Gestaltung eines Jugendfreizeittreffpunktes im Rahmen des Partizipationsprojektes "Dorf für Kinder-Dorf für alle"


Hausarbeit, 2001

34 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

0. Einleitung

1. Projektidee

2. Theoretische Auseinandersetzung mit der Thematik
2.1. Offene Jugendarbeit im ländlichen Raum
2.2. Partizipation (Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“)

3. Situationsanalyse
3.1. Das Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“
3.2. Beschreibung des örtlichen Umfeldes von Kasseedorf
3.3. Freizeitangebote
3.4. Beschreibung der Zielgruppe.
3.5. Eigene Bedingungen

4. Ziele des Projektes

5. Didaktisch-methodische Überlegungen zum Gesamtprojekt

6. Projektvorbereitung

7. Didaktisch-methodische Planung und Reflexion des Projektes
7.1. Aktivität 1 (Kennenlern- und Vorbereitungstreffen)
7.1.1. Situationsanalyse
7.1.2. Ziele
7.1.3. Praktische Vorbereitung
7.1.4. Planung
7.1.5. Durchführung
7.1.6. Reflexion
7.2. Aktivität 2 (Durchführung einer Zukunftswerkstatt)
7.2.1. Situationsanalyse
7.2.2. Ziele
7.2.3. Praktische Vorbereitung
7.2.4. Planung
7.2.5. Durchführung
7.2.6. Reflexion
7.3. Aktivität 3 (Bau einer Feuerstelle / beginnende Arbeiten)
7.3.1. Situationsanalyse
7.3.2. Ziele
7.3.3. Praktische Vorbereitung
7.3.4. Planung
7.3.5. Durchführung
7.3.6. Reflexion
7.4. Aktivität 4 (Bau einer Feuerstelle / Fertigstellung)
7.4.1. Situationsanalyse
7.4.2. Ziele
7.4.3. Praktische Vorbereitung
7.4.4. Planung
7.4.5. Durchführung
7.4.6. Reflexion

8. Gesamtreflexion

Literaturverzeichnis Anhang

0. Einleitung

Diese Arbeit wurde im Rahmen eines Langzeitpraktikums innerhalb der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin an der Fachschule für Sozialpädagogik in Lensahn erstellt. Sie befaßt sich mit der Partizipation von Kindern und Jugendlichen anhand eines Projektes (Gestaltung eines Jugendfreizeittreffpunkts). Unter Punkt 2. werde ich näher auf die Partizipation von Kindern und Jugendlichen eingehen. Zusammen mit einem Mitschüler (Tim Claußen) absolvierte ich das Praktikum in der Gemeinde Kasseedorf. Es handelte sich um ein Praktikum in der „offenen Jugendarbeit“, welches eng an das Bundesprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“ gekoppelt ist. Im Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“ geht es um kinderfreundliche Dorfgestaltung mit und durch Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Unter Punkt 3. werde ich das Modellprojekt näher beschreiben. Da ich bereits zwei Praktika in der Jugendarbeit absolviert habe, konnte ich das dort „Erlernte“ in das Modellprojekt einbringen. Zudem stellte dieses Projekt für mich eine große Herausforderung dar, da ich die Möglichkeit hatte, ohne direkte Anleitung selbständig und eigenverantwortlich zu arbeiten.

1. Projektidee

Auf der Suche nach einem umsetzbaren und pädagogisch wertvollen Projekt, welches sich mit der Zielsetzung des Modellprojektes „Dorf für Kinder - Dorf für alle“ und dem dazugehörigen Partizipationsgedanken decken sollte, entschied ich mich für die Gestaltung eines Jugendfreizeittreffpunktes.

Entstanden und gefestigt hat sich diese Idee aus verschiedenen Gegebenheiten: Im Rahmen einer Zukunftswerkstatt, welche bereits im Juni 1999 stattfand, planten Kasseedorfer Jugendliche die Neugestaltung des Jugendfreizeittreffpunkts, des sogenannten „Bolzplatzes“. Hierzu gehörte das Auftragen eines neuen Bodens, das Vermessen und Abstecken des Fußballfeldes auf der neuen Spielfläche, Planung einer überdachten Grillecke und eines Vollyballfeldes.

Bereits im Oktober 1999 wurde der „Bolzplatz“ nivelliert, Mutterboden aufgetragen und Rasen gesät. Alle Arbeiten sollten voraussichtlich im Juni 2000 abgeschlossen sein.

Im Gespräch mit einem Kasseedorfer Jugendlichen stellte sich heraus, daß des weiteren ein Ballauffangzaun geplant war, jedoch bisher noch nicht umgesetzt werden konnte. Ausschlaggebend hierfür war die Tatsache, daß nach dem Praktikumsende unserer Vorgänger (Lars Grodt und Thomas Bracht) keine direkten Bezugspersonen bzw. keine ausreichende und kontinuierliche Betreuung für das Projekt „Bolzplatz-Kasseedorf“ und der Jugendlichen zur Verfügung standen. So konnten diese „Wünsche“ (Wunschliste der Zukunftswerkstatt) der Jugendlichen noch nicht umgesetzt werden. Hieraus ergab sich für mich die Aufgabe, an diesem Punkt neu anzusetzen und alte, aber auch durch eine weitere Zukunftswerkstatt eventuell entstehende neue Wünsche, aufzugreifen und umzusetzen.

2. Theoretische Auseinandersetzung mit der Thematik

In diesem Textabschnitt werde ich mich mit der offenen Jugendarbeit im ländlichen Raum und der Partizipation von Kindern und Jugendlichen bezogen auf das Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“ auseinandersetzen.

2.1. Offene Jugendarbeit im ländlichen Raum

Nach einer aus dem Internet entnommenen Definition ist „ Offene Jugendarbeit “ ein Bestandteil der gesellschaftlichen Entwicklung, die in einem andauernden Prozeß nach Möglichkeiten sucht, im Austausch mit der Gesellschaft auf die Bedürfnisse der Jugendlichen unter Berücksichtigung humaner Werte einzugehen, dabei unterschiedliche Methoden anwendet und unterschiedliche Ziele definiert. Grobziele außerhalb jeder politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung sind die Menschenrechte.

Laut Klawe bezieht sich der Begriff „ offene Jugendarbeit “ auf die „ Offenheit “, der Inhalte, der Interessen der Jugendlichen, der Öffentlichkeit und den Organisations- und Sozialformen. Hiermit ist gemeint, daß die Aktivitäten in der offenen Jugendarbeit nicht immer an politische, konfessionelle oder weltanschauliche Orientierungen gebunden sind und unter einem ständigen Legitimationsdruck gegenüber dem Träger und der Öffentlichkeit stehen. Außerdem sollen die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen berücksichtigt werden. Einzelne Aktivitäten sollen für das Klientel unmittelbar zugänglich sein, ohne eine Mitgliedschaft. Offene Jugendarbeit findet demnach überwiegend in Freizeitstätten, wie z.B. Jugendzentren statt, welche für alle Jugendliche zugänglich sind (vgl. Klawe 1996, S.12ff).

Neben der klassischen Ausführung der offenen Jugendarbeit in Jugendzentren und Jugendfreizeitstätten, die sich durch eine gewisse Mittelpunktfunktion innerhalb der Infrastruktur der Jugendarbeit kennzeichnen, haben sich die Jugendtreffs im ländlichen Raum etabliert. Hier bekommen Jugendliche, die aufgrund großer Entfernungen und mangelnder Busverbindungen keine Einrichtungen in den Städten aufsuchen können, die Möglichkeit, offene Jugendarbeit zu nutzen. Durch Anlaufstationen wie z.B. Bauwagen oder Containern, die von den Jugendlichen in vielen Fällen selbst verwaltet werden und durch die Kommunen finanzielle Hilfe aus öffentlichen Mitteln erhalten, haben sie einen Ort, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und eventuelle Aktivitäten durchzuführen (vgl. Deinet, Sturzenhecker 2000, S. 312).

Für die dauerhafte zweckentsprechende Nutzung solcher Treffs im Kleinformat (z.B. Bauwagen) ist jedoch Voraussetzung, daß die fachliche und organisatorische Betreuung hinreichend gesichert ist. Hier beginnt das Arbeitsfeld des Jugendpflegers*). Im Gegensatz zu seinen städtischen Kollegen in Jugendfreizeitstätten ist sein Arbeitsplatz zumeist das Rathaus und seine Tätigkeit erstreckt sich auf die verschiedenen Dörfer einer Gemeinde. Anders als in den Städten, suchen hier nicht die Jugendlichen den Erzieher in der Einrichtung auf, sondern der Jugendpfleger sucht die Plätze (Bauwagen, Container) der Jugendlichen auf.

Aber auch wenn sein Arbeitsplatz aus mehreren Orten besteht, sind die Aufgaben des Jugendpflegers im ländlichen Raum identisch mit denen eines Erziehers in städtischen Einrichtungen. Erzieher/Jugendpfleger müssen auch hier geeignete Strukturierungen und Rahmenbedingungen schaffen, damit den Jugendlichen die Möglichkeit des Experimentierens mit dem eigenen Rollenverhalten gegeben wird. Das heißt aber nicht, Jugendliche mit vielen verschiedenen Programmangeboten „zuzuschütten“, sondern klare Absprachen zwischen Pädagogen und Jugendlichen zu treffen und Spielregeln unter Einbeziehung der Jugendlichen zu erarbeiten. Die Jugendlichen sollen die Termine (für eventuelle Aktivitäten) selbst aufstellen und veröffentlichen. Dadurch wird es den Jugendlichen ermöglicht, Freiräume konstruktiv zu nutzen. Außerdem bietet sich den Pädagogen einen überschaubarer Überblick des offenen Bereiches (vgl. Klawe 1996, S.167).

Jugendpfleger, die im ländlichen Bereich „Jugendarbeit“ tätig sind, müssen in der Regel die „pädagogische Arbeit“ allein bewältigen. Die Arbeit, die in Jugendfreizeitstätten unter mehreren Mitarbeitern aufgeteilt wird, lastet hier auf den Schultern eines einzelnen. Wenn man sieht, was zu seinem Tätigkeitsrepertoire gehört, z.B. Freizeiten, Ferienpaßaktionen, Projekte betreuen, Informationen und Kontakte vermitteln, Ansprechpartner für Jugendliche zu sein, ehrenamtliche Mitarbeiter zu motivieren, auch zwischen den Interessen von Jugendlichen und der kommunalen Selbstverwaltung zu vermitteln usw., eröffnet sich natürlich die Frage: „Was ist leistbar ?“

Hinzu kommen außerdem die Erwartungen, die von Trägern, Kommunen, der Öffentlichkeit und den Jugendlichen an ihn gestellt werden. Nimmt man das alles zusammen, dann müßte der pädagogische Mitarbeiter in einer Person Erzieher, Berater, Vermittler, Medienexperte, Künstler, Therapeut, Aufsichtsperson, KfzMechaniker, Kneipenwirt, Verwaltungsangestellter und Politiker sein. Der Jugendpfleger als „Einzelkämpfer“ wird somit gezwungen, über seinen unmittelbaren Aufgabenbereich hinauszudenken. Diese Form von Jugendarbeit zu leisten, kann daher sehr mühselig und frustrierend sein (vgl. Müller 1989, S.17ff.).

Der Jugendpfleger befindet sich im Spannungsfeld zwischen Bürokratentum und mangelndem Verständnis der Öffentlichkeit für die Anliegen und Freiraumbedürfnisse Jugendlicher. Es ist oft schwierig, in der Jugendarbeit im ländlichen Raum etwas zu bewegen.

2.2. Partizipation (Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“)

Nach dem DTV- Lexikon, Band 9: München: Deutscher Taschenbuch Verlag; 1994, bedeutet Partizipation, die Beteiligung von Mitgliedern einer Gruppe an gemeinsamen Angelegenheiten.

Auf das Modellprojekt bezogen, welches in vier Dörfern der Länder MecklenburgVorpommern (Balow u. Görmin) und Schleswig-Holstein (Schafflund u. Kasseedorf) durchgeführt wird, bedeutet Partizipation, die Beteiligung aller in einem Dorf lebenden Einwohner, auch der Kinder und Jugendlichen, an einem Prozeß der Dorfentwicklung (s. auch Punkt 3). Kinder und Jugendliche sollen an Veränderungen, wie z.B. mehr Kinderfreundlichkeit, politischen Entscheidungen, gestalterischen Planungen und Durchführungen in ihrem Dorf, beteiligt werden.

Planen und gestalten Kinder ihren Spielplatz mit, richten Jugendliche ihren Jugendtreff nach ihren Vorstellungen ein, so ist eine Identifizierung mit dem Spielplatz bzw. dem Jugendtreff gewährleistet. Die Beteiligten fühlen sich heimisch, entwickeln eine Verantwortung für das eigene Projekt, ihr Selbstwertgefühl und ihre Persönlichkeit werden gestärkt, weil ihre Bedürfnisse und Wünsche ernst genommen und umgesetzt wurden.

Dies hat zur Folge, daß sich Kinder und Jugendliche sozialer verhalten. Vandalismus und Gewalt treten immer mehr in den Hintergrund (vgl. Stange 1996, S.13). Auf die Mithilfe von Kindern und Jugendlichen als Expertinnen und Experten zu verzichten, ist ein planerischer „Kunstfehler“, denn Kinder und Jugendliche haben häufig preiswertere und originellere Alternativen als Erwachsene.

Aber auch wenn die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Vordergrund steht, sollte man die Zusammenarbeit mit Erwachsenen dabei nicht vergessen, denn eine ernsthafte Partizipation muß sich ihrer Bedeutung als „ Beziehungsarbei t“ und „ Persönlichkeitsbildung “ (nicht nur für Kinder u. Jugendliche) bewußt sein. Die Durchsetzung und Realisierung von gemeinsam getroffenen Entscheidungen müssen von Erwachsenen koordiniert werden, da ansonsten Kinder und Jugendliche in unserer „Erwachsenenwelt“ überfordert sein würden.

Partizipation verläuft immer nach den demokratischen Prinzipien. Hieraus ergibt sich, daß Kinder und Jugendliche bereits früh darauf vorbereitet werden sollen, sich in einer demokratischen Gesellschaft zurechtzufinden, um demokratische Prozesse mitverantwortlich zu gestalten. Doch Kinder und Jugendliche, die ausgezeichnet über globale Zukunftsprobleme informiert sind, aber überhaupt nicht wissen wie das demokratische Leben in ihrem Nahbereich organisiert ist, wie sollen sie verantwortungsvoll und selbstbestimmt für ihre Interessen eintreten? Hier hat die politische Bildung in den Schulen auf breiter Front versagt. Durch die hohe Politikverdrossenheit wissen Kinder und Jugendliche meist nicht, was ihre „Einmischung“ in die Gesellschaft, Politik und Kultur bewirken kann (vgl. Stange 1996,S.12) . Doch wie können junge Menschen wirklich Demokratie lernen, wenn sie aus allen persönlichen Vorhaben, von denen sie selbst betroffen sind, heraus- gehalten werden? Obwohl Partizipation von Kindern und Jugendlichen bereits in vielen Gesetzen verankert ist (angefangen von der UN-Konvention bis hin zu den Gemeindeordnungen, s. Anhang), sieht die Praxis anders aus.

Um Partizipation von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erfolgreich zu praktizieren, wurden Methoden entwickelt, um daß jeweilige Klientel zu erreichen. Die Methode, die auch im Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“ ihre Anwendung findet, ist die Beteiligungsspirale mit Zukunftswerkstatt (s. Anhang). Hier wird in mehreren Phasen versucht, Imaginationshemmungen abzubauen und soziale Phantasie zu entwickeln. Praxiserfahrungen zeigen, daß bei Kindern und Jugendlichen so die Lust auf Politik geweckt werden kann ( ).

Ein wichtiger zentraler Baustein der Beteiligungsspirale ist die Zukunftswerkstatt (s. Anhang). Sie wurde in den 60er Jahren von Robert Jungk erfunden und mit Erwachsenen erprobt. Zukunftswerkstätten werden heute als Instrument der innovativen und demokratischen Gestaltung der Gesellschaft verwendet. Außerdem bieteten sie den ansonsten selten gefragten Bürgern die Möglichkeit, die sie betreffenden Probleme zu erkennen, aufzuzeigen, eigene Lösungsvorschläge und kreative Vorstellungen für ihr Leben, ihre Umwelt und ihrer Gemeinde zu erarbeiten.

Zukunftswerkstätten verstehen sich als Kraftwerk der sozialen und politischen Innovation *) !

Die Beteiligungsspirale mit Zukunftswerkstatt wurde bei dem Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“, als Partizipationsform und Strategie gewählt. Die Zukunftswerkstatt kommt mit ihrer starken Betonung kreativer Elemente den Bedürfnissen und Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen in besonderer Weise entgegen. Handlungsorientierung, lustvolle- und spielerische Elemente, die Betonung sozialer Phantasie, eine große Erfahrungs- und Erlebnisdichte, also insgesamt sehr hoher Motivierungs- und Aktivierungsgrad ziehen Kinder und Jugendliche sehr stark an. Aber natürlich ist die Zukunftswerkstatt kein Allheilmittel, auch sie hat ihre Grenzen. Schwachpunkt vieler Zukunftswerkstätten ist, daß nach einem enormen Ideenfluß während der Zukunftswerkstatt diese oft recht unvollkommen realisiert werden. Außerdem erfordert die Zukunftswerkstatt insgesamt einen erheblichen Zeitaufwand und hohe Konzentration aller Beteiligten (vgl. Stange 1996, S.18). Trotz allem sind die Vorzüge der Beteiligungsspirale mit Zukunftswerkstatt nicht zu übersehen. Im Gegensatz zu anderen Partizipationsformen fixiert sie sich nur auf ein einziges Problem oder Thema, welches umfassend und ganzheitlich über einen längeren Zeitraum begleitet wird. Die Beteiligungsspirale ist also eine optimale Partizipationsform von Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde.

* (lat.- nlat.) die; -en : Einführung von etw. Neuem, Erneuerung, Neuerung

3. Situationsanalyse

In diesem Abschnitt wird kurz das Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“, örtliche Gegebenheiten, meine eigenen Bedingungen innerhalb des Projektes und die Zielgruppe beschrieben.

3.1. Das Modellprojekt „Dorf für Kinder- Dorf für alle

Wie schon erwähnt (unter Punkt 1.und 2.), geht es im Modellprojekt um kinderfreundliche Dorfgestaltung mit und durch Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, unter Berücksichtigung der Partizipationspädagogik. Ziel des Projektes ist es, Strategien und Verfahren zur Schaffung von positiven Lebensbedingungen für junge Menschen zu entwickeln. Zudem soll mehr Kinderfreundlichkeit im ländlichen Raum geschaffen werden. Das Modellprojekt ist vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben und steht unter der Leitung von Prof. Waldemar Stange, von der Fachschule Lüneburg (s. Anhang).

Das Modellprojekt wird seit 01.01.1998 in der Gemeinde Kasseedorf durchgeführt und endet Ende Dezember 2000.

Innerhalb des Modellprojektes entstand in Kasseedorf ein Jugendtreff in Form eines Bauwagens, wurde der „Bolzplatz“ (auf dem sich auch der Bauwagen befindet) neu gestaltet und ein Computer mit Internetanschluß im Feuerwehrgebäude eingerichtet.

3.2. Beschreibung des örtlichen Umfelds von Kasseedorf

Kasseedorf liegt zwischen Schönwalde a.B. und Eutin. Zum Gemeindegebiet gehören die Ortsteile Bergfeld, Freudenholm, Stendorf, Vinzier, Griebel, Sagau und Kasseedorf, die mehrere Kilometer von einander entfernt liegen. In der Gemeinde sind ca. 1446 Einwohner gemeldet (Stand Januar 2000). Davon leben 144 Kinder und Jugendliche in Kasseedorf.

3.3. Freizeitangebote

Freizeitaktivitäten werden in der Gemeinde Kasseedorf von verschiedenen Verbänden angeboten, wie z.B. der Freiwilligen Feuerwehr und dem Sportverein. Ein zentraler Veranstaltungsort ist die „Schulscheune“. Ihre Räumlichkeiten werden überwiegend für private Feiern genutzt (z.B. Kinderflohmärkte, Hochzeiten, Gemeindeveranstaltungen usw.).

In den Sommerferien finden regelmäßig Ferienaktionen für Kinder und Jugendliche statt. Am Wochenende besteht die Möglichkeit, mit einem Disco-Bus ins „Bambu“ (Discotheke in Neustadt/Holst.) zu fahren. Beliebter Treffpunkt für Kinder und Jugendliche ist der „Bolzplatz“ mit dem dazugehörigen Bauwagen.

3.4. Beschreibung der Zielgruppe

In einem Vorgespräch mit Frau Hagedorn (Bürgermeisterin, Kasseedorf), erfuhr ich den Namen eines sehr engagierten Kasseedorfer Jugendlichen, der sich schon an vielen Projekten im Dorf beteiligt hat.

In einem persönlichen Gespräch mit Dirk K.*) bekam ich die ersten Informationen über die Jugendlichen, die sich auf dem „Bolzplatz“ und im Bauwagen aufhalten. Ich erfuhr, daß die Kasseedorfer Gruppe sich aus 10-12 Jugendlichen im Alter von 17- 20 Jahren zusammensetzt. Acht von ihnen befinden sich in der Ausbildung zum Metallbauer, KFZ-Mechaniker, Elektromaschinenbauer, und Werkzeugmacher. Die übrigen leisten zur Zeit ihren Zivildienst ab. Desweiteren spielen sie gemeinsam im „TSV-Kasseedorf“ Fußball. Einer der Jugendlichen hat eine Freundin, die sich aber selten auf dem Bolzplatz aufhält. Treffpunkt der Jugendlichen ist in der Woche oft das Vereinsheim, am Wochenende der Bauwagen. Weiteres ist nicht bekannt.

3.5. Eigene Bedingungen

Da ich bereits zwei Praktika in der Jugendarbeit absolviert habe, bringe ich zur Umsetzung meines Projektes gute Grundvoraussetzungen mit. In Verbindung mit dem Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“ nahm ich außerdem an einem Seminar (über Partizipation von Kindern u. Jugendlichen) in Lüneburg und an einer Zukunftswerkstatt der Friedrich-Hiller-Schule in Schönwalde teil. Beides unter der Leitung von Prof. Stange von der Fachhochschule Lüneburg.

*) Name aus Datenschutzgründen geändert

Ich fühlte mich daher in die Lage, eine kleine Zukunftswerkstatt innerhalb meines Projektes durchzuführen.

Von der Gemeindeverwaltung Kasseedorf und deren Mitarbeitern (Frau Hagedorn - Bürgermeisterin, Herr Schwarz - 1. Stellv. Bürgermeister, Frau Kaasch und Frau Dahm) erhielt ich jede mögliche Unterstützung, die von Seiten der Gemeinde zur Umsetzung des Projektes zu leisten war, u.a. durch Bereitstellung finanzieller Mittel, Arbeitsmaterialien und Auskünfte aller Art.

4. Ziele des Projektes

- Die Jugendlichen sollen sich an demokratischen Entscheidungen beteiligen.

Begründung: Durch die Beteiligung an demokratischen Entscheidungen fühlen sich die Jugendlichen akzeptiert und erst genommen.

- Die Jugendlichen sollen eigene Ideen entwickeln und umsetzen.

Begründung: Die Jugendlichen haben Erfolgserlebnisse und werden sich mit ihrem „ Geschaffenen “ identifizieren.

- Die Jugendlichen sollen eigenverantwortlich handeln.

Begründung: Die Jugendlichen entwickeln Verantwortung für ihr Vorhaben (Projekt), außerdem lernen sie dadurch ihr Tun zuüberdenken und dafür Konsequenzen zu tragen.

- Die Jugendlichen sollen Teamfähigkeit entwickeln.

Begründung: Die Jugendlichen lernen hierdurch, Kompromisse zu schließen und Ideen anderer anzunehmen.

5. Didaktisch-methodische Überlegung zum Gesamtprojekt

Beginnen werde ich mein Projekt mit einem Vorbereitungs- und Kennenlerntreffen, welches am Mittwoch dem 11.10.2000, um 20.00 Uhr im Feuerwehrhaus, Kasseedorf stattfinden wird. Bei diesem Treffen werde ich ein Kennenlernspiel durchführen, damit die Anwesenden mich kennen- und akzeptieren lernen. Des weiteren werde ich mein Vorhaben, ein Projekt mit ihnen zusammen durchzuführen, vorstellen. Sollten die Jugendlichen meine Vorhaben akzeptieren, werde ich mit ihnen einen Termin für die nächste Aktivität (Zukunftswerkstatt) vereinbaren.

Dieser Termin wird wahrscheinlich auf ein Wochenende fallen, da die meisten der Jugendlichen in der Ausbildung sind und in der Woche arbeiten müssen. Bei dem zweiten Treffen, welches wiederum im Feuerwehrhaus oder Gemeindehaus stattfinden wird, führe ich mit den Jugendlichen eine Zukunftswerkstatt durch.

Beginnen werde ich diese mit einer Einführungsphase, hier werde ich den Tagesablauf erläutern und eventuelle Fragen beantworten. Darauf findet eine Kritikphase statt, in der die Jugendlichen ihren „Frust“ loswerden können, indem sie ihre Kritikpunkte bezogen auf den Freizeittreffpunkt „Bolzplatz“ auf Metaplankarten schreiben. Diese Methode ermöglicht den Jugendlichen schnell und einfach, ihrem „Unmut Luft zu machen“. Fortfahren werde ich mit der Phantasiephase, hier sollen die Jugendlichen wie auch in der Kritikphase über die Metaplantechnik ihre Ideen und Wünsche äußern und sich außerdem mehr mit dem Projekt identifizieren (geringer Zeitaufwand). Als nächstes erhalten sie drei Klebesterne, um diese auf die jeweiligen Favoriten zu kleben, so werden die besten Ideen ausgewählt. Unabhängig davon, für welche Ideen sich die Jugendlichen entscheiden, findet eine Loslegphase statt. In der Loslegphase werde ich mit den Jugendlichen Handlungsschritte für die praktische Weiterarbeit sammeln, z.B. Wie geht es weiter?- Was müssen wir als nächstes machen?- Wer kann was machen?.

Sollten diese Dinge geklärt sein, vereinbaren wir einen weiteren Termin, um die in der Zukunftswerkstatt entstandenen Ideen und Wünsche praktisch umzusetzen. Es könnte sein, daß einige Jugendliche sich nicht an der Umsetzungsphase beteiligen wollen, deshalb werde ich im Anschluß daran eine Mitmachliste erstellen, damit eine Art von Verbindlichkeit bewirkt wird. Zum Abschluß werde ich mit den Gruppenmitgliedern ein kurzes „Blitzlicht“ durchführen, um herauszufinden, wie ihnen die Zukunftswerkstatt gefallen hat.

Da es sich um ein Partizipationsprojekt handelt, muß ich bei den weiteren Durchführungen darauf achten, daß die Jugendlichen selbständig und eigenverantwortlich ihre Ideen und Wünsche umsetzen, ohne daß ich zu sehr lenkend eingreife. Mein Aufgabenbereich beschränkt sich darauf, den Jugendlichen Hilfestellungen zu geben, sie zu motivieren und darauf zu achten, daß alle Gruppenmitglieder gleichermaßen am Prozeß beteiligt werden.

6. Projektvorbereitung

Nachdem ich mich in mein Praktikum eingearbeitet und mich über die verschiedenen Projekte der Gemeinde Kasseedorf informiert hatte, entschloß ich mich, in Absprache mit Tim Claußen (s. Punkt 1.), ein Projekt mit Kasseedorfer Jugendlichen in Anlehnung an das Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“ durchzuführen. Ich vereinbarte einen Termin mit Frau Hagedorn (Bürgermeisterin von Kasseedorf). In diesem Gespräch berichtete ich von meinem Vorhaben, sie begrüßte es und gab mir verschiedene Informationen, wie z.B. die Namen von engagierten Jugendlichen, die an früheren Projekten teilgenommen hatten. Als nächstes besorgte ich mir den Projekt-Ordner „Kasseedorf“, in dem genau aufgelistet war, welche Projekte wann stattgefunden haben, die dazugehörigen Protokolle (die allerdings nicht vollständig waren), außerdem verschiedene Anträge und Wunschlisten der Jugendlichen aus durchgeführten Zukunftswerkstätten (Umgestaltung des „Bolzplatzes“, Neugestaltung des Bauwagens, Erstellung einer Dorfchronik). Im Gespräch mit einem Kasseedorfer Jugendlichen (s. auch Punkt 3.4.), stellte sich heraus, daß das Projekt „Bolzplatz“ noch nicht beendet worden war (s. auch Punkt 1.). Daraus entstand meine Idee, das Projekt „Gestaltung des Jugendfreizeittreffpunktes Bolzplatz“ zu Ende zu führen.

Ich erläuterte dem Jugendlichen mein Vorhaben, und er bot mir seine volle Unterstützung an. Er organisierte eine aktuelle Namensliste mit Adressen und Telefonnummern von Jugendlichen, die den „Bolzplatz“ zur Zeit nutzten. Um mir vor Ort ein Bild über die momentane Situation des „Bolzplatzes“ zu machen, verabredete ich mich mit dem Jugendlichen für eine Besichtigung. Nach der Besichtigung organisierte ich das erste Kennenlerntreffen. Die Gemeindeverwaltung bot mir hierfür einen Raum im Kasseedorfer Feuerwehrhaus an. Den konkreten Termin habe ich mit dem Feuerwehrmeister, Herrn J., abgestimmt. Anschließend rief ich die Jugendlichen an, stellte mich kurz vor und lud sie zu diesem Kennenlern- treffen ein.

7. Didaktisch-methodische Planung und Reflexion des Projektes

Unter diesem Abschnitt wird eine Auswahl von vier Aktivitäten innerhalb des Projektes beschrieben und reflektiert.

7.1. Aktivität 1 (Kennenlern- und Vorbereitungstreffen)

7.1.1. Situationsanalyse

Die geplante Aktivität fand am 11.10. 2000 im Feuerwehrhaus von Kasseedorf statt. Aufgrund der Berufstätigkeit der Jugendlichen begann das Kennenlerntreffen um 20.00 Uhr. Die Zeit der Aktivität war beschränkt, weil der Raum ab 21.00 Uhr von der Feuerwehr genutzt wurde.

Mein Ziel war, mich vorstellen und die Jugendlichen näher kennenzulernen. Außerdem wollte ich mich bei den Jugendlichen über die vorigen Projekte, die innerhalb des Modellprojektes durchgeführt worden waren, informieren. Weiter wollte ich herausfinden, ob Interesse an einem zusätzlichen Projekt bestand, welches ich ggf. mit ihnen durchführen wollte.

Ich war sehr nervös, da ich nicht wußte, was auf mich zukommen würde. Auch hatte ich große Bedenken, ob die Jugendlichen mich ernst nehmen würden, da sie fast im gleichen Alter waren wie ich.

7.1.2. Feinziel

- Die Jugendlichen sollen mit mir gemeinsam ein Kennenlernspiel durchführen.

Begründung: Um die Gruppendynamik zu fördern und die Atmosphäre aufzulockern.

- Die Jugendlichen sollen sich durch das Kennenlernspiel meinen Namen einprägen.

Begründung: Da ichüber einen längeren Zeitraum der Ansprechpartner und Vermittler zwischen ihnen und der Gemeinde sein werde.

- Die Jugendlichen sollen sich zu früher durchgeführten Projekten äußern.

Begründung: Die Jugendlichen sollen sich mitteilen. Auch möchte ich alte Interessen aufgreifen, um dort evtl. neu anzusetzen.

- Die Jugendlichen sollen zu meinem Vorhaben (Umsetzung eines Projektes) gezielt Fragen stellen.

Begründung: Um herauszufinden , ob evtl. Interesse an einem weiteren Projekt besteht.

7.1.3. Praktische Vorbereitung

Als erstes suchte ich mir aus Fachliteratur und Spielesammlungen ein geeignetes Kennenlernspiel (s. Anhang). Als nächstes erstellte ich eine Materialliste für die erste Aktivität. Darin enthalten waren: Getränke, Knabbereien, Stifte, Zettel usw. Zwei Tage vor der Aktivität besorgte ich Getränke und Knabbereien. Die Quittungen für die Einkäufe reichte ich im Amt Schönwalde ein.

Am Tag der Aktivität beschaffte ich mir den Schlüssel für den Feuerwehrraum, in dem ich die erste Aktivität durchführen wollte. Zwei Stunden vor der Durchführung tra ich dort ein, um alle Vorbereitungen zu treffen, z.B. die Knabbereien in Schalen zu füllen, Gläser und Getränke bereitzustellen etc.

7.1.4. Planung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

7.1.5. Durchführung

Um 20.00 Uhr trafen die ersten Jugendlichen ein. Ich begrüßte sie und bat sie, sich an den Tisch zu setzen. Nachdem auch die Letzten um 20.15 Uhr eintrafen (zu meiner Überraschung waren alle 11 Jugendlichen, zu diesem ersten Treffen erschienen), begann ich mit der offiziellen Begrüßungsrunde. Als erstes stellten Tim und ich uns vor (wer wir sind, was wir machen, welche Tätigkeiten wir innerhalb der Gemeinde Kasseedorf durchgeführt haben und durchführen werden). Als nächstes stellte ich den Jugendlichen die Frage, ob sie noch etwas über uns wissen wollen. Dieses verneinten sie. Wie geplant, stellte ich dann das Programm für den Abend vor.

Ich sagte, daß wir mit einer kleinen Vorstellungsrunde anfangen wollen, ein Kennenlernspiel durchführen werden und ich ihnen von meinem geplanten Projekt berichten werde. Ich bot ihnen an, jederzeit Anregungen und Kritik zu äußern.

Sie reagierten sehr positiv auf das vorgestellte Programm. Es war keine „Unruhe“ zu spüren, zwei Jugendliche zündeten sich eine Zigarette an, ein anderer fragte, ob er sich etwas zu trinken nehmen könnten, was ich bejahte.

Bei der Ankündigung des Kennenlernspiels „lachten“ zwei Jugendliche. Hierauf erläuterte ich, daß dies nur ein Vorschlag sei und wir es nicht durchführen brauchten, wenn sie es nicht möchten. Es sei nur ein Vorschlag, um sich besser kennenzulernen. Außerdem könne das Spiel auch Spaß machen. Ich fragte nochmals nach, ob sie das Spiel mit uns durchführen möchten. Sie „schmunzelten“ zwar, aber waren dann doch einverstanden.

Wie geplant, forderte ich die Jugendlichen als nächstes auf, sich kurz vorzustellen und mir ihren Namen, Alter und Beruf mitzuteilen. Den ersten Jugendlichen, der links neben mir saß, bat ich anzufangen. Nach und nach stellte sich jeder vor. Nachdem diese Runde beendet war, holte ich ein rotes Wollknäuel aus meiner Tasche und erklärte das Kennenlernspiel. Ich forderte die Jugendlichen auf, sich hinzustellen, was sie auch prompt taten. Ich fing an, indem ich meinen Namen nannte und das Knäuel einem Jugendlichen zuwarf, so führten wir das Spiel weiter fort. Christian, einer der Jugendlichen, drehte sich weg. In diesem Moment bekam er das Knäuel an den Kopf und die ganze Gruppe „lachte“.

Nach dem Kennenlernspiel schlug ich den Jugendlichen vor, sich das Knabberzeug und die Getränke von dem Beistelltisch zu holen. Nachdem sich alle wieder hingesetzt hatten, fragte ich sie zu den durchgeführten Projekten in Kasseedorf. Was sie gemacht hätten. Ob schon alles umgesetzt worden wäre und ob alle der Anwesenden daran teilgenommen hätten. Dirk J. erzählte von der Restaurierung des Bauwagens, von der Einrichtung eines Computers im Feuerwehrhaus und von einer Zukunftswerkstatt, die im letzten Jahr mit den Praktikanten Thomas Bracht und Lars Godt, durchgeführt wurde.

Gleich im Anschluß sagte Jan J., daß aber noch nicht alle Dinge aus der Zukunftswerkstatt umgesetzt worden waren, z.B. die Aufstellung eines Ballauffangzaunes.

Ich fragte, ob sie sich vorstellen könnten, eine weitere Zukunftswerkstatt mit uns durchzuführen, um eventuell alte Wünsche zu verwirklichen und neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Sie schauten sich gegenseitig an und „zögerten“ . Nach einer Weile nickten sie. Sebastian sagte: „Warum nicht? Können wir machen!“ Doch „große Begeisterung“ war ihnen nicht anzusehen.

Carsten fragte:,, Wann wollen wir sie denn durchführen?“ Daraufhin sagte ich, daß ich mich nach ihnen richten würde. Aber schlug dann trotzdem den folgenden Samstag vor, um so einen geringen Zeitabstand zwischen den Aktivitäten zu haben. Alle stimmten dem Termin zu, bei der Zeitabsprache gab es aber doch Probleme, weil einige ausschlafen wollten. Nach langer Diskussion wurde beschlossen, das Treffen auf 10.00 Uhr festzusetzen. Nachdem dieser Termin stand, fragte ich die Jugendlichen, wie ihnen der Abend gefallen hätte. Sebastian S. äußerte sich:,, Ach ja, war ganz nett!“ Daraufhin fragte ich weiter , was ihnen nicht so gut gefallen hätte. Als Antwort bekam ich von Sebastian S.:,, Kein Kennenlernspiel mehr!“ Die anderen „lachten“, Tim und ich mußten „mitlachen“. Zum Abschluß bat ich sie, sich in die Mitmachliste einzutragen, die ich herumgehen ließ und teilte ihnen mit , daß ich mich auf unser nächstes Treffen freuen würde. Wir verabschiedeten uns von den Jugendlichen und bedankten uns nochmals für diesen netten Abend.

7.1.6. Reflexion

Vor dieser ersten Aktivität war ich sehr aufgeregt. Meine größte Befürchtung war, daß keiner der Jugendlichen kommen würde. Und wenn sie Eintreffen, daß sie mich nicht ernst nehmen und ich mich nicht durchsetzen könnte, da sie einerseits schon junge Erwachsene und außerdem alle männlichen Geschlechts waren.

Doch nachdem sie alle eingetroffen und mir zwei Jugendliche schon bekannt waren, legte sich meine Aufregung. Die Jugendlichen waren sehr interessiert und ich hatte keinen Augenblick das Gefühl , daß ihnen die Stunde nicht gefallen hat. Im Großen und Ganzen war die Aktivität gut durchstrukturiert, abgesehen von dem Kennenlernspiel, welches nicht unbedingt für die Gruppe geeignet war. Hier hätte ich eventuelle Ausweichmöglichkeiten in meine Planung mit aufnehmen müssen (z.B. durch verschiedene andere Spiele). Auch war der Zeitraum von einer Stunde zu knapp bemessen, weil einige Jugendliche zu spät eintrafen. Außerdem war die meiste Zeit für die Begrüßungs- und Kennenlernrunde verstrichen. Hier habe ich mich verkalkuliert. Trotzdem erreichte ich meine Ziele und bin mit der ersten Aktivität und ihrem Ergebnis zufrieden.

7.2. Aktivität 2 (Zukunftswerkstatt „Wir gestalten unseren Freizeittreffpunkt“)

7.2.1. Situationsanalyse

Die geplante Aktivität fand, wie mit den Jugendlichen vereinbart, am 15.10.2000 im Feuerwehrhaus statt. Auf Wunsch der Gruppe begann die Zukunftswerkstatt um 10.00 Uhr. Die Zukunftswerkstatt sollte ca. 2 1/2 Stunden dauern. Ich bin davon ausgegangen, daß 11 Jugendliche anwesend sein würden, da beim ersten Treffen alle zugesagt hatten und sich in die Mitmachliste eingetragen hatten.

7.2.2. Ziele

- Die Jugendlichen sollen auf Metaplankarten ihre Kritik (bezüglich des Freizeittreffpunktes) schreiben.

Begründung: Die Jugendlichen sollen so die Chance bekommen ihren angestauten Mißmut „ Luft “ zumachen. Außerdem können die Jugendlichen so ihre Kritik visualisieren.

- Die Jugendlichen sollen ihre Ideen auf Metaplankarten schreiben.

Begründung: So können die Jugendlichen Ideen visualisieren. Ihre Ideen werden festgehalten und gehen nicht verloren.

- Die Jugendlichen sollen die bereits aufgeschriebenen Ideen vorstellen.

Begründung: Damit ich sehen kann, ob sie sich damit auseinandergesetzt haben.

- Die Jugendlichen sollen lernen, mit anderen Jugendlichen im Team zusammenzuarbeiten.

Begründung: Das soziale Verhalten wird dadurch bestärkt.

7.2.3. Praktische Vorbereitung

Ich beschaffte mir Fachliteratur über Zukunftswerkstätten, die ich speziell auf meine zweite Aktivität hin ausarbeitete (s. Anhang). Als nächstes erstellte ich mir eine Liste über die Materialien, die ich für meine Aktivität benötigte, und besorgte mir diese. Einen Tag vor der Durchführung organisierte ich den Schlüssel für die Räumlichkeiten und bereitete gemeinsam mit Tim C. den Raum für die Zukunftswerkstatt vor. Bei der Vorbereitung breitete ich Metaplan-Plakate auf dem Boden aus, diese wurden mit Metaplankarten für die verschiedenen Phasen bestückt und beschriftet (Was nervt Euch an eurem Freizeittreffpunkt?- KRITIKPHASE, Was sind Eure Ideen und Wünsche?- PHANTASIEPHASE, Top 3- (Auswertung) PRÄSENTATIONSPHASE).

7.2.4. Planung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

7.2.5. Durchführung

Alle Jugendlichen trafen pünktlich um 10.00 Uhr ein. Ich forderte die Jugendlichen auf, sich in die Mitmachliste einzutragen, was sie auch taten. Drei Jugendliche schauten sich „neugierig“ die Metaplan-Plakate, die auf dem Fußboden lagen, an, fragten aber nicht, was sie zu bedeuten hätten.

Zwei Jugendliche standen mitten im Raum und „gähnten“. Ich fragte sie, ob sie eine anstrengende Nacht hinter sich hätten. Sebastian antwortete, daß sie im „Bambu“ zur 1-Mark-Party gewesen seien. Die Gruppe „grinste“.

Wie geplant, begrüßte ich die Jugendlichen und stellte mein Programm vor. Carsten fragte mich:,, Wie lange dauert es, ich bin so müde?!“ Ich antwortete ihm: „ Ca. zwei Stunden.“ Carsten darauf: „ Na ja, das geht ja noch!“ Nach der Vorstellung des Programms erklärte ich ihnen die einzelnen Schritte unseres Vorhabens. Ich forderte sie auf, sich jeder einige blaue Metaplankarten und Stifte vom Tisch zu nehmen, auf diese dann ihre Kritik bezüglich ihres Freizeittreffpunkts zu schreiben und ihre Metaplankarten dann auf das Metaplan-Plakat (Klagemauer) zu legen. Ich teilte ihnen mit, daß sie für diesen Arbeitsschritt 15 Minuten Zeit hätten. Sebastian sagte: „Ja, ja, das schaffen wir doch locker!“ Ich bot ihnen an, daß sie dieses auch in Kleingruppen machen könnten. Alle Jugendlichen machten mit, jeder legte nach und nach seine Karten auf die Klagemauer. Zwischendurch schaute ich mir gemeinsam mit Tim die ersten Ergebnisse an.

Nach den vorgegebenen 15 Minuten forderte ich die Jugendlichen auf, sich die Ergebnisse anzuschauen und eventuell Statements abzugeben. Doch keiner wollte etwas sagen. Ich schaute mir eine Karte an. Darauf stand „Scheiß Nachbarn“. Ich fragte die Gruppe daraufhin, in welchem Zusammenhang dies gemeint sei. Jan antwortete: ,,Die Nachbarn vom „Bolzplatz“ (Freizeittreffpunkt der Jugendlichen) die regen sich immer auf, wenn wir im Bauwagen sind und Musik an haben, außerdem stört es sie, daß wir hier Fußball spielen.“

Ich fragte nach, ob man etwas an dieser Situation ändern könne. Sebastian meinte: „Nee, das geht nicht, die regen sich wegen jedem kleinen „Pups“ auf!“ Die anderen „lachten“. Ich ging darauf ein, in dem ich ihnen mitteilte, daß das Problem später noch einmal aufgegriffen und ggf. mit der Gemeindeverwaltung diskutiert würde.

Anschließend bat ich die Jugendlichen, die Karten nach den verschiedenen Kritikpunkten zu sortieren und auf die Klagemauer zu kleben.

Ich forderte die Jugendlichen auf, sich das nächste Plakat anzuschauen. Auf einer Metaplan-Wolke stand: „Meine Ideen und Wünsche für unseren „Bolzplatz“. Ich sagte den Jugendlichen, daß sie sich die gelben Karten vom Tisch nehmen und auf ihnen all ihre Ideen und Wünsche in Bezug auf ihren Freizeittreffpunkt „Bolzplatz“ notieren sollten. Ich teilte ihnen mit, daß sie hierfür 20 Minuten Zeit hätten. Die Jugendlichen nahmen sich die Karten vom Tisch und fingen an. Es bildeten sich drei Gruppen. Es fand ein „reger“ Austausch zwischen den Jugendlichen statt . Einer der Jugendlichen fragte mich, ob man auch alte Wünsche aufschreiben könnte. Dies wurde von mir bejaht.

Nachdem die 20 Minuten verstrichen waren, forderte ich die Gruppen auf, ihre Ergebnisse - wie auch bei der vorigen Aktivität - auf das zweite Metaplan-Plakat zu legen, nach Ähnlichkeiten zu sortieren und festzukleben.

Nachdem sie dieses erledigt hatten, erhielten die Jugendlichen jeweils drei Klebepunkte von mir. Ich erklärte ihnen, daß wir eine Auswertung vornehmen würden, indem sie ihre Klebepunkte auf ihren Favoriten kleben. Ich betonte, daß sie ihre Auswertungspunkte auch auf nur auf einen Favoriten kleben könnten. Sie fingen an. Nachdem die Auswertung beendet war, fragte ich, wer die Punkte zählen und aufschreiben möchte. Es meldeten sich Jan und Dirk. Jan zählte und Dirk schrieb sie auf. So ergaben sich die „Top 3“, die zum Teil auch schon in der früheren Zukunftswerkstatt geäußert wurden, und zwar das Aufstellen des Ballauffangzauns, der Bau einer Feuerstelle und der Bau einer Torwand.

Da die Jugendlichen langsam „unruhig“ wurden und fragten, wie lange es noch dauern würde, verzichtete ich auf eine Pause. So fuhr ich fort und fragte sie, welches der „Top 3-Projekte“ sie als erstes durchführen möchten. Jan antwortete: „ Die Feuerstelle, das dauert nicht so lange. Außerdem können wir dann als Vorlage die Feuerstelle hinter der Schulscheune nehmen.“ Ich fragte, ob alle damit einverstanden seien. Sie bejahten dies. Christian meinte: ,, Ich werde mir die Feuerstelle hinter der Schulscheune anschauen. Wir haben zu Hause noch Pflastersteine, die könnte ich bekommen.“

Da die Schulscheune neben dem Feuerwehrgebäude war, gingen wir alle gemeinsam zur Feuerstelle und schauten uns diese an. Carsten holte einen Zollstock aus seinem Auto, mit welchem er die Feuerstelle ausmaß. Jan schrieb die Maße auf und sagte: „ Wir brauchen noch Zement für das Fundament und um damit später die Steine zu befestigen.“ Ich war sehr erstaunt, daß er so gut Bescheid wußte, und fragte ihn, woher er das alles wisse. Er antwortete: „ Ich war damals mit dabei, als diese Feuerstelle errichtet wurde.“ Wir gingen wieder ins Gebäude. Ich fragte die Jugendlichen, ob sie wüßten, wie die baulichen Einzelschritte seien und ob sie einen Durchführungsplan erstellen wollten.

Jan sagte, es wäre einfach, zuerst müsse man ein Loch graben und dann ein Fundament gießen. Da hakte ich ein und fragte in die Runde, ob wir dieses nicht alles gleich schriftlich festhalten wollten. Die Jugendlichen nickten. Thorsten nahm sich einen Stift und fing an, die Arbeitsschritte aufzuschreiben.

Jan fuhr fort: „ Ich glaube, das Fundament muß ca. 4 Tage trocknen. Ich werde meinen Vater fragen, dann legen wir die Steine hinein und gießen nochmals Beton drüber.“ Thorsten fragte: „ Warum müssen wir eigentlich ein Fundament gießen?“ Jan antwortete: „ Damit die Steine nicht absinken, ist doch logisch!“ Ich fragte: „ Haben wir jetzt alles berücksichtigt?“ Dann bat ich Thorsten, die Liste vorzulesen. Wir hakten die Arbeitsschritte gemeinsam ab. Hiernach erstellten wir eine Besorgungsliste für die Materialien und Arbeitsgeräte, welche wir für die Umsetzung benötigten.

Nachdem dieses geklärt war, vereinbarte ich mit den Jugendlichen einen weiteren Termin zur Durchführung. Ich bot ihnen an, mich anzurufen, falls es irgendwelche Probleme bei der Beschaffung der Materialien und Arbeitsgeräte gebe. Ich würde dann versuchen, andere Möglichkeiten zu finden. Sie nickten mir zu und schrieben sich Tims und meine Telefonnummer auf.

Ich sagte ihnen, daß ich es Klasse fände, wie sie mitgearbeitet hätten, und bedankte mich recht herzlich bei ihnen. Wie geplant, bekamen sie von mir drei Karten. Ich erklärte ihnen, was die einzelnen Karten bedeuten, daß sie mir mit ihnen signalisieren sollten, wie es ihnen gefallen hätte. Sieben Jugendlichen hielten die grünen Karten hoch, vier die gelben. Dann bedankte ich mich bei ihnen und verabschiedete mich.

7.2.6. Reflexion

Wie auch bei der ersten Aktivität war ich sehr nervös, weil ich die Befürchtung hatte, daß die Jugendlichen nicht genügend Motivation haben könnten, schließlich hatten sie schon des öfteren an Zukunftswerkstätten teilgenommen und somit war es für sie schon eine Art „alter Hut“.

Doch ich konnte mich vom Gegenteil überzeugen. Alle Jugendlichen trafen pünktlich ein, obwohl sie teilweise noch sehr müde waren. Während der Begrüßung und Programmvorstellung war kein „Desinteresse“ in der Gruppe zu spüren, sie hörte mir aufmerksam zu.

Die Veranstaltung verlief sehr zügig, es wurden allgemein wenig Fragen gestellt, der Grund hierfür ist die Tatsache, daß alle Teilnehmer schon an früheren Zukunftswerkstätten, (wie schon erwähnt) teilgenommen hatten und sie im Großen und Ganzen den Ablauf kannten.

Ich bin der Meinung, daß ich alle meine Ziele erreicht habe. Jeder der Jugendlichen hat seine Kritiken, Ideen und Wünsche aufgeschrieben und geäußert. Zu beobachten war auch, daß sich die Teilnehmer während der Phantasiephase selbständig in Gruppen zusammengefunden haben.

Während der Phantasiephase merkte ich, daß die Jugendlichen langsam „unruhig“ wurden , deshalb ließ ich die Pause ausfallen, um Zeit einzusparen. Dieses hatte keine wesentlichen Auswirkungen auf die Aktivität.

Nach der Auswertung ihrer Ideen und Wünsche hatte ich das Gefühl, daß die Jugendlichen „aktiver“ wurden. Dieses war sehr gut bei der Auflistung der Arbeitsschritte und Aufteilung der Verantwortungsbereiche zu merken (wie z.B. Wer ist für Materialien zuständig, Wer organisiert Arbeitsgeräte usw.). Jeder war bereit, mitzuhelfen.

Da ich anfangs mit sehr gemischten Gefühlen in diese Aktivität hineingegangen bin, war es für mich eine um so größere Überraschung, daß sie so gut verlaufen ist. Dieses bestätigte sich auch durch die Rückmeldung der Jugendlichen (AmpelFeedback). Insgesamt dauerte die Aktivität 21/2 Stunden.

7.3. Aktivität 3 (Einrichtung einer Feuerstelle“)

7.3.1. Situationsanalyse

Die geplante Aktivität fand, wie mit den Jugendlichen vereinbart, am Samstag dem 22.10.2000, an dem Freizeittreffpunkt „Bolzplatz“ in Kasseedorf statt. Wie auch in der vorigen Aktivität trafen wir uns auf Wunsch der Jugendlichen um 10.00 Uhr. Ich ging davon aus, daß alle Jugendlichen anwesend sein würden, da jeder seinen speziellen Aufgabenbereich während der Aktivität hatte.

Im Vorwege wurde gemeinsam mit den Jugendlichen ein Platz für die Feuerstelle ausgesucht.

7.3.2. Ziele

- Die Jugendlichen sollen einen Fläche für die Feuerstelle ausmessen und abstecken.

Begründung:

Die Jugendlichen sollen die abgesteckte Fläche mit einer Schaufel und Spaten ausheben .

Begründung:

- Die Jugendlichen sollen aus Zement und Wasser, Beton herstellen.

Begründung: Die Jugendlichen sollen ein Fundament aus dem hergestellten Beton gießen.

- Die Jugendlichen sollen lernen mit anderen Jugendlichen zusammenzuarbeiten.

Begründung:

7.3.3. Praktische Vorbereitung

Ich habe einen Termin mit Frau Hagedorn vereinbart, um den von den Jugendlichen vorgeschlagenen Platz vorzustellen und das Projekt „absegnen“ zulassen. Außerdem mußten versicherungstechnische- und Kostenfragen geklärt werden. Des weiteren traf ich mich nochmals mit den Jugendlichen, um ihnen die Entscheidung der Gemeinde mitzuteilen.

Zwei Tage vor der Aktivität kauften Tim und ich Zement beim Baumarkt.

7.3.4. Planung

Ablauf

Nachdem die Jugendlichen eingetroffen sind, werde ich sie begrüßen und mich für ihr Kommen bedanken.

Hiernach werde ich die Jugendlichen auffordern, eine kurze Bestandsaufnahme durchzuführen (Wer hat was mitgebracht, Was fehlt eventuell noch, usw.).

Ist alles geklärt, werde ich die Jugendlichen auffordern, wie in der Zukunftswerkstatt besprochen und geplant, mit dem Ausmessen und Abstecken einer Fläche für die Feuerstelle, zu beginnen.

Gruppenmitgliedern, die nicht beschäftigt sind, werde ich Auftragen, den Beton anzumischen.

Ist die Fläche für die Feuerstelle ausgehoben, werde ich die Jugendlichen fragen, wie sie mit den Arbeiten fortfahren müssen. Da sie in der Zukunftswerkstatt die Arbeitsschritte selbst erstellt haben, gehe ich davon aus, daß sie als nächstes den hergestellten Beton in die Aushebung gießen und feststampfen werden. Wie schon erwähnt, muß der Beton einige Tage trocknen, daher werden wir die Arbeiten an einem weiteren Tag fortführen.

Ich werde die Jugendlichen nach dem Fertigstellen des Fundaments auffordern, die Arbeitsgeräte zu säubern und den Arbeitsplatz aufzuräumen.

Ist dieses erledigt, werde ich einen neuen Termin mit den Jugendlichen vereinbaren, um den Bau der Feuerstelle fortzuführen.

Ich werde mich bei den Jugendlichen nochmals für ihre Zusammenarbeit bedanken und mich von ihnen verabschieden.

Begründung

7.3.5 Durchführung

Tim und ich trafen pünktlich um 10.00 Uhr am Freizeittreffpunkt „Bolzplatz“ ein. Leider stellten wir fest, daß noch keine Jugendlichen vor Ort waren. Wir warteten ca. 15 Minuten. Tim und ich wurden ungeduldig, ich versuchte über Handy Jan J. zu erreichen, doch leider war sein Handy ausgeschaltet. Dann entschlossen wir uns, daß Tim am „Bolzplatz“ auf die Jugendlichen warteten sollte und ich persönlich bei den Jugendlichen vorbeifahren würde. Ich wollte gerade in mein Auto einsteigen, es war inzwischen 10.25 Uhr, da trafen die ersten Jugendlichen ein. Als ich fragte, warum sie denn zu spät kämen, antwortete Jan, daß sie alle im „Bambu“ gewesen sind und dort „versumpft“ seien. Nach und nach kam dann auch der Rest der Jugendlichen.

Bis auf Sebastian und Sascha waren alle gekommen. Ich teilte den Jugendlichen mit, daß sie mich das nächste Mal anrufen sollten, falls sie es nicht pünktlich schaffen würden. Carsten sagte: „Das war eine Ausnahme!“ Sie entschuldigten sich bei uns. Mit leichter Verspätung fingen wir mit der Arbeit an. Wie geplant, führten wir eine Bestandsaufnahme durch. Wir stellten fest, daß der Betonmischer fehlte. Diesen wollte Sebastian besorgen, der aber leider nicht da war. Ich erkundigte mich, wo er wohnte, um den Mischer zu holen. Jan sagte: „ Er wohnt hier gleich um die Ecke, ich besorge den Mischer.“ Gemeinsam mit Oliver ging er los. In der Zwischenzeit fingen die anderen Jugendlichen an, das Loch für die Feuerstelle auszumessen und auszuheben. Da der Mutterboden sehr hart war, wechselten die Jugendlichen sich mit dem Spaten ab. Diese Arbeit war sehr mühsam. Nach ca. 15 Minuten trafen Jan und Oliver mit dem Betonmischer ein. Jan sagte, daß Sebastian keine Lust habe. Der Vater hatte ihnen den Betonmischer gegeben.

Nachdem der Betonmischer angeschlossen war, begannen drei Jugendliche, den Zement anzumischen, was keine leichte Aufgabe war, da dieser das richtige Mischverhältnis haben mußte. Doch nach mehrfachem Ausprobieren schafften sie es.

Nach ca. 11/2 Stunden war die Feuerstelle ausgehoben.

Zwei Jugendliche fuhren den angemischten Zement mit einer Schubkarre zur Feuerstelle und gossen ihn hinein. Im Wechsel stampften die Jugendlichen mit einem „Stampfer“ den Zement in dem ausgehobenen Loch fest.

Nachdem dieses erledigt war, fingen die Jugendlichen von sich aus an, die Geräte zu säubern und den Platz aufzuräumen. Als dieses erledigt war, vereinbarten wir mit den Jugendlichen einen neuen Termin. Wir entschieden uns für den darauffolgenden Samstag, wieder um 10.00 Uhr. Ich fragte die Jugendlichen, ob wir uns am Samstag etwas später treffen wollen, falls sie ausschlafen möchten. Die Jugendlichen wollten es aber bei der Zeit belassen. Ich bedankte mich und fragte im Anschluß, ob sie den anderen, die nicht gekommen waren, Bescheid geben würden. Jan sagte, er wolle das übernehmen. Vorsichtshalber teilte ich mit, daß wir am Mittwoch zum Fußballtraining kommen würden. Tim und ich verabschiedeten uns von den Jugendlichen.

7.3.5. Reflexion

Leider trafen die Jugendlichen nicht pünktlich zur Aktivität, ein. Tim und ich wurden sehr nervös. Nachdem sie eingetroffen waren und ich meinem Unmut mitteilte, hatte ich das Gefühl, daß es ihnen leid tat. Mit leichter Verspätung konnten wir mit der Aktivität beginnen. Die Jugendlichen machten einen sehr müden und unmotivierten Eindruck auf mich. Trotzdem verlief die Aktivität zügig, meine Vermutung ist, daß die Jugendlichen so schnell wie möglich wieder nach Hause wollten.

Die Jugendlichen arbeiteten trotzdem sehr selbständig.

7.4. Aktivität 4 (Fertigstellung einer Feuerstelle“)

7.4.1. Situationsanalyse

Die geplante Aktivität fand, wie mit den Jugendlichen vereinbart, am 02.11.2000 auf dem „Bolzplatz“ in Kasseedorf statt. Wie auch in der vorigen Aktivität trafen wir uns um 10.00 Uhr. Die Jugendlichen hatten sich darauf eingestellt, daß sie bis nachmittags beschäftigt sind. Ich ging davon aus, daß nicht alle Jugendlichen anwesend sein würden, da einige eventuell arbeiten müßten.

7.4.2. Ziele

- Die Jugendlichen sollen gemeinsam ihr Ergebnis von der Vorwoche begutachten.

Begründung:

- Die Jugendlichen sollen Unebenheiten des Fundaments (mit Zement) ausgleichen.

Begründung:

- Die Jugendlichen sollen aus Zement und Wasser in einem Betonmischer, Beton anmischen.

Begründung:

- Die Jugendlichen sollen Pflastersteine kreisförmig in der ausgehobenen Fläche anordnen.

Begründung:

- Die Jugendlichen sollen nach dem Anordnen der Pflastersteine diese einzementieren .

Begründung:

7.4.3. Praktische Vorbereitung

Ich besorgte für die Gruppe alkoholfreie Getränke. Die Quittungen reichte ich bei der Gemeinde ein. Weitere Vorbereitungen waren nicht zu treffen.

7.4.4. Planung

Ablauf Begründung

Nachdem die Jugendlichen

eingetroffen sind werde ich sie, wie auch bei den vorigen Aktivitäten, begrüßen.

Ich fordere sie auf, gemeinsam mit mir das Resultat der letzten Woche zu begutachten und eventuelle

Ausbesserungsarbeiten vorzunehmen (wie z.B. Unebenheiten des Fundamentes ausgleichen).

Ist dieses geschehen, werde ich sie auffordern, mit dem nächsten

Arbeitsschritt zu beginnen.

Die Jugendlichen werden, wie in der Zukunftswerkstatt geplant, die Pflastersteine auf dem fertiggestellten Fundament anordnen.

Sollten die Jugendlichen dieses vergessen haben, werde ich Hilfestellung geben.

Sind die Pflastersteine

kreisförmig angeordnet, werde ich die Jugendlichen fragen, wie sie mit den Arbeiten fortfahren müssen.

Ich gehe davon aus, daß sie dies noch wissen und somit als nächstes den Beton anmischen und diesen über die angeordneten Pflastersteine gießen werden.

Ich werde zwei Jugendlichen auffordern, den Beton gleichmäßig zu verteilen. Ist dieses vollbracht, werde ich die Jugendlichen fragen, ob sie mit dem Ergebnis ihrer Arbeit zufrieden sind.

Ist alles erledigt, werde ich die Jugendlichen auffordern, die Arbeitsgeräte zu säubern und den Platz aufzuräumen.

Hiernach werde ich mich bei den Jugendlichen für ihre Leistungen bedanken und sie loben.

Außerdem werde ich einen weiteren Termin mit ihnen vereinbaren, um die Feuerstelle im fertigen (trockenen) Zustand nochmals zu begutachten.

7.4.5. Durchführung

Wie vereinbart, kamen die Jugendlichen diesmal pünktlich um 10.00 Uhr auf den Platz. Jeder hatte sein Arbeitsgerät mitgebracht. Außer Sebastian waren alle Jugendlichen anwesend. In einem Zwischentreffen (am Mittwoch nach dem Fußballtraining) hatte er zugesagt, daß er kommen würde. Ich fragte Jan, ob er wisse, was mit Sebastian los sei. Jan antwortete, daß er auf einer Party gewesen sei und bestimmt noch schlafe. Ich versuchte, ihn telefonisch zu erreichen, doch leider hatte ich keinen Erfolg.

Wie geplant schauten wir uns gemeinsam das Fundament der Feuerstelle an. Ich fragte die Jugendlichen, ob wir ihrer Meinung nach noch Ausbesserungsarbeiten vornehmen müßten. Carsten nahm einen Zollstock und maß an verschiedenen Stellen der Aushebung die Vertiefungen. Er sagte: „Es sind nur geringe Abweichungen, das können wir so lassen.“ „OK“, sagte Jan, „dann fangen wir an, die Steine herzufahren und einzulassen.“ Ich fragte die Jugendlichen, wie es mit dem Beton aussehen würde, denn das Wetter sah sehr instabil aus. Jan meinte, daß man die Steine besser nur einsetzen solle, da es in der Nacht frieren könnte, wodurch der Beton brechen würde.

Alle erklärten sich einverstanden. Ich wies darauf hin, daß wir uns an einem weiteren Tag treffen müßten. Die Jugendlichen meinten, daß dies kein Problem sei, weil die Restarbeiten ja nicht so lange dauern würden. Wir vereinbarten einen Termin. Im Anschluß fingen Carsten und Oliver an, mit einer Schubkarre die Pflastersteine vom Bauwagen zur Feuerstelle zu fahren. Die anderen Jugendlichen legten die Steine von innen nach außen auf das Fundament. Nach ca. 40 Minuten waren sie mit diesen Arbeiten fertig.

Ich bedankte mich bei ihnen und wies nochmals auf das folgende Wochenende hin.

7.4.6. Reflexion

Ich war begeistert, das die Jugendlichen pünktlich eingetroffen waren. Außer Sebastian waren alle gekommen; ich hatte damit gerechnet, daß wesentlich mehr fehlen würden, weil die Aktivitäten an einem für Jugendlichen ungünstigen Tag stattfanden (Wochenende).

Bezogen auf Sebastian war für mich klar, daß dies Konsequenzen nach sich ziehen würde, in Form eines persönlichen Gespräches.

Da das Wetter sehr schlecht war, konnte ich mit den Jugendlichen nicht alle geplanten Tätigkeiten ausführen und somit nicht alle meine Ziele erreichen. Trotzdem bin ich mit dem Verlauf der Aktivität mehr als zufrieden, obwohl der Zeitaufwand gering war. Die Jugendlichen waren engagiert und arbeiteten selbständig. Ich mußte kaum in das Geschehen eingreifen. Ich hatte zeitweilig das Gefühl, daß ich doch recht überflüssig war. Natürlich fand ich es schade, daß wir den Bau der Feuerstelle nicht fertigstellen konnten, aber auf das Wetter hatten wir ja keinen Einfluß.

8. Gesamtreflexion

Wie schon erwähnt, waren die vier Aktivitäten nur ein kleiner Ausschnitt aus meiner projektorientierten Arbeit innerhalb des Modells, darum fällt es mir schwer, die Reflexion lediglich auf diese zu beschränken.

Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Verlauf und dem Ergebnis meines Projektes. Die Jugendlichen haben sich mit regem Interesse an den Aktivitäten beteiligt. Trotzdem hatte ich zeitweilig das Gefühl, daß sie nur aufgrund des Modells „ Dorf für Kinder - Dorf für alle“ so aktiv an meinem Projekt teilgenommen haben. Dieses ist aus verschieden Anmerkungen der Jugendlichen zu entnehmen, die außerhalb meines Projektes geäußert wurden. Ich glaube, daß die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen unter anderen Voraussetzungen einen andern Verlauf genommen hätte.

Ich habe mich stets bemüht nicht für, sondern mit den Jugendlichen zu planen und ihren Wünschen und Vorstellungen den größt möglichen Freiraum zu lassen. Ich denke, daß dies ist einer der Grundgedanken der Partizipation ist und gewährleistet, daß die Projekte „kinderfreundlich“ sind. Die Planung meiner Aktivitäten gestaltete sich oftmals schwierig, da in einem Partizipationsprojekt die Kinder und Jugendlichen einen entscheidenden Einfluß auf den Verlauf nehmen können und nicht durch starr festgelegte Vorgaben in bestimmte Bahnen gepreßt werden sollen. Das hohe Maß an Kreativität und Flexibilität in der Partizipation konnte ich jedoch während der praktischen Arbeit umsetzen.

Bezogen auf das Modellprojekt „Dorf für Kinder - Dorf für alle“ bin ich davon überzeugt, daß die Umsetzung des Partizipationsgedankens gut dargestellt wurde. Meine Befürchtung geht jedoch dahin, daß nach der Beendigung des Modells die weitere Umsetzung der Partizipation eventuell nicht erfolgt, beispielsweise aufgrund eines Wechsels in der Kommunalpolitik.

Es stellte für mich eine völlig neue Erfahrung dar, nicht in einem festen Rahmen und ohne direkte Anleitung zu arbeiten, wie ich es z.B. aus der Heimeinrichtung kannte. Sich selbst zu organisieren, seine Arbeitszeit frei einzuteilen, forderte ein hohes Maß an Selbstdisziplin, dies ist mir nicht immer ganz einfach gefallen. Doch nach einer gewissen Einarbeitungsphase konnte ich mit dieser Form des Arbeitens gut umgehen. Hilfreich war natürlich auch die Zusammenarbeit und Unterstützung mit Tim Claußen. Die gemeinsame Reflexionsmöglichkeit war zusätzlich ein wesentlicher und gewinnbringender Punkt in unserer Arbeit. Es war von unschätzbaren Wert, daß wir das Praktikum gemeinsam durchführen konnten. Ich glaube, daß eine der größten Schwierigkeiten in der Tätigkeit der Jugendpflege darin liegt, fast immer allein zu arbeiten und so keine Möglichkeit der gegenseitigen Reflexion zu haben.

Für mich war das Praktikum die Bestätigung dafür, daß ich auch in Zukunft in der Jugendarbeit tätig sein will.

Literaturverzeichnis

Prof. W. Stange.: Arbeitsmappe „Politik für Kinder und Jugendliche“. Berlin: DKHW e.V.; 3. Aufl. 1996.

Prof. W. Stange.: Planen mit Phantasie. Berlin: DKHW e.V.; 3. Aufl. 1996.

Brunsemann/Stange/Tiemann.: mitreden- mitplanen- mitmachen. Berlin- Kiel: DKHW e.V.; 1997

Deinet/Sturzenhecker.: Handbuch Offene Jugendarbeit. Münster: Votum- Verl.; 3. Aufl. 2000.

Müller, Burkhard.: Auf’ m Land ist mehr los. Weihnheim - München: Juventa Verl., 1989.

Klawe, Willy.: Arbeit mit Jugendlichen. Weihnheim - München: Juventa Verl., 4. Aufl. 1996.

DTV- Lexikon, Band 9. München: Deutscher Taschenbuch Verlag; 1994,

Internet: www.karstenholandgraff.de

http://home.Germany.net/vika/mailing2

Anhang

Erklärung

Hiermit bestätige ich , diese Arbeit selbständig und nur mit den angegebenen Hilfsmittel angefertigt zu haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Gestaltung eines Jugendfreizeittreffpunktes im Rahmen des Partizipationsprojektes "Dorf für Kinder-Dorf für alle"
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
34
Katalognummer
V100733
ISBN (eBook)
9783638991568
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gestaltung, Jugendfreizeittreffpunktes, Rahmen, Partizipationsprojektes, Dorf, Kinder-Dorf
Arbeit zitieren
Birte Schuchardt (Autor:in), 2001, Gestaltung eines Jugendfreizeittreffpunktes im Rahmen des Partizipationsprojektes "Dorf für Kinder-Dorf für alle", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100733

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