Kroetz, Franz Xaver - Wildwechsel - Buchvorstellung


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

4 Seiten, Note: 14 NP


Leseprobe


1. Biographie des Autors

* 25.02. 1946 in München

- Wirtschaftsoberrealschule in München, jedoch 1961 Schulabbruch; Aushilfsarbeiten
- Schauspielunterricht zunächst in München, später am Max-Reinhardt-Seminar in Wien (Ausschluss „wegen mangelnder Technik“ 1963); in Abendschule holt er Mittlere Reife nach
- 1965 Bestehen der Schauspielprüfung der Bühnengenossenschaft
- ca. zwischen 1968 u. ’70 entsteht „Wildwechsel“, weiterhin „Der Soldat“ und „Hilfe, ich werde geheiratet“ (Schwank); Dramatikerstipendium des Suhrkamp - Verlages
- 1971 Uraufführung „Wildwechsel“ in Dortmund, ebenfalls 1971 Uraufführungen von Einaktern „Heimarbeit“ u. „Hartnäckig“ → es kommt zum Skandal, Tumulte, Ausschreitungen des Publikums, da sehr provokante Szenen (fehlgeschlagener Abtreibungsversuch in „Heimarbeit“, Masturbationsszenen, Kindsmord); Kroetz brach damit vorherrschende Tabus
- Eintritt in die DKP 1972; endgültiger Durchbruch als Bühneneautor; bislang größter Erfolg mit „Oberösterreich“
- Hannoverscher Dramatikerpreis (zusammen mit T. Bernhard und B. Strauß) 1974
- seit ’70 ern meistgespielter Autor der BRD, seine Stücke seit ’71 in mehr als 40 Ländern aufgeführt
- 1980 Austritt aus der DKP; 1. Teil des Romans „Der Mondscheinknecht“ entsteht (2.Teil ’83)
- 1984 übernimmt Kroetz Hauptrolle in d. Fernsehserie <Kir Royal> von Helmut Dietl
- Ernst - Hofrichter - Preis 1985
- seit Mitte der ’80 er wendet er sich verstärkt d. Regietätigkeit zu; u.a. „Der Weihnachtstod“ (1986)
- sein Stück „Ich bin das Volk“ 1995 beim Suhrkamp - Verlag „wegen mangelnder Qualität“ abgelehnt
- 1995 Bertolt - Brecht - Preis
- lebt heute als freier Schriftsteller auf einem Bauernhof in Kirchberg (Bayern)

2. Charakterisierung seiner Werke, Werkauswahl

- Stücke zeigen ausweglose „Realität der kleinen Leute“, ihre u.a. durch Gefühls - und Spracharmut bedingte Unfähigkeit, ein eigenes Leben gegen die normierte, normsetzende Gesellschaft zu führen und gestalten
- Kroetz deckt in Sprache seiner Figuren psychische und soziale Schäden auf, die auf gesellschaftl. Verhältnisse zurückzuführen sind → Kroetz führt Schäden in schlimmsten Auswirkungen vor
- seine Figuren: keine „Schaubudenmonster“, sondern beschädigte Menschen - eher Opfer als Täter
- die Schilderung menschl. Not und sozialen Elends ist Vorstufe zu bewusster Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Missständen → soll provozieren und Mitleid erregen
- später ist Umschwung in Werken zu verzeichnen (Ursache DKP Mitgliedschaft 1971/72-1980): Kroetz gestaltet gesellschaftl. repräsentative, lern - u. entwicklungsfähige Figuren
- Inhalte / Besonderheiten der Stücke : niedrige soziale Herkunft d. Charaktere, Personen mit eingeschränkter Ausdrucksfähigkeit, asoziales Verhalten, kriminelle Ausbrüche, krasse Darstellung von rüder Realität, Ironie, Sarkasmus ¤ mitleidsvolle Einstellung, existenzielle Grundsituationen (v.a. Arbeitslosigkeit), erotische Not, Entfremdung u. Verstümmelung der menschlichen Begegnung

Dramatische Texte: „Hartnäckig“, „Männersache“, „Heimarbeit“, „Wildwechsel“, „Geisterbahn“ (alle1970/71), „Oberösterreich“ (1972), „Das Nest“ (1974), „Mensch Meier“ (1977), „Der stramme Max“ (1979), „Nicht Fisch nicht Fleisch“ (1980), „Furcht und Hoffnung der BRD“ (1983), „Der Dichter als Schwein“ (1986/88) „Der Drang“ (1996)

Prosa: „Koreanischer Frühling“ (1969), „Der Mondscheinknecht“ (1981/83 - selbstquälerischer Lebensbericht eines Körperbehinderten), Tagebücher

Bearbeitete Werke anderer Autoren: „Maria Magdalena“ - nach Friedrich Hebbel (Komödie 1974)

„Der Nusser“ - nach Ernst Tollers „ Hinkemann “ (1986)

3. <Wildwechsel>

- entstanden ca. 1970, Drama in 27 Szenen
- Theater Uraufführung: Städtische Bühnen, Dortmund, 3.6.1971
- Verfilmung: Intertel / Sender Freies Berlin. Erstsendung 9.1.1973 (ARD), Regie: R.W. Fassbinder
- Personen: Erwin (Kraftfahrer), Hilda (seine Frau), Hanni (ihre 13jährige Tochter), Franz (Hannis Freund; Hilfsarbeiter), Dieter (Franz’ Freund), eine Ärztin, ein Polizist, ein Kriminalbeamter, ein anderer Kriminalbeamter, Chef (von Franz)
- Handlungsort: keine genaue Angabe, vermutlich ländliche Gegend in Bayern · Handlungszeit: ableitbar aus dem Handlungsverlauf, ca. 16/17 Monate
- Kroetz’ typ. „Wohnküchen - Harmonie“ in 1. Szene, Samstagmorgen, arbeitsfreier Tag, Auftreten Hannis als wortgewandtes, „freches“ Mädchen; weiß Willen durchzusetzen → Harmonie bald gestört
- Hanni hat sich - ohne Wissen der Eltern - auf 19 jährigen Hilfsarbeiter Franz eingelassen; zwischen beiden kommt es zum Geschlechtsverkehr; in Szene 3 zeigt vorangegangenes Ereignis - wird „abgehakt“, weder besondere Gefühle, noch Skrupel: „ Einmal hätt ’ s ja doch passieren müssen “
- Franz von Polizei wegen Verführung einer Minderjährigen festgenommen
- 7.Szene: Unannehmlichkeiten, Unruhe treten in E. + H. ‘s Leben; ihr gewohnter Lebensrhytmus gestört; im Gespräch m. seiner Frau entlarvt sich Erwin als unselbstständig, charakterschwach, feige u. verantwortungsscheu → würde sich am liebsten von jeder Mitverantwortung drücken; Gedanken kreisen um das, was ihn betrifft → zu sachlich - logischem Denken nicht mehr fähig; „ Da kann sie nix dafür... “ → zeigt Hilflosigkeit, Wunschbild d. Tochter zerstört, → Drohung „ ..sonst ist sie nicht mehr meine Tochter “; konstruiert sich eine Lösung, will es nicht wahrhaben „ Der hat seine Tricks... “ , würde sogar Todesstrafe als Bestrafung wieder einführen
- Familie verdrängt Geschehen in Szene 8+9, indem sie nüchtern beim Abendessen über einen in der Stadt geschehenen Unfall reden → auf Dauer lässt sich Thema aber nicht vertuschen
- Franz frühzeitig, wegen guter Führung, entlassen (keine 9 Monate); verbotenes Treffen mit Hanni
- erneut Streit zwischen Hanni und ihrem Vater; Szene 14 : Gespräch Hilda - Erwin, er kann wiederum nicht sachlich bleiben, hilflos, feige und dumm; Rückblicke auf NS - Zeit, Ungeheuerlichkeiten, die er sagt und behauptet sind ihm nicht bewusst
- 15.Szene: Hanni gesteht Franz, dass sie schwanger ist „ Es hat mich erwischt. “; Abtreibung zu teuer; außerdem zu jung; Ausweglose ihrer Lage wird ihnen bewusst, keine Wohnung, keine Arbeit, kein Geld „ Wenn ich einen Revolver hätt oder ein Gewehr, tät ich hingehn und sagen: entweder sie legen unserer Liebe nix mehr in Weg oder es passiert was. “ ; Hanni will Gewehr besorgen → gelingt
- 22. Szene: Vater steht im Weg, Hanni setzt Franz unter Druck „ Er oder ich. “, Franz’ Reaktion „ Er muss weg. “ „ Er muss weichen, weil mir den Platz brauchn. “ → Mord beschlossene Sache
- 23. Szene: Hanni überredet Erwin zu einem Treffen mit Franz; E. willigt ein
- in d. 24. Szene kommt es zum Mord an Erwin, Franz schießt mehrere Male auf ihn ein, da Erwin noch lebt, schlägt er mit dem Gewehrkolben auf ihn ein, Hanni nimmt ebenfalls das Gewehr u. schlägt auf ihren Vater ein „ Der möchtert einfach nicht sterben. Sterbn sollst, kannst nich hörn! “ → keinerlei Skrupel, keine moralischen Bedenken, kaum Emotionen; Kroetz steigert Szene zu unglaublicher Brutalität; Hanni kommentiert am Ende kühl - lakonisch „ Sind eh fertig. “
- Kroetz lässt Volksstück <Wildwechsel> in einem Gerichtskorridor enden; Verhandlung angesetzt;
- ihre eigene Beziehung beenden Hanni + Franz durch „ Richtige Liebe hat uns nie verbundn. “; jedoch Aufkommen eines Fünkchen Gefühls o. Sentimentalität → Namen für Kind (behindert, nach 2 min gestorben) ausgedacht „ Michael, das wär schön gewesn. “; unterbrochen durch Beamten, der sie in Gerichtssaal führt

Besonderheiten und Kritik

- Mundartdichtung, bairische Umgangssprache, Dialekt, gröbster Ausdruck d. Personen → Verständnisprobleme
- enorme inhaltl. Wende - Szene 1/ Rest des Stückes; „Wohnküchen - Harmonie“
- offenes Ende; keine Aufteilung in Akte → nicht d. typ. Dramenaufbau ¤ Inhalt · krasse Darstellung d. Charaktere; Oberflächlichkeit, Abgründe, Unvermögen · Schuldige - Unschuldige / Opfer - Täter schwer zu unterscheiden → komplexe Ursachenzusammenhänge → keine Analyse, sondern Darstellung erschreckender Ereignisse aus Alltag einfacher Leute; Scheitern des Individuums an der Gesellschaft → Mitleid, Provokation, Kritikausübung an dieser Gesellschaft

- extreme Gefühllosigkeit Hanni + Franz, v.a. beim Mord an Erwin als Rkt. ihrer Ausweglosigkeit

- Kroetz’ typ. „Wohnküchen - Harmonie“ in 1. Szene, Samstagmorgen, arbeitsfreier Tag, Auftreten Hannis als wortgewandtes, „freches“ Mädchen; weiß Willen durchzusetzen → Harmonie bald gestört

- Hanni hat sich - ohne Wissen der Eltern - auf 19 jährigen Hilfsarbeiter Franz eingelassen; zwischen beiden kommt es zum Geschlechtsverkehr; in Szene 3 zeigt vorangegangenes Ereignis - wird „abgehakt“, weder besondere Gefühle, noch Skrupel: „ Einmal hätt ’ s ja doch passieren müssen “

- Franz von Polizei wegen Verführung einer Minderjährigen festgenommen

- 7.Szene: Unannehmlichkeiten, Unruhe treten in E. + H. ‘s Leben; ihr gewohnter Lebensrhytmus gestört; im Gespräch m. seiner Frau entlarvt sich Erwin als unselbstständig, charakterschwach, feige u. verantwortungsscheu → würde sich am liebsten von jeder Mitverantwortung drücken; Gedanken kreisen um das, was ihn betrifft → zu sachlich - logischem Denken nicht mehr fähig; „ Da kann sie nix dafür... “ → zeigt Hilflosigkeit, Wunschbild d. Tochter zerstört, → Drohung „ ..sonst ist sie nicht mehr meine Tochter “; konstruiert sich eine Lösung, will es nicht wahrhaben „ Der hat seine Tricks... “ , würde sogar Todesstrafe als Bestrafung wieder einführen

- Familie verdrängt Geschehen in Szene 8+9, indem sie nüchtern beim Abendessen über einen in der Stadt geschehenen Unfall reden → auf Dauer lässt sich Thema aber nicht vertuschen

- Franz frühzeitig, wegen guter Führung, entlassen (keine 9 Monate); verbotenes Treffen mit Hanni

- erneut Streit zwischen Hanni und ihrem Vater; Szene 14 : Gespräch Hilda - Erwin, er kann wiederum nicht sachlich bleiben, hilflos, feige und dumm; Rückblicke auf NS - Zeit, Ungeheuerlichkeiten, die er sagt und behauptet sind ihm nicht bewusst

- 15.Szene: Hanni gesteht Franz, dass sie schwanger ist „ Es hat mich erwischt. “; Abtreibung zu teuer; außerdem zu jung; Ausweglose ihrer Lage wird ihnen bewusst, keine Wohnung, keine Arbeit, kein Geld „ Wenn ich einen Revolver hätt oder ein Gewehr, tät ich hingehn und sagen: entweder sie legen unserer Liebe nix mehr in Weg oder es passiert was. “ ; Hanni will Gewehr besorgen → gelingt

- 22. Szene: Vater steht im Weg, Hanni setzt Franz unter Druck „ Er oder ich. “, Franz’ Reaktion „ Er muss weg. “ „ Er muss weichen, weil mir den Platz brauchn. “ → Mord beschlossene Sache

- 23. Szene: Hanni überredet Erwin zu einem Treffen mit Franz; E. willigt ein

- in d. 24. Szene kommt es zum Mord an Erwin, Franz schießt mehrere Male auf ihn ein, da Erwin noch lebt, schlägt er mit dem Gewehrkolben auf ihn ein, Hanni nimmt ebenfalls das Gewehr u. schlägt auf ihren Vater ein „ Der möchtert einfach nicht sterben. Sterbn sollst, kannst nich hörn! “

→ keinerlei Skrupel, keine moralischen Bedenken, kaum Emotionen; Kroetz steigert Szene zu unglaublicher Brutalität; Hanni kommentiert am Ende kühl - lakonisch „ Sind eh fertig. “

- Kroetz lässt Volksstück <Wildwechsel> in einem Gerichtskorridor enden; Verhandlung angesetzt;

- ihre eigene Beziehung beenden Hanni + Franz durch „ Richtige Liebe hat uns nie verbundn. “; jedoch Aufkommen eines Fünkchen Gefühls o. Sentimentalität → Namen für Kind (behindert, nach 2 min gestorben) ausgedacht „ Michael, das wär schön gewesn. “; unterbrochen durch Beamten, der sie in Gerichtssaal führt

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Kroetz, Franz Xaver - Wildwechsel - Buchvorstellung
Note
14 NP
Autor
Jahr
2001
Seiten
4
Katalognummer
V100845
ISBN (eBook)
9783638992671
Dateigröße
339 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kroetz, Franz, Xaver, Wildwechsel, Buchvorstellung
Arbeit zitieren
Stephanie Richter (Autor:in), 2001, Kroetz, Franz Xaver - Wildwechsel - Buchvorstellung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100845

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