Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - Der historische Faust - ein relativer Faust?


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

3 Seiten, Note: 13-14 Pkte


Leseprobe


Vorwort:

Dass Faust als Erzmagier und Prototyp des Teufelsbündners eine der literarisch

folgenreichsten Figuren in der deutschen und europäischen Dichtung geworden ist, daran gibt es nichts zu bezweifeln. Wie es aber um den historischen Faust bestellt ist, ist schwer zu ermitteln. Als Antwort auf Fausts unrühmliches Ende wurden zahlreiche Dokumente vernichtet, die mit ihm in Zusammenhang standen, und von seinen eigenen Schriften hat sich nichts erhalten. Biographische Fakten und Legende vermischten sich fast unentwirrbar. So lassen sich die wenigen historisch belegbaren Daten zu Fausts Leben und Tod notgedrungen nur zu einem hypothetischen Portrait dieses literarischen „Superstars“ zusammenstellen. Das folgende Referat über den historischen Faust stellt den Versuch einer Auflistung dieser Hypothesen dar.

1. Lebensdaten:

um 1480 wurde (Johann) Georg Faust vermutlich in Knittlingen im Kraichgau (Württemberg) geboren (Primär stützt sich Knittlingen auf den Kaufbrief des vermutlichen Geburtshauses Fausts, ein nur in Abschrift erhaltenes Dokument aus dem Jahre 1542. Der Brief berichtet von einem Pergamentzettel mit Beschwörungsformeln und einem im Keller eingelagerten sechseckigen „Giftschrank des Dr. Faust“ mit paracelsischen Symbolen. Die Geburt Fausts wird beiläufig und eben deshalb umso beweiskräftiger erwähnt.)

1483 Immatrikulation an der Universität in Heidelberg

1484 Bakkalaureat

1487 Promotion zum Doktor der Philosophie oder Theologie

1506 Aufenthalt in Gelnhausen

1507 Protegé des Ritters Franz von Sickingen und Schulmeister in Kreuznach

(Ein Brief des Abtes Trithemius aus dem Kloster Sponheim bei Kreuznach an Johann Vierdung in Heidelberg vom 20. August 1507 gilt als folgenreichstes Dokument für die Wertung der Person Faust. Trithemius selbst war als Schriftsteller, Historiker [Geschichtsfälscher: „Hunibald“...] und Vertreter des deutschen Humanismus bekannt, zusätzlich wurde ihm die Neigung zum Okkultismus vorgeworfen. Der Brief beschreibt Faust als Magier, Schwarzkünstler [= Nekromant] Wahrsager aus der Hand [= Chiromant], als Alchimist der Elemente Feuer [= Pyromant], Wasser [= Hydromant] und Luft [= Aeromant] mit der Wertung als Kirchenfeind.)

1513 Aufenthalt in Erfurt; unterrichtet griechische Philologie

1520 Honorar von 10 Gulden für ein Horoskop für den Bischof von Bamberg

(Aus dem Rechnungsbuch des Fürstbischofs Georg III. von Bamberg am 12. Februar

1520: Item X gulden geben und geschenckt Doctor Faustus ph[ilosoph]o zuvererung hat m[einem] g[nedigen] herren ein nativitet oder Indicium gemacht, zalt am Sontag nach stolastice. Jussit R(everendissi]mus. Hierbei wird Faust als Astrologe geschätzt und hochbelohnt.)

1528 Aufenthalt in Ingolstadt und baldige Ausweisung

1532 Aufenthalt in Nürnberg; wiederum Ausweisung und Ablehnung des beantragten Geleites aus der Stadt

1534 Stellen einer ungünstigen Prognose für Philipp von Hutten für dessen Expedition nach Südamerika um 1539 ist Faust nach einer Aussage von Philipp Bergardi nicht mehr am Leben; vermutlich starb er durch eine Explosion bei dem Versuch Gold herzustellen

(Philipp Bergardi war Arzt in Mainz und lobt im „Index sanitatis“ aus dem Jahre 1539

Fausts Tätigkeiten als Arzt: „vnd seine grosse kunst / nit alleyn der artznei / sonder auch Chiromancei / Nigramancei / Visionomei / Visiones imm Cristal / vnd dergleichen mer künst / sich höchlich berümpt.“ Fausts Tod wird wie folgt deutlich: „Aber was soll man nuon dazuthuon, hin ist hin.“)

Als Todesstätte stehen zwei Örtlichkeiten zur Auswahl:

- Das „Hotel zum Löwen“ in Staufen (Breisgau) will anhand eines zu besichtigenden Fußabdrucks des Teufels Fausts Todesort sein. Hierbei soll er von verschuldeten Herren aus Staufen als Alchimist eingeladen worden sein.
- Ebenso versucht die Maulbronner Faust-Legende Fausts Ende im Kloster des Abtes Entenfuß zu belegen. Auch hier soll Faust seinem alten Schulfreund mittels der Schwarzkunst aus finanziellen Nöten helfen. Als Beweise werden s.g. „Faustturm“, „Faustküche“ und „Faustloch“ herangezogen, wobei der „Faustturm“ bis zum Jahre 1840 noch den Namen „Lustturm“ trug. Zusätzlich „beweisen“ gleich an zwei Stellen des Klosters die „Blutflecken“ Fausts grausames Ende.

1540/56 Nachricht aus Südamerika; Fausts Prognose für Huttens Expedition erweist sich als richtig

2. Der historische Hintergrund im Leben von Faust:

In Zeiten der Renaissance (14.-16.Jhd.) wurde die Ordnung der mittelalterlichen Welt erschüttert, man bezog sich auf die Antike und suchte in alten Normen nach neuen Zielen. Der Humanismus (14.-15.Jhd.) rückte die Freiheit des Einzelnen und das diesseitige Leben in den Vordergrund, kämpfte gegen die Autorität der Kirche und unterstützte die Wissenschaften. Kopernikus und Kolumbus veröffentlichten ein neues Weltbild, Reformation und Bauernkriege machten religiöse und soziale Unruhen deutlich, und in der verstärkten Portraitmalerei (z.B. Dürer) wurde die Bedeutung des Einzelmenschen hervorgehoben. Man befand sich im Übergang zur Neuzeit.

3. Abschließende Bewertung der historischen Faustgestalt:

(Johann) Georg Faust erscheint in den Quellen als Doktor der Philosophie oder Theologie, Astrologe, Wahrsager, Magier, Alchimist, Arzt, Lehrer und sogar Totenbeschwörer. Seine gründlichen Kenntnisse der Astrologie und angrenzender Parawissenschaften wie Alchimie und Kabbalistik ließen ihn bald zum gesuchten Experten auf diesen Gebieten werden. Er suchte Verbindungen zu humanistischen Gelehrtenkreisen und hielt sich in der Umgebung bedeutender Zeitgenossen auf. Durch gute Beziehungen zu katholischen Stellen und Ablehnung in protestantischen Kreisen wurde sein Ruf zweifelhaft. So wurde er einerseits hoch bezahlt und bewundert, andererseits als Kirchenfeind und Scharlatan beschimpft. Faust als Kind seiner Zeit musste unweigerlich mit der Kirche in Konflikt kommen, da er als Philosoph und Naturwissenschaftler Gegenpoole zur Religion und Kirche vertrat. Vielfach hörte man die Aussage: „Natur ist Sünde, Geist ist Teufel!“ Viele Lutheraner nutzen seinen plötzlichen und für damalige Zeiten unerklärlichen Tod als Unterstreichung der Theorie, Faust habe mit höllischen Mächten im Bunde gestanden. Luther selbst nannte später Fausts Schicksal als warnendes Beispiel für einen unchristlichen Lebenswandel.

Quellenauszüge:

- dtv-Lexikon Band 5, F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim und Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH&Co. KG, München, 1990
- Ulrich Struve über Günther Mahals Buch „Faust und Faust: Der Teufelsbündler in Knittlingen und Maulbronn“, Tübingen: Attempto, 1997 http://www.literaturcafe.de/bf.htm?/notizen/faust.htm
- „Faust, Johann“, Microsoft Encarta Enzyklopädie, 1993-1997
- Bertelsmann Universal Lexikon, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1992
- Michael Renner „Wer war Faust?“ www.hausarbeiten.de
- Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9. Auflage, Band 8, Bibliographisches Institut, Mannheim 1973
- http://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/faust/fausbita.htm
- Deutsche Literaturgeschichte, Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1967

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - Der historische Faust - ein relativer Faust?
Note
13-14 Pkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
3
Katalognummer
V100828
ISBN (eBook)
9783638992510
Dateigröße
334 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebenslauf, Hintergrund und abschließende Bewertung
Arbeit zitieren
Dr Phil (Autor:in), 2001, Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - Der historische Faust - ein relativer Faust?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100828

Kommentare

  • ortwin mohnkern am 12.3.2011

    der historische faust

    nach intensiven studien historischer quellen habe ich entdeckt, dass Johann von Dalberg,
    galeonsfigur des Deutschen Frühhumanismus, 1455 in Oppenheim geboren, unter Churfürst
    Philipp von der Pfalz als Kanzler der Pfalz und Bischof von Worms vor seinem klerikal-feualen
    interessen zuliebe offiziell behaupteten tod anno 1503 auch als Johann Virdung gewirkt und
    danach als Johann Virdung und Faustus bis 1539 weitergelebt hat.
    um meine entdeckung des historischen faust in eine dieser faszinierenden Gestalt gerecht
    werdende form zu bringen, wählte ich bewußt nicht die einer systematisch wissenschaftlichen
    abhandlung, sondern eine poetische, jener aber im quellennachweis gleichzustellenden
    ausgestaltung.
    über den historischen Faust in dreierlei gestalt als Johann von Dalberg, Johann Virdung und
    Johann Faustus habe ich unter dem titel ´johann von dalberg´ auf 48 blättern ein tragisches
    gedicht in versen verfasst, mit welchem ich im sinn des lateinischen versus bisher gültige
    geschichtsbilder sowohl Johann von Dalbergs als auch Johann Fausts umgestürzt, was die
    Brodgelehrten (Fr. Schiller) zuständiger disziplinen, alle von mir darüber in kenntnis gesetzt, mit
    beredtem schweigen zu übergehen suchen, weil nicht sein kann, für sie, was nicht sein darf:
    history is always his(ruling clan) story.
    Richard Milton faßt es in seinem buch „Verbotene Wissenschaften“ in die worte:
    „Je erstaunlicher eine wissenschaftliche Entdeckung ist, desto härter wird sie von der
    Wissenschaft bekämpft“.
    ich sehe dalberg-virdung-faustus als opfer von kapital und kirche dominierten machtstrukturen,
    deren cardinales damals wie heute, trotz oder wegen einiger aufklärungsphasen in der
    europäischen geistesgeschichte, denjenigen, der es wagt(e), Wahrheit von Glauben zu
    trennen, als einen (im pakt mit dem teufel stehenden) Ketzer auszugrenzen sich bemüh(t)en.
    auf den 48 blättern meines ´johann von dalberg´ stelle ich auf grund von aussagen und
    authentischen zitaten im anhang nachgewiesener quellen einzelne markante szenen aus und
    um ´johanns´ leben dar, mit denen ich in inhalt und form meiner verse versucht habe, den
    arcana der Person und Gestalt dalvirfas gerecht zu werden.
    es auf die bühne zu stellen, bedarf es wohl einer zusätzlichen (komischen) figur, um im freien
    dialog in und zwischen den szenen mit spielleiter Jakob Michael Reinhold Lenz neben den
    auftretenden personen auch die auftretenden quellen sprechen lassen sowie sowohl die
    lateinischen zitate und begriffe als auch die erläuternden informationen der anmerkungen
    dem zuschauer, -hörer näher bringen zu können.
    mein neues Faustbild bestimmen im wesentlichen:
    meine interpretation des berühmten briefes von Johannes Trithemius an Johann Virdung vom
    20. 08. 1507, den ich für eine einzige Fiktion halte, mit welcher sich Trithemius selbst
    schwarzkünstlerischer umtriebe entheben sowie um die personalunion von Faustus-Virdung
    sehr wohl wissend seinen kollegen und Freund Johann Virdung, der ihm aus seiner zeit als
    Kanzler und Bischof bereits bestens bekannt und vertraut war, davor warnen wollte,
    ´Magister georgius sabellicus faustus iunior´ in der nachfolge Jesu (faustus senior) nicht so nah
    an sich herankommen, mit sich in verbindung bringen zu lassen,
    die parallelen in der ´Historia von 1587´ und der ´acta vormaciensia´ bezüglich Faustens bzw.
    Dalbergs „sturz in den keller“,
    der Brief des Johann Werner an Conrad Celtis vom 07. 12. 1503, in dem die personalunion von
    Dalberg-Virdung evident wird,
    die aufzeichnungen über Dalbergs „tod“ im ´Tagebuch des Reinhart Noltz von 1503´.
    ortwin mohnkern, http://www.ortwin-mohnkern.de/

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