Rilke, Rainer Maria - Abend


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

2 Seiten, Note: 15 Punkte


Leseprobe


ABEND

RAINER MARIA RILKE

Zum Autor:

- am 04.12.1875 in Prag

- am 29.12.1926 in Valmont

Bedeutende Werke und ihre Hintergründe:

- "Das Buch der Bilder" (1902) und "Neue Gedichte" (1907): Seit der Zeit in Worpswede (Künstlerkolonie, die er in Bremen besuchte) und in Paris widmet er sich dem plastischsachlichen und malerisch-intensiven Stil der Lyrik.
- "Stundenbuch" (1905): poetische Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen
- Anziehungskraft und Breitenwirkung der Prosadichtung "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" (1906) und "Die Aufzeichnungen des Malers Malte Laurids Brigge"(1910): Er beschäftigt sich auch hier mit dem Problem menschlichen Daseins, es ist Spiegel eigener Existenzproblematik (Angst und Verzweiflung).
- Die "Duiser Elegien" (vollendet 1923) beinhalten den antiken Elegienvers, der Inhalt jedoch ist antiidyllisch: Verzweiflung des Menschen und dessen Situation in der Welt (Ungenügen und Gebrochenheit).

Gedicht:

Der Abend wechselt langsam die Gewänder,

die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;

du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,

ein himmelfahrendes und eins das fällt;

und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,

nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,

nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend

wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt -

und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)

dein Leben bang und riesenhaft und reifend,

so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,

abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Interpretation:

Aufbau und Form:

- kompakter Aufbau (Gedicht = ein Satz). Dieser wirkt durch Kommata, Strichpunkte unregelmäßig, der Doppelpunkt (V 3) erregt jedoch Aufmerksamkeit und bewirkt Betonungen und Hervorhebungen bestimmter Wörter.
- 3 Strophen zu je 4 Versen
- 5- hebiger Jambus, aber: Schwebung im letzten Vers. (Der Sprechrhythmus verhält sich hier gegen das Metrum/ Abweichung vom natürlichen Ton)
- Strophe 1 und 2: Kreuzreim (abab, cdcd), 3. Strophe: umarmender Reim (effe), der lange Satz wird so zusammenzuhalten.
- wechselnder Versschluss (w-m-w-m, w-m-w-m, m-w-w-m), Analogie zum Reimschema

Sprache:

- langsam getragen, fast beschwert und melancholisch

- Anaphern: nicht ganz- nicht ganz (V6 + V7)

- Enjambement ( V7 - V8)

- Polysyndeton: V 10, um Eindrücke aneinanderzureihen wird das Verbindungswort "und" verwendet.

- Alliteration: ganz gehörend (V5), bald begrenzt- bald begreifend (V11)

- Personifikation des Abends: Er wechselt langsam die Gewänder

" " des Hauses: Es schweigt

- gegensätzliche Paare: Himmel - Erde, Stein - Gestirn

Inhalt:

- keine konkrete Handlung

- 1 Strophe: das lyrische Ich beschreibt die Vorgänge in der Natur.

Im V3 spricht er (sie) jmd. direkt an. Unklar wer es ist. Entweder der Leser, oder er selbst (Monolog).

"Der Abend wechselt die Gewänder" (V1): Beobachtung des Naturschauspiels, bei dem der Abend von der Dämmerung in die Nacht übergeht. (Oder auch: Wandel im alltäglichen Leben der Menschen: Arbeitstag mündet in Ruhe).

"ein himmelfahrendes (Land) und eins, das fällt": erster Gegensatz zwischen Himmel und Erde (zentrales Thema).

Gegensatz zwischen irdischem und himmlischen Dasein.

- 2. Strophe: Entfernung von der Beschreibung der Natur.Gedanken über diesen Gegensatz.

Bedeutung des Abends wird klar: nicht nur Tageszeit, sondern auch die Lebenszeit (des Autors). Der Autor befindet sich im Lebensabend, kein akutes Sterben, aber er sagt er

"gehört weder zum himmelfahrenden Land noch zum Land das fällt"(Erde)

Der Gegensatz Himmel (Gottes Reich ➔ Frömmigkeit Rilkes) und Erde ➔ Gedanken über die Vergänglichkeit des Lebens und das Leben nach dem Tod. Keine Sicherheit über Leben nach dem Tod. Aber:"nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt" und "nicht ganz sosicher Ewiges beschwörend" (ewig wie die Nacht)

- 3.Strophe: Einblick in das Leben nach dem Tod unmöglich("unsäglich zu entwirrn"), Leben ist gereift und erscheint"bang und riesenhaft" ➔"begrenzt". Erkennt Vergänglichkeit des Lebens auf der Erde. Unsichere Weltordnung, es gibt etwas nach dem Tod, wo die Gegensätze Himmel ("Gestirn") und Erde ("Stein") zentrales Thema sind.

Rilke und Impressionismus:

"Abend": charakteristisch für Impressionismus, Eindrücke und Gefühle aneinander gereiht. Erleben des Abends und die Gedanken über Vergänglichkeit und Tod vertreten das im Impressionismus häufige Bild von Vergehen und Entstehen.

Rilke beschäftigt sich nicht nur im "Abend" mit den Bildern Himmel, Erde, Gott, Lebensabend, Tod und Vergänglichkeit, vgl. dazu "Herbst".

Ende der Leseprobe aus 2 Seiten

Details

Titel
Rilke, Rainer Maria - Abend
Note
15 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
2
Katalognummer
V100861
ISBN (eBook)
9783638992831
Dateigröße
353 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rilke, Rainer, Maria, Abend
Arbeit zitieren
Katharina Friedl (Autor:in), 2001, Rilke, Rainer Maria - Abend, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100861

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Rilke, Rainer Maria - Abend



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden