Salonkultur in Deutschland


Ausarbeitung, 2000

6 Seiten


Leseprobe


Referat Wohnformen: Salonkultur

1. Geselligkeiten in Weimar um die Jahrhundertwende

1.1.Die Tischgesellschaft bei Anna Amalia(1793-1807)

- war durch den zeitigen Tod ihres Mannes Witwe
- übernahm dadurch die Vormundschaft über das Herzogtum Eisenach- Weimar-Sachsen, Hofgesellschaft, Adel
- sie war sehr selbstbewusst, und durchsetzungsfähig, schafft eine Tischgesellschaft, aus ihrem Hunger nach Bildung heraus
- es entsteht eine Freundschaft zu Herder und Goethe, sie erhalten beide hohe Ämter am Hof (enge Bindung zwischen Goethe und Weimar entsteht)
- Geist und Talente standen am Hof höher als der Rang der Geburt
- Weimar wurde zum Kunst- und Museumshof
- aus den Zusammenkünften heraus entstand eine Zeitschrift, in der alles von Politik, Witz, Talent und Verstand zusammengefasst war, mit Anna Amalia als Herausgeberin, das Blatt erhielt zunehmend an Gewicht
- sie förderte in Weimar die Wiederentstehung eines Orchesters, ein neu errichtetes Hoftheater mit Berufsschauspielern
- zu ihrem Kreis, der wenige Jahre vor ihrem Tod zweimal pro Woche stattfand (anfangs nur einmal pro Woche), trafen sich Gelehrte, Künstler, Poeten und Staatsleute
- es wurden neueste Erkenntnisse vorgetragen, man befasste sich mit Neuerscheinungen und stellte eigene Werke vor (Goethe, Wieland, Herder und Schiller haben zeitweilig regelmäßig daran teilgenommen)
- Anna Amalia besaß die Gabe die versch. Leute miteinander ins Gespräch zu bringen
- der Ruf Weimars schnellte in die Höhe, es fanden auch andere unbekannte Dichter Interesse an dem Tun Anna Amalias

1.2.Der literarische Salon von Johanna Schoppenhauer(1766-1826)- war Witwe

- das ersten Zus.treffen mit Goethe war sehr stark fördernd für die Entwicklung des Teetisches, er hat den Charakter des Salons nachhaltig geprägt
- führte den ersten bürgerlichen Salon um1806 ein, waren den geselligen Abenden von Anna Amalia folgend → Fortsetzung der gepflegten Weimarischen Tradition
- die Schoppenhauer hatte großes Ansehen und konnte auch andere, unbekannte Menschen in die Gesellschaft einführen
- war die erste Frau die zu dieser Zeit von ihrer schriftstellerischen Tätigkeit leben konnte → diese entwickelte sich aus den Teetischgesprächen
- Räume der Geselligkeit waren Wohnraum, Bühne und das Arbeitszimmer
- man fand hier zur Zeit der Schlacht und Plünderung der Stadt, Zuspruch, Speise und Trank und eine Rückzugsmöglichkeit, einzige Haus in Weimar, was Gäste empfangen konnte
- diese außergewöhnliche Situation war zwar prägend für diese Salonform aber bestimmte nicht allein über deren Charakter
- der Teetisch wurde schnell populär und Anziehungspunkt für viele bekannte Persönlichkeiten dieser Zeit
- es kamen Privatpersonen, Künstler, Intellektuelle, Hofbeamte auch für Besucher Weimars war der Salon über lange Zeit der 2 Anlaufpunkt nach Goethes Wohnhaus
- Weimar wurde zum Wohlfahrtsort für Bildungsreisende
- nach Goethes Tod wurde ein Goethe Verein gegründet und damit endet die Arbeit des Schoppenhauerischen Salons

2. Berliner Salons (Blütezeit spätes 18.Jh. frühes 19.Jh.)

2.1.Der erste literarische Salon von Henriette Herz (1764-1847)

- gilt als Begründerin der Berliner Salonkultur, wurde ab 1833 in Deutschland erst Salon genannt, zu Zeit Henriette Herz nur Geselligkeit, Theetisch
- ihr Mann hielt in der Wohnung regelmäßig philosophische und physikalische Gesprächs- und Vortragsabende
- Henriette Herz wollte sich aber auf einem anderen Feld betätigen, sich aktiv mit moderner Literatur beschäftigen, ihr Mann war sehr tolerant und ließ sie gewähren

→ es spaltete sich die Geselligkeit im Haus Herz in zwei grundsätzlich unterschiedliche Gruppen (zu wissenschaftlichen Gesprächen bei ihrem Mann, mit Vorlieben zur Literatur zum Tee bei ihr)

→ 2mal wöchentlich bildetet sich um Henriette Herz ein literarischer Salon

- Salon fand statt von 1780 bis 1806, danach fanden noch Treffen zu Teeabenden statt (um 1800 Höhepunkt ihres Salons)

- sie war Mitglied bei mehreren literarischen Kränzchen → wirkten sich auch auf die Entwicklung des Herzchen Salons aus → es wurden auch Angehörige anderer Lesegesellschaften Besucher des Salons von Henriette Herz → wurde eines der angesehensten und gesuchtesten Häuser in Berlin
- die Lesegesellschaften dienten vor allem der Geistesbildung
- fand sich bei Henriette Herz noch ein anderer Kreis ein- der Tugendbund, er sollte der Herzensbildung und sittlichen Vervollkommnung seiner Mitglieder dienen (Freunde von Henriette Herz) → Seelenforschung, gegenseitige moralische Stärkung, Mitglieder hatten keine Geheimnisse voreinander, Beratung auch in Herzensangelegenheiten
- konnte allerdings nicht lange bestehen – Interesse der Mitglieder ließ nach
- dieser erste Berliner Salon entwickelte sich in einer Zeit des wachsenden literarischen Interesses und einem Bedürfnis nach einer Institution wie der des literarischen Salons
- Anfänge der Salonauflösung nach dem Tod ihres Mannes, sie begann ihre Geselligkeit weiter einzuschränken
- blieb zwar noch mit der Berliner Salongesellschaft in Verbindung und gab noch interessante Teeabende waren nicht mehr so weitläufig wie früher
- als sich der Salon auflöste, war er nur noch einer unter vielen Salons in Berlin gewesen, vorher der einzige

2.2.Die Salons von Rahel Lewis-Varnhagen von Ense (1771-1833) (Jüdin)

- erster Salon, die „Dachstube“, hier versammelten sich in den 1790er Jahren Intellektuelle aus verschiedenen Ständen, Künstler, Angehörige des preußischen Königshauses, Studenten, Schauspieler
- Begriff „Dachstube“ wurde poetisch so genannt – waren die Räumlichkeiten einer Dachwohnung (Salon)
- sie war Jüdin, aber weil auch Angehörige des Preußischen Königshauses mit zu den Salonbesuchern zählten, waren diese Standesunterschiede verwischt → freie und bis zu einem gewissen Grad unkonventionelle Geselligkeit
- war die erste unverheiratete Frau der es gelang eine Salongesellschaft zu entfalten (wurde wichtigstes Zentrum der Berliner Frühromantik)
- besaß ein erstaunliches Einfühlungsvermögen für Menschen und deren Probleme, es kamen immer mehr Gäste zu Rahel Lewis, bildete sich eine Gesellschaft in größter Freiheit und Behaglichkeit heraus, sie besaß die Gabe sich jedem noch so unterschiedlichsten Gast zuzuwenden und sein Interesse zu wecken, auf Spannungen in Gesprächen ausgleichend wirken und plötzlich entstehende Verlegenheiten geschickt zu überbrücken
- es kamen Schauspieler, Literaten, Gelehrte, Diplomaten, Adelige und Prinzen
- nur durch diese Regulierung war eine Gesellschaft mit so unterschiedlichen und zum Teil recht dominierenden Menschen überhaupt möglich
- sie verehrte Goethe → Werke des Dichters wurden hier auf einem anspruchsvollem Niveau diskutiert
- durch den Krieg 1806 Ende des ersten Salons (war auf Höhepunkt seiner Entwicklung)
- der 2. Salon konnte nicht mehr als wiederentstandene Dachstube existieren
- dieser Salon diente als Gesprächsraum und Raum in dem Kunst präsentiert wurde, kulturelle Ereignisse dominierten die Unterhaltung
- das Essen wurde als geselligkeitsstiftendes Element eingeführt = Soiree (guter Geschmack wird wieder in Verbindung mit Umgangsformen gebracht)
- während des Soiree fanden nun musikalische Darbietungen statt (wurde ein Programmpunkt des Salons)
- durch die Gründung der Berliner Universität Änderung der Zusammensetzung des Salons: Diplomaten, Offiziere, Vertreter der verschiedenen aristokratischen Gruppen, Schriftsteller und Künstler
- Rahel Varnhagen konnte nicht mehr zu ihrer alten Rolle der Saloniére zurückfinden
- 2 widersprechende Tendenzen entstanden: Harmonie im Salon zu wahren und die verstärkte Nutzung des Salons als Sphäre des Kunstkonsums (Widersprüchliche Interessen unter den Mitgliedern des Salons kamen zum Ausbruch)
- nach ihrem Tod führte ihr Mann den Salon in ihrem Namen weiter, der sie um 25 Jahre überlebte und Zeit Lebens einen Kult um Ihr Andenken trieb

Der Salon von Ferdinand Lassalles (Hintergrund der Arbeiterbewegung) (1825-1864)

→Politiker

- ließ sich erst 1857 in Berlin nieder
- Gründe für Salongründung: politische Überlegungen, Möglichkeit im Salon Kontakte zum Verlags- und Pressewesen zu knüpfen und um Kontakt zu am Hof einflussreichen Personen zu bekommen
- durch seine Freundschaft zu Heinrich Heine öffneten ihm die Türen zur Berliner Salonwelt der Gelehrten
- demokratisch eingestellter Personenkreis im Lassallischen Salons
- nicht die „Teetische“ und die Geselligkeit prägten mehr den Salon, sondern das Speisezimmer und die Speisen, danach fanden musikalische Darbietungen statt
- seine Strategie war es seine Gäste mit materiellen Genüssen zu locken,
- 1859 mietete er eine größere Wohnung, in der er seine Geselligkeit in einem repräsentativeren Rahmen fortsetzte (Speisezimmer und Salon (Gesellschaftszimmer) waren nun getrennt)
- plante nun 3 bis 4 große Gesellschaften für 30 Personen
- ihm standen nun 4 verschieden große Räume zur Verfügung, durch die Einrichtung mit mehr oder minder festgelegter Funktion, die er nach Bedarf einsetzen konnte
- die gesellschaftliche Repräsentationsform des Salons ändert sich
- Lassalle hatte mit seinen luxuriösen Soupers mit Austern und Champagner eine Veränderung bewirkt → die Gesellschaft orientierte sich zunehmend am Materialismus, damit viel die Anspruchslosigkeit (größerer Personenkreis ungeachtet von Einkommen) unter der Salongesellschaft weg
- die Menschen wollten empfangen werden und sich unterhalten lassen
- Lassalle etablierte seine Salons in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs (es formierte sich die Arbeiterklasse unter seiner Leitung, Aufstreben der Ind.- und Finanzbourgeoisie)
- Lassalles Salon löst sich zugunsten der Arbeiterbewegung auf hatte sich als Wissenschaftler ausgegeben, und so seine revolutionären Ambitionen versteckt
- Presse, Vereine übernahmen jetzt den gesellschaftlichen Diskurs und die aus ihnen wachsenden Parteien, in einer Privatwohnung war kaum mehr eine solche gesellige Zusammenkunft möglich (verengter häuslicher Bereich)

Möbellierung:

1.Hälfte des 19. Jh. entstand eine zwanglose Salonmöbelierung, die die allgemeine Konversation förderte (Form der Salonkonversation; nur bei kl. Gesellschaften zw. 3 bis 10 Personen möglich)

Salongeselligkeit fand meist in privaten Wohnräumen statt; versteute Aufstellung der Sitzmöbel ist auch mit durch die wachsende Bedeutung der Salonmusik entstanden, da die Musik den ganzen Raum ausfüllte.

Salons in denen hauptsächlich diskutiert und das allgemeine Salongespräch gepflegt wurde, waren nur literarische Salons.

Die Möbel in der 2. Hälfte des 19. Jh.wurden bequemer und damit auch schwerfälliger → Verhinderung von Umstellung der Möbel durch die Gäste, Gäste bewegten nur die leichten Salonstühle.

Salon als Kommunikationsplatz aufrecht zu erhalten, trotz der wuchtigen Möbel

→ fand Neuentwicklung der Salonmöbellierung statt, speziell auf Kommunikation ausgerichtet

- Reulecke, Jürgen (Hrsg.) (1997): Geschichte des Wohnens: 1800-1918, Das bürgerliche Zeitalter, Bd. 3 und 4.

- Siebel, Ernst (1999): Der großbürgerliche Salon: 1850 – Geselligkeit und Wohnkultur.Berlin.

Hartwig, Schulz (Hrsg.) (1997): Salons der Romantik, Berlin/ New York, Walther de Gruyter.

Köhler, Astrid (1996): Salonkultur im klassischen Weimar, Stuttgart, M&P Verlag für Wissenschaft und Forschung.

Salentin, Ursula (1996): Anna Amalia Wegbereiterin der Weimarer Klassik, Köln, Böhlau Verlag & Cie.

Seibert, Peter (1993): Der literarische Salon, Stuttgart/ Weimar, Verlag J.B. Metzler.

Wilhelmy, Petra (1989): Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780-1914), Berlin/ New York, Walther de Gruyter.

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Details

Titel
Salonkultur in Deutschland
Autor
Jahr
2000
Seiten
6
Katalognummer
V100957
ISBN (eBook)
9783638993791
Dateigröße
336 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Salonkultur, Deutschland
Arbeit zitieren
Natalie Diesch (Autor:in), 2000, Salonkultur in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100957

Kommentare

  • Gast am 11.3.2002

    Salonkultur in Deutschland.

    Hallo Natalie,

    ich beschäftige mich ebenfalls mit dem Thema Salonkultur bzw. möchte dies gerne professionell aufbauen und würde mich freuen, wenn Du über meine email-Adresse mit mir Kontakt aufnehmen könntest.

    Vielen Dank !

    Gruß,
    Christiane Nägler
    Die Salongesellschaft

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Titel: Salonkultur in Deutschland



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