Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik


Hausarbeit, 2001

14 Seiten


Leseprobe


INHALT

1.Einleitung

2.Vertreter, Geschichte

3.Die Theorie der geisteswissenschaftlichen Pädagogik

4.Die Methoden der geisteswissenschaftlichen Pädagogik
4.1.Die Hermeneutik
4.2.Das forschungsmethodische Vorgehen nach Herman Nohl

5.Kritik

6.Literatur

1.Einleitung

Innerhalb der Pädagogik gab und gibt es einige Theorieströmungen.

Diese sind erstellt worden, um theoretische Grundlagen der Erziehungswissenschaften zu schaffen und diesem Fach auch im Gegensatz zu anderen Fächern wie z.B. den Naturwissenschaften einen wissenschaftlichen Charakter zu verleihen und einen Weg zu finden, forschungsmethodisch innerhalb des teilweise doch recht schwammigen Feldes der Erziehungswirklichkeit zu arbeiten.

Eine der ersten Theorien in der neueren Geschichte der Pädagogik, beginnend mit dem Anfang des 20. Jahrhunderts, war die Geisteswissenschaftliche Pädagogik.

Sie war eine sehr wichtige Strömung, denn sie war entscheidend beteiligt an der Entstehung unseres heutigen Bildungssystems.

Mit ihr ist eine Entwicklung entstanden, die dem Fach Pädagogik eine größere Bedeutung und Aufmerksamkeit entgegenbringt und die den Rang dieses Faches entschieden aufgewertet hat. Aus diesen Gründen und auch deshalb, weil die Geisteswissenschaftliche Pädagogik auch heute noch einen gewissen Stellenwert einnimmt, habe ich mich entschieden, mich mit

diesem Thema näher zu befassen.

2. Vertreter, Geschichte

Die einflussreichste Zeit der geisteswissenschaftlichen Pädagogik war die Zeit von 1918-1933 und 1945-1962.

Sie war eine der „ prominentesten und folgenreichsten pädagogischen Strömungen in Deutschland“ (Krüger 1999, S.18) und wurde an die Philosophie Wilhelm Diltheys angelehnt, der als der Begründer dieser erziehungswissenschaftlichen Theorie zu sehen ist. Wilhelm Dilthey wurde 1833 geboren und studierte Theologie und Philosophie in Heidelberg und Berlin. Unter verschiedenen Lehrtätigkeiten waren auch Professuren an Universitäten wie Kiel und Breslau.

Er selber verstand sich hauptsächlich als Historiker und Philosoph, dessen Hauptanliegen es war, „ eine philosophische ( heute würden wir sagen: eine wissenschaftstheoretische) Grundlegung der Geisteswissenschaften zu leisten.“ (König/Zedler 1998, S.85)

Hierbei setzte er sein Konzept der Geisteswissenschaften gegen den naturwissenschaftlichen Bereich ab und räumte so den Geisteswissenschaften eine eigene Wissenschaftlichkeit ein.

Als Methode entwickelte er die Hermeneutik, auf die später noch weiter eingegangen wird. Wilhelm Dilthey starb 1911 in Seiz bei Bozen.

Herman Nohl, geboren 1879, war ein Schüler Diltheys und studierte bei ihm Philosophie. Später wurde er selbst Professor für Philosophie und auch Pädagogik,

allerdings unterbrochen durch den 2. Weltkrieg.

Zusammen mit weiteren Vertretern der geisteswissenschaftlichen Pädagogik,

Wilhelm Flitner, Theodor Litt und Eduard Spranger gab er das „ Handbuch der Pädagogik “ heraus.

1933 erschien „Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie“.

Durch ihn wurde die Göttinger Schule der geisteswissenschaftlichen Pädagogik zu einer bis heute einflussreichen Richtung der Erziehungswissenschaft.

Herman Nohl starb 1960.

Ein weiterer Schüler Diltheys und auch Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik war

Eduard Spranger, geboren 1882 in Berlin. Er studierte Philosophie und bekam dann Professuren für Philosophie und Pädagogik u.a. in Leipzig und Berlin.

Während des 2. Weltkriegs arbeitete er neben kleineren Lehrtätigkeiten an wissenschaftlichen Arbeiten wie seiner Sinnespsychologie und Kulturtheorie.

Nach dem Krieg wechselte er nach Tübingen, wo er bis 1954 lehrte.

1951-1957 war er Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und arbeitete für einige Kultusministerien als Berater bei der Gründung Pädagogischer Hochschulen. Er starb 1963.

Ein Schüler Herman Nohls war

Wilhelm Flitner, geboren 1889 in der Nähe von Weimar. Er studierte in München und Jena und war Professor in Kiel und Hamburg. Flitner gehörte zu den Begründern des Volkshochschulwesens, verfasste aufgrund dieses Zusammenhangs das Buch

„Die Laienbildung “, das ihn in die öffentliche Diskussion um die Erwachsenenbildung verwickelte.

Während des 2. Weltkriegs befasste er sich mit esoterischen Themen und auch Fragen der Geschichte. Nach dem Krieg wurde er Mitglied der Westdeutschen Rektorenkonferenz und war bei der Reform des Gymnasialunterrichts und der Diskussion über Hochschulfragen beteiligt.Weitere Werke Flitners:

„Systematische Pädagogik “ (1933), „Theorie des pädagogischen Weges und der Methode “ (1950), „ Allgemeine Pädagogik “ (1959), „ Hochschulreife und Gymnasium “ (1958),

„Die gymnasiale Oberstufe “(1961) und „ Grundlegende Geistesbildung “(1965). Wilhelm Flitner starb 1990 in Tübingen.

Im Zusammenhang mit Herman Nohl ist noch sein Assistent und späterer Nachfolger zu nennen:

Erich Weniger, geboren 1894 bei Hannover. Er studierte Geschichte und Philosophie, unterbrochen durch seinen Freiwilligendienst im 1. Weltkrieg. Später, noch vor seiner Promotion, wurde ihm von Nohl die Leitung der Göttinger Jugendvolkshochschule übertragen. Außerdem wurde er von Nohl bei der Herausgabe von Diltheys Lebenswerk beteiligt.

In den späten zwanziger Jahren veröffentlichte er zwei Studien zur „ Theorie und Praxis in der Erziehung “ und zur „ Allgemeinen Didaktik und Erziehung “.

Während des NS-Regimes wurde er zwar zunächst entlassen, doch dann wieder als Studienrat in den Schuldienst verwiesen. In dieser Zeit verfasste er, allerdings distanziert gegenüber dem System, das Buch „ Wehrmachtserziehung und Kriegserfahrung “, wurde sogar dafür beurlaubt. Allerdings beteiligte er sich später am Widerstandskreis um den General von Stülpnagel.

1946 wurde die Pädagogische Hochschule in Göttingen neugegründet und Weniger wurde deren Direktor.1949 wurde er Nohls Nachfolger. Des weiteren wurde er in einigen bildungspolitischen Gremien aktiv, u.a. im Deutschen Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen.

Erich Weniger starb 1961 in Göttingen.

Ein weiterer Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik ist

Theodor Litt, geboren 1880 in Düsseldorf. Er studierte alte Sprachen, Geschichte und Philosophie in Bonn. Später war er Professor für Pädagogik in Bonn und für Philosophie und Pädagogik als Nachfolger Sprangers in Leipzig. 1933 verfasste er mehrere Abhandlungen über die nationalistische Indienstnahme der Wissenschaft und emeritierte 1937 vorzeitig auf eigenen Wunsch. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm er erneut ein Ordinariat für Philosophie und auch Pädagogik in Leipzig, wechselte letztendlich aber wieder nach Bonn. Zu seinen wichtigsten pädagogischen Arbeiten zählen der Aufsatz „ Das Wesen des pädagogischen Denkens “ (1921) und das Buch „ Führen oder Wachsen lassen “ (1927).

Theodor Litt starb 1962 in Bonn.

Hinsichtlich dieser Biographien wird deutlich, dass sich die Hinwendung dieser wichtigen Vertreter der Geisteswissenschaften zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Erziehungsfragen erst nach dem 1. Weltkrieg vollzieht, der somit auch als Auslöser dieser Entwicklung bezeichnet werden kann.

Die durch ihn hervorgebrachten gesellschaftlichen Transformationsprozesse brachten neue Denkansätze zu Tage, die durch ein Zitat Nohls wie folgt umschrieben werden:

„Es gibt kein anderes Heilmittel für das Unglück unseres Volkes als die neue Erziehung seiner Jugend zu hoher, tapferer, schöpferischer Leistung.

(Zit. nach Klafki in: Krüger 1999, S.56)

Die historischen Ursachen aber genau zu überblicken und herauszuarbeiten gelang nur ansatzweise, da die genannten Personen selber viel zu sehr in die für sie aktuellen

Umstände verstrickt waren. Die Krise sollte primär durch Änderung der Volkserziehung, durch Entwicklung eines neuen Bildungsideals bewältigt werden. Bildung sollte auch für den normalen Bürger erreichbar werden.

Ähnlichkeiten zur Reformpädagogik werden an dieser Stelle deutlich und das auch deshalb, weil z.B. Flitner, Nohl und Weniger selbst an den Aktivitäten dieser Bewegung beteiligt waren.

Die Biographien zeigen weiterhin, dass es den Vertretern der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik ein Anliegen war, ihre Erkenntnisse nicht nur der Wissenschaft vorzubehalten, sondern auch nach außen zu tragen indem sie disziplin-, professions- und bildungspolitisch aktiv waren.

Nohl, Litt, Spranger, Flitner und ein weiterer Münchner Pädagoge, Aloys Fischer, brachten 1925 eine neue Zeitschrift heraus: „ Die Erziehung “, in der öffentlich über die neue, wissenschaftliche Form der Pädagogik diskutiert wurde.

Außerdem waren einige von ihnen beim Aufbau diverser neuer Studiengänge oder neuen Formen der Bildungsarbeit beteiligt, wie z.B. Spranger, der durch seine bildungspolitischen Arbeiten entscheidend zur Durchsetzung der Berufsschule beitrug.

Auch in der Nachkriegszeit, beim Aufbau des neuen demokratischen Systems, waren sie entscheidend bei der Neuentstehung des Hochschul- und Bildungswesens in Westdeutschland beteiligt.

Allerdings sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass die einzelnen Repräsentanten der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik durchaus nicht immer einer Meinung waren.

Hinsichtlich der politischen Einstellung zur Weimarer Republik und in den Anfängen des Hitler-Regimes auch zum Nationalsozialismus differierten die einzelnen Standpunkte. Flitner, Spranger und teilweise auch Nohl gingen anfangs sogar davon aus, dass sich ihre politischen und pädagogischen Vorstellungen eventuell mit dem

NS-Regime vereinbaren ließen. Diese Illusionen verflogen allerdings sehr rasch.

Erich Weniger war dem System gegenüber distanziert, wirkte aber dennoch durch Publikationen wie das Buch „ Wehrmachtserziehung und Kriegserfahrung “ (1938) systemstabilisierend.

Aber auch er (siehe oben) sowie Litt und Spranger pflegten später Kontakt zu verschiedenen Widerstandsgruppen.

Trotz der zu erkennenden Differenzen zwischen den einzelnen Vertretern der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik gab es die Gemeinsamkeit der auf Dilthey beruhenden Erkenntnisse bezüglich der Theorie und Lebensphilosophie der Geisteswissenschaften, die die Theoriebildung aller nachhaltig beeinflusste und nicht zuletzt deshalb, weil sie wie oben beschrieben z.T. Schüler voneinander waren und so die wichtigsten Ansätze über die Generationen hinweg beibehielten.

Nach dem 2. Weltkrieg hatte die Geisteswissenschaftliche Pädagogik zwar noch kurze Zeit Bedeutung, diese erlitt aber durch die neue studentische Nachkriegsgeneration eine Identitätskrise, die durch verschiedene Ursachen, wie z.B. die neue Wirtschaftslage aber auch durch die „ Studenten- und Jugendrevolte..., die Ende der 60er Jahre das Hochschulwesen der Bundesrepublik in seiner inneren Ordnung erschütterte “ (Blankertz 1992, S.261) hervorgerufen wurde.

Der „Ausgang ihrer Epoche“ wurde dann auch in den sechziger Jahren von Schülern Wenigers diagnostiziert.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik
Autor
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V100784
ISBN (eBook)
9783638992077
Dateigröße
363 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geisteswissenschaftliche, Pädagogik
Arbeit zitieren
Anke (Autor:in), 2001, Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100784

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