahmen einer solchen Hausarbeit zu spren- gen, bedarf es starker Abgrenzungen des Themas. Es soll hier weder um eine philo- sophische Betrachtung des Problems gehen, noch um Auswirkungen der Kant-Krise oder die überaus interessante innere Struktur. Auch das Zufall- und Schlüsselmotiv werden nur am Rande thematisiert. Vielmehr sollen vor allem zwei Interpretationen zwischen denen über 20 Jahre liegen, suche am Primärtext beweisen, um im An- schluss zu zeigen, dass weder der eine noch der andere einen Richtigkeitsanspruch hat. Des weiteren unternehme ich unter Punkt 3.3.1 einen kurzen Versuch, Kleists Thema der Lückenbüßer-Funktion von einem soziologischem Standpunkt her zu be- trachten.

2. Aufnahme und Adoption des Findlings

2.1 Verhalten und Motive Piachis

Auf dem Rückweg von der Geschäftsreise, die aufgrund der „pestartigen Krankheit“ (229)1, welche die Stadt Ragusa heimgesucht hatte, erfolglos war, kommt es zu der ersten Begegnung Antonio Piachis und Nicolos. Piachi, der auf den hilflosen Find- ling am Wegesrand aufmerksam wird, will ihn, nachdem er von Nicolos Infektion weiß, „in der ersten Regung des Entsetzens“ (229) von sich stoßen. Lediglich die einsetzende Ohnmacht des Knaben hält ihn davon zurück, erregt sein Mitleid und lässt ihn Nicolo mitnehmen. In früheren Interpretationen wurde dieses Verhalten immer als Zeichen für Piachis Güte und für impulsgelenktes Verhalten gedeutet.2

Das Schwanken zwischen Zurückstoßen und Erbarmen sei eine Facette „menschli- cher Komplexheit und Irrationalität“3 des Kaufmanns Piachi. Hierbei wird jedoch übersehen, dass Piachi gleich darauf seine Entscheidung zu bereuen scheint und ü- berlegt, wie er den Findling „wieder los werden könne“(230). Dieses Verhalten wirft ein anderes Licht auf Piachis Aufnahme Nicolos. Die Tatsache, dass Piachi den Knaben trotz Gefahr für sich und seinen Sohn Paolo auf den Wagen holt, ist zweifellos als noble Geste zu verstehen und von ehrlichen Gefühlsimpulsen gesteu- ert. Dies findet aber bei Schröder keine weiter Beachtung. Die erste Abscheu und vor allem der rasch aufkommende Wunsch, sich von Nicolo wieder zu trennen, las- sen erkennen, dass hinter dem vermeintlichen Gefühlsmenschen Piachi doch ein be- rechnender Güterhändler steckt. Nach dem erzwungenen Krankenhausaufenthalt und dem Tode Paolos hebt Piachi Nicolo „in einer großen Bewegung, in den Wa- gen“ und nimmt ihn „an seines Sohnes Statt, mit nach Rom“(230). Auch diese Ge- bärde scheint im ersten Augenblick „irrationalen Tiefenschichten“4 Piachis Gemüt herzurühren. Zieht man jedoch in Betracht, dass Piachi erst „bei dem Anblick des Platzes, der neben ihm leer [bleibt]“(230) sich dazu entschließt, Nicolo aufzuneh- men, wird deutlich, dass Nicolo nicht seiner selbst willen, sondern viel mehr als „Sohnes-Ersatz“5 diese Güte erfährt. Zahlreiche neuere Interpretationen sind sich in dieser Hinsicht einig.6 Nach der scheinbar geglückten Integration in die Familie hat Piachi „den Jungen in dem Maße lieb gewonnen, als er ihn teuer zu stehen gekom- men war“(231). Zurecht macht Hoffmeister darauf aufmerksam, dass diese Aussage keineswegs mit einer Obwohl-Aussage zu verwechseln sei. Da er jedoch direkt im Anschluss daran hervorhebt, Piachi würde seine Liebe von Paolo auf Nicolo umprä- gen, führt er seine Argumentation eigentlich ad absurdum.7 Grund für die Adoption scheint vielmehr ein klar ökonomisch motivierter Wunsch nach Nachkommenssi- cherung zu sein.8 Über irgendeine Form von emotionaler Nähe zwischen Vater und Sohn erfährt man nichts. Einzig und allein die „weitläufigen Geschäfte“ (231), die Nicolo hervorragend regelt, lassen Piachi Freude an seinem Sohn empfinden.

2.2 Nicolo: Hilflos oder berechnend?

Nicolo erregt die Aufmerksamkeit Piachis, indem er „nach der Art der Flehenden“ (229) die Hände zu ihm aufstreckt. Diese zweideutige Wendung könnte an Nicolos „Unschuld“(229) zweifeln lassen.9 Auch die eingesetzte Körpersprache, die durch das Drücken und Küssen Piachis Hand zum Ausdruck kommt, wiederholt sich nach der Bloßstellung Nicolos bei der Beerdingung Constanzes, fast wörtlich: „[...] des Alten Hand zu ergreifen und ihn mit der Miene der Reue, unverzüglich und auf im- merdar, die Verabschiedung der Xaviera anzugeloben“ (237). Hinter dieser Geste im späteren Verlauf der Novelle versteckt sich ein „boshaftes Kalkül“10. Ob dieses Kal- kül jedoch bereits bei der ersten Begegnung mit Piachi eine Rolle spielt, ist am Text nicht eindeutig zu belegen. Das Nicolo „in seiner Unschuld“(229) zugibt, infiziert zu sein, lässt ebenfalls an einem boshaften Kalkül zweifeln, denn dann hätte er wohl kaum damit gerechnet, dass ihm trotz Erkrankung Hilfe wiederfahren würde. Viel- mehr hätte er seine Krankheit verschwiegen. Besonders die Versicherung des Kran- kenhausvorstehers, dass Nicolo „Gottes Sohn wäre und niemand ihn vermissen würde“(230) lässt großen interpretatorischen Spielraum. Hoffmeister sieht darin ei- ne „abgründige Ironie“11 und nur vordergründig als Zeichen dafür, dass Nicolo eine Vollwaise ist. Vielmehr wolle Kleist den Leser auffordern, das Böse als etwas von einer „unbegreiflichen Macht“12 eingesetzt und gelenktes zu verstehen.13 Gerade in Bezug auf Nicolos Ersatzfunktion im Hause Piachi lässt sich jedoch die Bezeichnung Gottes Sohn als Hinweis auf dessen Unberührtheit verstehen. Er ist praktisch ein unbeschriebenes Blatt, losgelöst von allen ständischen Zugehörigkei- ten und „in einem vorgesellschaftlichem Zustand“14. Diese Annahme hat zur Folge, dass die Entwicklung Nicolos zum Großteil auf die ihn prägenden Strukturen, also vor allem die Familie zurückzuführen sind. Aber nicht nur die Familie prägen Nico- lo sondern auch ein korrupter Klerus, wie ihn die Karmelitermönche und der Bi- schof verkörpern. Somit wäre Nicolo lediglich das Opfer einer misslungenen Sozia- lisation, einer lieblosen bürgerlichen Gesellschaft.15

Während Piachi noch um seinen Sohn trauert, sitzt Nicolo mit starrer Miene neben ihm und knackt Nüsse (231). Nüsse können einerseits ein Symbol der Fruchtbarkeit sein und prädestinieren Nicolo, im Gegensatz zum impotenten Piachi,16 schon jetzt als Liebhaber Elvirens. Andererseits gilt die (Hasel-)Nuss auch als Pflanze des Teu- fels und der Hexen und wäre somit als Hinweis auf Nicolos Tat am Ende zu verste- hen.17 Der Textabschnitt gibt also durchaus begründete Ansätze für einen unschul- digen und unvoreingenommenen hilflosen Findling. Nicolo jedoch ausschließlich als solchen zu sehen, heißt klare Hinweise zu ignorieren, die bereits in dieser An- fangssequenz an einen völlig vorgesellschaftlichen Zustand Nicolos zweifeln lassen.

3 Das Familienleben

3.1 Die zwei Leidenschaften Nicolos

Bereits im frühen Jugendalter entwickelt Nicolo zwei „Leidenschaften“(236): den bigotten „Umgang mit den Mönchen des Karmeliterklosters“(231) und den regen „Hang für das weibliche Geschlecht“(232). Obwohl diese Eigenschaften wie gesagt früh auftreten, ist es zweifelhaft, ob es sich hier wirklich um „konstituierende Grundeigenschaften“18 Nicolos handelt. Die Art der beiden Laster spielt hier eine entscheidende Rolle. Piachi wird ausdrücklich als „geschworener Feind aller Bigot- terie“(231) beschrieben. Es liegt nahe, dass er vor allem um sein Hab und Gut be- sorgt ist, an welchem der Karmeliterorden besonderes Interesse zu scheinen hat (232). Elvire hingegen stört sich besonders an Nicolos moralisch bedenklichem Verhältnis zu „einer gewissen Xaviera Tartini, Beischläferin ihres Bischofs“(232). Ein solches Verhalten eines Familienmitglieds passt gänzlich nicht zu einer zumin- dest nach außen19 hin so tugendhaften und reinen Frau wie Elvire. Somit könne Ni- colos Laster durchaus als reine reflexartige Gegenbewegungen zu einem von öko- nomischen und doppelmoralischen Werten geprägtes Elternhaus verstanden wer- den.20 Schröder beachtet diesen markanten Punkt, die Beziehung zwischen den Las- tern und den Eigenschaften der Eltern, nicht. Nicolos Schwäche für das andere Ge- schlecht spielt auch in seiner Beziehung zu Elvire eine zentrale Rolle. So verbinden sich seine erotische Begierde für Elvire und die Lust, sich an dieser zu rächen, zu jenem „Taumel“(240), einem fast rauschartigem Zustand, beim Gedanken an Elvire. Begierde und Rache sind Triebfedern für Nicolos Verhältnis zu seiner Mutter.

3.2 Gestörte Kommunikation

Das Hause Piachi scheint im Grunde ein sehr stilles Haus zu sein. „In keiner der an- deren Erzählungen wird so wenig gesprochen wie im "Findling".“21 Das (Ver-) Schweigen und die Wortlosigkeit stechen an vielen Stellen auf verschiedenen kom- munikativen Ebenen geradezu hervor. So genügt Piachi zur Schilderung Paolos To- des „eine kurze Erzählung des Vorfalls“(231) an Elvire. Diese hat „einen stillen Zug von Traurigkeit im Gemüt“(231), Piachi hütet „sich sehr, seinen [Colinos] Namen vor ihr zu nennen“(234) und überhaupt ist „niemals, solange sie lebte, [...] ein Wort, jene Begebenheit [ihre Rettung durch Colino] betreffend, über ihre Lippen gekom- men.“(234) Auch den Vorfall in der Karnevalsnacht oder das Auffinden der Zofe Xavieras in Nicolos Zimmer erwähnt Elvire in keinem Wort gegenüber ihrem Mann. Man kann nicht auf eine „innige Kommunikation“22 der Ehepartner schließen. Um zumindest Nicolos „Hang für das weibliche Geschlecht“(232) unter Kontrolle zu bekommen, wird er mit der Elvirens Nichte verheiratet. Ihre Freude über diese Hochzeit bringen die Eltern dadurch zum Ausdruck, dass „sie ihm eine glänzende Ausstattung“(232) und einen großen Teil des Hauses schon vor ihrem Ableben ver- erben. Dankbarkeit und Zufriedenheit zahlen sich hier in barer Münze aus.23 Diese gestörte oder nicht vorhandene verbale Kommunikation bringt eine ganze Reihe von Missverständnissen und fehlgeleiteter kommunikativer Akte mit sich. Ein typisches Beispiel für diese Fehlleitung ist das Buchstabenspiel "Colino-Nicolo". Nachdem Nicolo die Buchstabenreihenfolge getauscht hat, kommt es zu einem Missverständ- nis. Nicolo deutet das „sanfte Erröten“ (242) Elvirens und ihr Übereinaderschieben der Buchstaben als Beweis dafür, „daßsie unter dieser Versetzung der Buchstaben nur seinen eigenen Namen verberge“.(242f.) Gesten, Vermutungen und zarte An- deutungen ersetzen die Kommunikation.

Auch Gefühle werden in der Familie stets alleine und versteckt ausgelebt. Elvire zieht sich auf ihr Zimmer zurück, wenn sie unter ihren nervlichen Schwächeanfällen leidet oder ihrem Liebeskult frönen will. Nicolo bringt seine Wut und sein Verlan- gen nie offen zum Ausdruck. Vielmehr wartet er mit „unterdrückter Freude“(242) und „scheinbarer Gleichgültigkeit“(242) Elvirens Reaktion auf den mit den Buch- staben gelebten Namen Colino ab. Erst vor Xaviera bröckelt die Maske kurzfristig. Nach der Eröffnung des wahren Sachverhalts durch Xaviera ist er „gänzlich außer Stande [...]die Verlegenheit [...] zu verbergen“(244). Seine Transparenz für Xaviera erträgt er nicht und flieht unter einem Vorwand. Er verliert sogar die Kontrolle über seine Miene, die sich niemals verändert (Vgl.: 231) und seine Oberlippe befällt ein „hässliches Zucken“.(244)

Das Phänomen der gestörten Kommunikation kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie wird bei Hoffmeister zwar registriert, aber nicht in dem Maße beachtet, wie es nötig wäre.

3.3 Nicolo als Lückenbüßer

Die Wahl des Titels "Der Findling" und nicht etwas "Nicolo" gibt einen Hinweis darauf, dass Kleist nicht besonderes Interesse an der inneren Seelenlandschaft Nico- los vermitteln wollte, sondern auf die soziologische Funktion Nicolos, eben die des Findlings, verweisen wollte.24 Die Findlingsfigur scheint für Piachi wie geschaffen zu sein. Nicolo ist „ohne Herkunft und Heimat, ohne Identität[...] eine Unperson“25, die jede beliebige Rolle annehmen kann. Nicolo übernimmt anfangs Paolos Platz; sogar „sämtliche Kleider desselben“(231) werden ihm zum Geschenk gemacht. Da- nach schlüpft er in die Rolle des Komis und schließlich in die des Güterhändlers Pi- achi. Hat er diese Rollen noch mehr oder minder freiwillig übernommen, so wird seine Hochzeit mit Constanze anscheinend von den Eltern arrangiert.26 Mit der Ver- kleidung eines genuesischer Ritter in der Karnevalsnacht spielt er zum ersten mal, wenn auch unbewusst, die Rolle Colinos. Nachdem er sich anstelle des Bildes in El- virens Zimmer gestellt hat, übernimmt er den Part des Geliebten Colinos. Unmittel- bar danach wird Nicolo wieder zum demütigen Sohn und sofort darauf zum Haus- vorstand und Besitzer, der mit juristischen Mitteln den Vater des Hauses verweisen kann. Zum Schluss tritt er bei Xaviera anstelle des Bischofs und ist, als er von Pia- chi erschlagen wird, doch wieder nur der „von Natur schwächere[]“(246), der Find- ling vom Anfang.27 Nicolos Entwicklung, seine Wertvorstellungen und sein Um- gang mit den Eltern sind somit sicherlich auch von diesen häufigen Rollenwechseln beeinflusst. Auf Nicolo als Person, auf seine Authentizität als Individuum wird in der Familie keine Rücksicht genommen. Er hat sich anzupassen und wird nur dann mit Wohlwollen des Vaters beglückt, wenn er seiner Rolle als Güterhändler gerecht wird. Nicolo ist nicht die einzige Figur, die in der Novelle ursprüngliche Personen ersetzt oder beliebig austauschbar zu sein scheint. Elvire ersetzt Piachis erste Frau, dieser nimmt den Platz Colinos ein28, Constanze und Xaviera sind für Nicolo prob- lemlos austauschbar und Piachi und Elvire ersetzten die verstorbenen Eltern für Ni- colo. Die Familie scheint wie eine Theateraufführung, die einzig und allein von Zweitbesetzungen gespielt wird.

3.3.1 Einsetzende Authentizitätsprobleme der Menschen zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Alle Figuren in Kleists Findling und besonders Nicolo, übernehmen, freiwillig oder unfreiwillig, eine große Anzahl von gesellschaftlichen Rollen (siehe 3.1). Übertreibt Schröder nicht mit seiner Behauptung, Nicolo sei aufgrund seiner Stellvertreterposi- tion eine „Unperson“29 ? Jeder Mensch übernimmt eine Vielzahl von Rollen: man ist Vater, Sohn, Ehemann, mündiger Bürger, Berufstätiger, Fußballkumpel, Theaterbe- sucher usw. in einer Person. Ist Nicolo nicht ganz alltäglichen Rollensituationen ausgesetzt, wie sie jeder heute bewusst oder unbewusst übernimmt? Eine Antwort auf diese Frage gibt eventuell die Soziologie. Richard Sennett verfolgt in seinem Buch „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität.“ u.a. auch Rollenverhalten in Europa über die Jahrhunderte hinweg.30 In der vorkapitalis- tischen Gesellschaft scheinen laut Sennett, derartige Rollenkonflikte nicht in dem Maße aufzutreten, wie es im Zuge der industriellen Revolution der Fall zu sein scheint. Die Trennung von Familien- und Berufsrollen in der industriellen Revoluti- on sind eng mit der Entstehung und dem Wandel sozialer Rollen verknüpft.31 Die zunehmenden Rollenerwartungen verlangten nie die Person als ganze, vielmehr wurde man nur noch partiell, eben genau in der Rolle gefordert, welche die Situation verlangt:

„Eines der wichtigsten Probleme der Rollentheorie ist der Rollenkonflikt: Rollen können widersprüchliche Erwartungen enthalten; mehrere, unausweichliche auf dieselbe Person entfallende Rollen können einander in ihrer Erwartung wiedersprechen. Hier stellen sich die Fragen: Wie verhält sich der Rollenträger in solchen Konflikten? Wie entwickeln sich Rollen in solchen Konflikten?“32

Sennett findet gerade zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl von Beispielen im alltäglichem und kulturellem Leben, die eventuell darauf schließen lassen, dass Kleist und seine Zeitgenossen diese Brüche in der Wahrnehmung der eigenen Per- sönlichkeit erstmals wahrnahmen. Soziologen versuchen anhand dieser Brüche in zu erklären, wieso heute in der postmodernen Gesellschaft ein großer Wunsch nach Einzigartigkeit, Unverwechselbarkeit und Individualität zu beobachten ist. Kleist scheint für dieses Bewusstsein sensibel zu sein und verdeutlicht es an seinen Figuren. In der Sekundärliteratur wurde dieser Aspekt anscheinend noch nicht hinreichend beleuchtet. Schröder und andere erkennen wie schon gesagt, durchaus Rollenverteilungen, jedoch fasst Schröder dies vielmehr als eine weitere Absonderlichkeit im Hause Piachi auf, die letztlich für Nicolos Tat verantwortlich sind. Das sie sicherlich eine entscheidende Rolle spielen, ist gut nachvollziehbar. Jedoch könnte dieses Rollenspiel bei Piachis nicht als eine Ausnahme verstanden werden, sondern vielmehr als gesellschaftlicher Alltag, den Kleist vorträgt.

3.4 Piachi als Zuchtmeister Nicolos

An vielen Stellen in der Novelle tritt Piachi indirekt oder direkt als autoritäre Vater- figur Nicolos auf. In der Karnevalsnacht will Nicolo instinktiv Elvire helfen. Das diese Geste spontan und instinkthaft ist, wird dadurch deutlich, dass Nicolo „der Unglücklichen beispringen“(235) will. Im selben Moment scheint er jedoch Angst vor einer Strafe Piachis zu haben. Die Besorgnis darüber ist so groß, als das sie alle anderen Gefühle unterdrückt. „Mit verstörter Beeiferung“(235) reißt er Elvire den Schlüssel von der Hüfte. Sein Verhalten ist panisch und erschrickt ihn selber. Das zunehmend gestörte Respektverhältnis kristallisiert sich besonders nach dem Tode Constanzes hervor. Piachi fängt den Nicolos Brief „halb mit List, halb mit Gewalt“(236) ab und läst sich „zu einem höchst bedenklichem Betrug hinreißen.“33 Inwieweit tritt Piachi hier als „unumschränkter moralischer Zuchtmeister“34 auf, wie Schröder sich empört? Die Scham und die gesellschaftliche Demütigung treffen Ni- colo schwer. Der „Unglückliche“(237) ist „tief beschämt“ über das, was „der Alte ihm vor allem Volk angetan“(237) hat. Ich meine jedoch, dass man Piachi an dieser Stelle weder Durchtriebenheit noch Böswilligkeit vorwerfen kann. Piachi hat ein klares Wertesystem und Gerechtigkeitsempfinden, auch wen dieses bei näherem Be- trachten auch doppelbödig sein kann. Er sieht in sich selber einen redlichen Ge- schäftsmann. Eben diese Redlichkeit verlangt ihren Tribut von Nicolo. Er hat grob gegen bestehende Normen verstoßen und wird dafür abgestraft. Jedoch nicht aus Willkür, sondern als eine Art pädagogische Maßnahme, die in den Augen Piachis zunächst auch noch von Erfolg gekrönt zu sein scheint. Nach einigen Tagen des Schweigens ergreift Nicolo „mit der Mine der Reue“(237) die Hand seines Vaters, bittet um Entschuldigung und schwört Besserung. Das Nicolo dies aber nur aus küh- ler Berechnung „wegen der Hinterlassenschaft Constanzens“ (237) tut und nicht aus echter Reue sieht Piachi nicht. Seine Maßregelung hat sogar genau den gegenteili- gen Effekt, da Nicolo an dem ihm gebotenen Wiederstand seinen Trotz schärft (Vgl.: 237).

Das Piachis Versuch letztlich doch erfolglos war, zeigt sich Piachi selbst erst, als er Nicolo im Schlafzimmer Elvirens ertappt. Der Alte ist geneigt die „Sache still ab- zumachen“ (245) und ihn mit der Peitsche des Hauses zu verweisen, bevor die Si- tuation und die Machtverhältnisse plötzlich umschlagen. Schröder stellt den mit Vorsicht zu genießenden Vergleich und Vorwurf auf, dass Piachis sich verhalte, „als hätte er einen Hund vor sich.“35 Der Weg Nicolos zu dieser Tat scheint zumindest nachvollziehbar zu sein, die Tat an sich verstört den Leser auch nach dieser bisherigen kritischen Betrachtung der familiären Bedingungen unter denen Nicolo zweifellos zu leiden hatte. Kritik an Piachis Verhalten in dieser expliziten Situation zu ü- ben, scheint mir schwer zu rechtfertigen zu sein. Immerhin ertappt er Nicolo quasi bei dem Versuch Elvire zu vergewaltigen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Piachi durchaus als derjenige auftritt, der entscheidet, was Nicolo zu tun und zu lassen hat. Auch moralisch hat Nicolo sich ihm zu beugen. Dies resultiert jedoch aus dem bürgerlichem Redlichkeitsemp- finden Piachis, der er Nicolo unterwerfen will. Zurecht wurde dieses Vorhaben Pia- chis als einer der Hauptgründe „für eine misslungene Sozialisation“36 Nicolos ge- wertet.

3.5 Nicolos Entwicklung nach der Beerdigung

Nachdem Nicolo auf Constanzes Beerdigung von Piachi öffentlich gedemütigt wur- de, nimmt sein Charakter für den Leser schärfere Konturen an. Die Beschreibungen des Erzählers werden deutlicher. Nicolo übt sich „in der Kunst, die Aufmerksamkeit des redlichen Alten zu umgehen.“(237) Nicolo entwickelt „heimtückische Hoffnun- gen“ (238), hat ein „verwildertes Herz“(240), schmiedet seinen „satanischen Plan“(244), kurzum er ist ein „höllischer Bösewicht“(246). Spätestens nach der Be- erdigungsszene beschleicht den Leser das Ungute Gefühl, dass die gesamte Ent- wicklung der Handlung in einer Katastrophe enden muss. Nicolo fühlt sich durch das Verhalten Piachis so sehr an seine Stellung als gesellschaftlicher Außenseiter er- innert, dass er all seine Hoffnungen sich selber zu finden, in das Bild Colinos proji- ziert, „dessen Bedeutung zwischen den Extremen Nebenbuhler und Doppelgänger er nicht zu entziffern mag, das ihm das Rätsel seiner Existenz zu verbergen scheint.“37 Nicolo wird von dem Bild geradezu magisch angezogen, ohne zunächst erklären zu können, was diesen Reiz ausmacht: „Nicolo erschrak, er wusste selbst nicht warum: und eine Menge Gedanken fuhren ihm, den Großen Augen des Bildes, das ihn starr ansah, gegenüber, durch die Brust [...].“(239)38 Als die Illusion des Bildes von Xa- viera zerschlagen wird, setzt Nicolo „die abscheulichste Tat, die je verübt worden ist“ (244) in die Tat um, sobald sich ihm die erste Möglichkeit bietet. Schröder scheint diese Passagen komplett zu überlesen. Schröders Aufsatz bekommt dadurch in der Tat den Charakter eine juristischen Plädoyers, indem er gewisse Sachverhalte zugunsten des Angeklagten einfach nicht erwähnt oder keinerlei Beachtung schenkt.

4 Piachis Rachetat

4.1 Rechtssysteme

Das Durcheinander von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Falsch und Richtig, Gut und Böse wird unter anderem auch durch die verschiedenen Rechtsordnungen, die in der Novelle nebeneinander existieren, verursacht. Drei treten besonders stark her- vor: eine religiöse, eine positive und eine natürliche Rechtsordnung.39 Sie über- schneiden und heben sich sogar gegenseitig auf. Zur Konfrontation der unterschied- lichen Ordnungen und die dadurch verursachte chaotische Situation, kommt es bei der letzten Auseinadersetzung von Vater und Sohn und der darauf folgenden Hin- richtung Piachis.

Nicolo begehrt Elvire sexuell mit dem Vorrecht des jungen und potenten Liebha- bers. Piachi aber erscheint „als Werkzeug der mutterrechtlichen Nemesis“40 und als Vorstand der Familie. Sein Sohn hat sich, wie schon die Male davor, dem zu beugen und sich Piachi zu unterwerfen. Nicolo wechselt aber sogleich das für ihn geltende Rechtssystem. Durch die Überschreibung des Hauses und Besitzes, hat Nicolo das positive Recht auf seiner Seite. Er ist bereit und fähig, „sein Recht, gegen wen im- mer auf der Welt es sei, zu behaupten“(246). Das Piachi sich daraufhin „wie ent- waffnet“(246) fühlt, kann man durchaus wörtlich verstehen. Sämtliche Waffen oder Sanktionsmittel gegen Nicolo sind hinfällig in dieser positiven Rechtswelt. Gestärkt wird Nicolos rechtliche Position zusätzlich durch das von der Regierung erlassene Dekret, das durch die Vermittlung des Bischofs zustande kommt. Diesen Unter- schied von gerecht und Gerechtigkeit ist für Piachi nicht fassbar. Nur durch einen mörderischer Racheakt und brutale Selbstjustiz kann sich Piachi dieser staatlichen Rechtordnung wiedersetzen, stets in dem Bewusstsein richtig zu handeln. Denn nach der Tat empfindet Piachi ja keine Reue sondern verlangt vielmehr seine Hinrichtung ohne Absolution, um Nicolo in der Hölle weiter zu verfolgen. Die Hinrichtung, die für Piachi eigentlich eine Sühneleistung sein sollte, wird für ihn „einfach zu einer willkommenen Fahrgelegenheit zwischen Erde und Hölle“.41 Piachi wird paradoxer Weise nun durch die Gesetze des Kirchenstaats vor dem Tode bewahrt. Auch hier kommt es zu einer fehlgeschlagenen Kommunikation: Piachi will gar nicht selig werden und vor allem ist es sinnlos, „ihm die Strafwürdigkeit seiner Handlung fühl- bar zu machen“ (247), da er sich selber keiner Schuld bewusst ist und das Rachemo- tiv an oberste Stelle für ihn steht.(Vg.:247) Da der Kirchenstaat auf solch ein natür- liches Rechtssystem nicht reagieren kann, wird das eigene religiöse Gesetz gebeugt und Piachi auf Geheißdes Papstes „ganz in der Stille“(248) aufgeknüpft. „[D]er Ge- setzesbruch, der in dem Tod ohne Absolution liegt, macht auch die heimliche Hin- richtung zu einem Akt der Rache und Selbstjustiz.“42 Hoffmeister erkennt diese Konflikte der Rechtssysteme noch nicht in der Klarheit. Piachi ist einzig und allein ein Opfer und steht allein. Der Kirchenstaat, der eigentliche „Träger irdischer Ge- rechtigkeit, [...] hat nicht nur versagt, sondern sich mit dem Bösen verbündet.“43 Si- cherlich ist hier in der Novelle auch eine klare Kirchenkritik zu erkennen, aber Hoffmeister geht von einer klareren Unterscheidungsmöglichkeit von Gut und Böse aus. Er geht sogar soweit, den letzten Abschnitt der Erzählung als „Pathos des Pro- tests gegen das Böse“44 zu verstehen. Interessant ist Piachis Einstellung zu Gott, die in seinem Verhalten deutlich wird. Er übernimmt göttliche Richteraufgaben, indem er Nicolo in die Hölle folgen will, um seine Rache dort weiter befriedigen zu kön- nen. Einerseits vertraut er Gott nicht in der Wahl des Strafmasses für Nicolo, and- rerseits ist er sich auch ganz sicher, dass Nicolo in der Hölle und nicht im Himmel sein wird.45

5. Ergebnis

Die Arbeit hat einen wesentlichen Punkt klar gemacht: konsequente Lesarten sind für Kleists Novelle der Findling nicht möglich. Autoren wie Hoffmeister oder Schröder lassen bei einer starren Lesart wie den ihrigen wesentliche Aspekte der Er- zählung außer acht. Man mag es Schröder verzeihen, der seiner neuen Interpretation durch vielleicht bewusst gewählte Einseitigkeit Nachdruck verleihen wollte. Nicht umsonst wählte er den Untertitel „Ein Plädoyer für Nicolo“. Es konnte nur ein kleiner Abriss dessen geboten werden, was die Novelle thematisiert. Die Dichte dieser kurzen Erzählung sprengt den Rahmen einer Hausarbeit entschieden. Der innere Aufbau und die Struktur wurden kaum in die Arbeit mit einbezogen. Auch philosophische Aspekte mussten größtenteils ausgeklammert werden

Ein interessanter Punkt wäre jedoch, anhand der Lückenbüßerfunktion und des Rollenverhaltens Nicolos dieses Motiv weiter zu verfolgen. Es lässt sich von der Antike, über das Mittelalter, über Shakespeare, Kleist und ganz besonders in zeitgenössischer Literatur verfolgen.

Die verwendeten Texte lassen sich keiner literaturwissenschaftlichen Methode klar zuordnen. Gerade der Haupttext von Schröder enthält hermeneutische wie auch semiotische Passagen. Bei Hoffmeister lässt sich hingegen eventuell eine hermeneutische Methode erkennen.

6. Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Kleist, Heinrich von: Erzählungen und andere Prosa. Hrsg. von Helmut Sembdner. Stuttgart 1984. (=Reclams Universal-Bibliothek.8232)

Sekundärliteratur

Bächtold-Stäubli, Hans (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin/Leipzig 1932/33.

Bernsdorf, Wilhelm (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie. 2., neubearbeitete und erweiterte Ausgabe. Stuttgart 1969.

Hoffmeister, Werner: Heinrich von Kleists Findling. In: Monatshefte 58 (1966), S. 49- 63.

Horn, Peter: Heinrich von Kleist: eine Einführung. Königsstein 1978.

Marx, Stefanie: Beispiele des Beispiellosen: Heinrich von Kleists Erzählungen ohne Moral. Würzburg 1994.

Schröder, Jürgen: Kleists Novelle "Der Findling". Ein Plädoyer für Nicolo. In: Kreutzer, Hans Joachim (Hrsg.): Kleist Jahrbuch 1985. Berlin 1985, S. 109-127.

Sennett, Richard: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. Ungekürzte Ausgabe. Frankfurt a/M 1983.

[...]


1 Die in einem in runden Klammern nachgestellten Ziffern bezeichnen Seitenzahlen in: Kleist, Heinrich von: Erzählungen und andere Prosa. Stuttgart 1984.(=Reclams Universal-Bibliothek. 8232)

2 Vgl. Hoffmeister, Werner: Heinrich von Kleists Findling. In: Monatshefte 58 (1966), S. 49-63, hier S. 53. (Künftig zitiert: Hoffmeister (1966).)

3 Ebd. S. 53

4 Ebd. S. 53

5 Schröder, Jürgen: Kleists Novelle "Der Findling". Ein Plädoyer für Nicolo. In: Kreutzer, Hans Joachim (Hrsg.): Kleist Jahrbuch 1985. Berlin 1985, S. 109-127, hier S.112. (Künftig zitiert: Schröder (1985).)

6 Sieh auch Punk 3.3 und 3.3.1 dieser Arbeit.

7 Vgl. Hoffmeister (1966), S. 53. Hoffmeister gebraucht wörtlich „umgeprägt“. Die Liebe Piachis scheint wie eine Münze prägbar zu sein. Ungewollt legt Hoffmeister selbst somit sogar ökonomische Momente nahe, die Piachi eventuell motivieren.

8 Vgl. Marx, Stefanie: Beispiele des Beispiellosen: Heinrich von Kleists Erzählungen ohne Moral. Würzburg 1994, S. 86-114, hier S. 97. (Künftig zitiert: Marx (1994)).

9 Vgl. Hoffmeister (1966), S. 55.

10 Marx (1994), S. 101. Marx generalisiert, dass hinter der „pathetisch-empfindsamen Gebärdensprache“ bei Nicolo immer ein solches Kalkül steckt. Diese Beurteilung möchte ich jedoch als vorschnell beurtei- len.

11 Hoffmeister (1966), S. 55.

12 Ebd. S. 56

13 Ebd. S. 55f.

14 Marx (1994), S. 98.

15 Vgl. Horn, Peter: Heinrich von Kleist: eine Einführung. Königsstein 1978, S. 170. Vgl. Marx (1994), S. 99.

16 Vgl.: „[...]Elvire, welche von dem Alten keine Kinder mehr zu erhalten hoffen konnte,[...].“ (231)

17 Vgl. Bächtold-Stäubli, Hans (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band ??? Berlin/Leipzig 1932/33.

18 Hoffmeister (1966), S. 54.

19 In Wahrheit verbindet sie eine „fast nekrophile Bindung an den toten Colino“ (Schröder (1985), S. 117.).

20 Vgl. Marx (1994), S. 99.

21 Ebd. S. 88

22 Hoffmeister (1966), S. 58. Hoffmeister macht auf die fehlende Kommunikation aufmerksam, glaubt jedoch zu erkennen, dass die „Ehegatten durch Verständnis und gegenseitige Fürsorge miteinander verbunden“ sind.

23 An verschiedenen Stellen der Sekundärliteratur wird auf den ökonomischen Rahmen und die Wichtigkeit des Geldes in der Novelle verwiesen.

24 Vgl. Horn, Peter: Heinrich von Kleist: eine Einführung. Königsstein 1978, S. 169. 8

25 Schröder (1985), S. 113.

26 Vgl. Ebd. Zwar wird dies in der Novelle nicht genau gesagt, aber da „man“(236) zu Lebzeiten Contanzes schon wusste, dass Nicolo ihr nicht treu war und nicht liebte, scheint es sich hier nicht um eine Liebeshochzeit zu handeln.

27 Vgl. Ebd.

28 Piachi kann Colino jedoch in keinster Weise ersetzen. Weder als Liebhaber („keine Kinder mehr zu erhalten hoffen konnte“(231)) noch als wirklicher Partner, wie die zahlreichen Tabu-Themen und die Unzufriedenheit Elvirens zeigen.

29 Schröder (1985): S. 113.

30 Sennett, Richard: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. Frankfurt a/M 1983.

31 Vgl: Dahrendorf, Ralf: Rolle und Rollentheorie. In: Bernsdorf, Wilhelm (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart 1969. S. 902-904.

32 Ebd. S. 903

33 Schröder (1985): S.113.

34 Ebd.

35 Schröder (1985): S. 113.

36 Marx (1994): S. 100.

37 Schröder (1985): S.122.

38 Hervorhebung von mir. J.K.. Interessant ist auch, dass Nicolo die Gedanken nicht, wie man es von Gedanken erwarten mag, durch den Kopf gehen, sondern eben durchs Herz.

39 Vgl. Schröder (1985), S. 120

40 Ebd. Die oben erwähnte Redlichkeit Piachis resultiert aus dem Bewusstsein Piachis als Bewahrer des Rechten Maßes zu gelten, ganz gleich der griechischen Göttin Nemesis.

41 Ebd.; S. 112

42 Schröder (1985), S. 121.

43 Hoffmeister (1966), S. 50

44 Ebd., S. 51

45 Vgl. Ebd.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Heinrich von Kleist - Der Findling
Hochschule
Universität Münster
Autor
Jahr
2000
Seiten
15
Katalognummer
V101019
ISBN (eBook)
9783638994415
Dateigröße
384 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wenn du Fragen hast, schreib mir gerne eine Email. ciao!
Schlagworte
Heinrich, Kleist, Findling
Arbeit zitieren
Jörn Köster (Autor:in), 2000, Heinrich von Kleist - Der Findling, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101019

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