Die Kriegsziele und Erwartungen im Jahr 1914


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

8 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Französische Kriegsziele:

- Rückgewinnung von Elsass-Lothringen
- Anbindung des Saarlandes
- Einfluss auf das linke Rheinufer

Denn auch die Französischen Militärs glaubten indes an die Effizienz des schnellen Offensivkriegs. Diese Strategie war spätestens seit den deutschen Reichseinigungskriegen in den 1860er Jahren populär geworden. Gemäß ,,Plan17" wollten die Franzosen im Kriegsfall mit einem schnellen Durchbruch von Verdun aus durch Elsass-Lothringen eine rasche Entscheidung herbeizwingen.

Wie die meisten Offensivkriegspläne zu dieser Zeit, erwies sich auch diese Taktik als illusorisch und nahezu selbstmörderisch, wie die zwei gescheiterten Versuche Joffres während des Bewegungskriegs im August 1914 zeigen sollten.

Russlands:

Auch die Russen planten eine große Offensive, die ,,Dampfwalze", deren erfolgreiche Ausführung jedoch die Vollendung der von Frankreich mitfinanzierten großen Heeresaufrüstung voraussetzte, was 1916/1917 der Fall sein sollte. 1914 waren die Schwächen der militärischen Infrastruktur und die Unterlegenheit in Bewaffnung und Ausrüstung noch so erheblich, dass es einen Krieg aus militärstrategischer Sicht eigentlich in jedem Falle zu vermeiden galt. Die politische Führung schätzte jedoch die Kräfteverhältnisse falsch ein und hielt sich für dem Deutschen Reich bereits ebenbürtig. Die deutsche Heeresleitung bewertete das vom langsamen und schwach ausgestatteten russischen Heer ausgehende Gefahrenpotential im Gegensatz dazu als so gering, dass die 1905 von Schlieffen vorgesehene Zuteilung von gerade mal einem Achtel des Heeres für die Ostfront von Moltke bis zum Kriegsausbruch nur geringfügig erhöht wurde.

- Einfluss auf den Balkan

Durch innenpolitische Spannungen zur Demonstration von Stärke genötigt, wurden die Russen in Südosteuropa immer aggressiver, auch in Bezug auf die südslawischen Bevölkerungsschichten Österreich-Ungarns durch die Unterstützung der Serben im Namen des Panslawismus, so dass sich die Donaumonarchie im Vorfeld der Julikrise tatsächlich mit einigem Recht durch die östlichen Nachbarn in seinem Bestand gefährdet sah.

- ,,Eisfreie Häfen"

England:

Wiederherstellung der ungestörten Seeherrschaft

(deutsche Risikoflotte als Störfaktor)

Denn obwohl das teure Prestigeobjekt Flotte, das Admiral von Tirpitz seit 1898 vorangetrieben hatte, noch nichtkampfbereit war und frühestens 1916, so Tirpitz, mit der britischen Flotte mithalten könne. Dennoch fühlten sich die Engländer bedroht und wollten dieses Problem beseitigen.

Die deutsche Risikoflotte lief auch nur ein einziges Mal aus, zur Schlacht am Skagerrak 1916. Sie fügte der Englischen Flotte, unter vielen eigenen Verlusten, einen schweren Schlag zu. Allerdings konnte man auf Grund der extrem schlechten nebligen Wetterverhältnisse nicht ausmachen, dass die Risikoflotte die Schlacht für sich entschieden hatte, und sie lief im

1.Weltkrieg nie mehr aus. Sondern man konzentrierte sich auf die Produktion von U-Booten.

- Übernehmen der deutschen Kolonien in Afrika

Dt.-Südwestafrika, Kamerun, Togo, Dt.-Ostafrika, Kaiser-Wilhelms-Land

(Nordostneuguinea), Bissmarkarchipel, Marshallinseln, Nauru, Marianen Karolinen, Palauinseln und ein Teil der Samoainseln.

Österreich-Ungarn:

- Befriedigung seiner Nationalitätenkonflikte
- Annexion Serbiens, Montenegros und Rumäniens

Besonderes Interesse der K. und k. Monarchie galt der Annexion Serbiens, Montenegros und Rumäniens, was etwas problematisch hätte werden können, denn das dualistische Vielvölkerreich mit seinen elf Nationalitäten hatte zu der Dynamisierung der Balkankrisen nicht unerheblich beigetragen. 1908 hatte der österreichisch-ungarische Außenminister Baron von Aehrenthal den - reichlich verspäteten - Übergang zu einer aktiveren Außenpolitik proklamiert, um der stagnierenden, wenn nicht in Rezession befindlichen Großmacht zu neuer Stärke zu verhelfen. Dieser neue Kurs kam fast ausschließlich auf dem Balkan zum Tragen und brachte vor allem Serben und Russen gegen die Habsburgermonarchie auf. Unter der Führung des greisen Kaisers Franz Joseph und des Außenministers Berchtold, den der ehemalige deutsche Reichskanzler Bülow in seinen Memoiren als ,,leichtfertigen und selbst für österreichische Begriffe ungewöhnlich unfähigen" Politiker beschrieb, geriet Österreich- Ungarn in gefährlicher Weise in den Einzug regionaler Konflikte in Südosteuropa.

Deutschland vor dem Krieg:

- keine Gebietserweiterungsabsichten
- Sicherung der militärischen Vorherrschaft in Europa
- Sicherung der Großmachtstellung

Da sich die militärischen Kräfteverhältnisse trotz enormer Rüstungsausgaben auf deutscher zuungunsten der Mittelmächte zu verschieben drohten, riet die deutsche Heeresleitung zum Präventivschlag. Laut Moltke würde man es schon 1917 mit den Russen nicht mehr aufnehmen können, zumal die Donaumonarchie militärisch stagnierte.

Diesen Plänen stand jedoch der politische Aspekt der Illegitimität eines Angriffskrieges entgegen, von Alfred von Schlieffen bereits 1905 entworfen und seitdem nur marginal abgeändert, keine entscheidende Rolle. Der Plan beruhte auf einem Zweifrontenkonflikt gegen Frankreich und Russland, mit Österreich-Ungarn als Bündnispartner. Zunächst sollte der weitaus größte Teil des deutschen Heeres mit Hilfe zweier Flügel und einer großen Umfassung im Westen einen raschen vernichtenden Sieg erzwingen, während einige deutschösterreichische Divisionen die Ostgrenze gegen die nur langsam mobilmachenden Russen verteidigten. Nach dem Totalsieg im Westen könnte der größere Truppenteil nach Osten verlagert werden und dort auch Russland entscheidend besiegen.

Nach großen Anfangserfolgen:

- Anstrebung der halbhegemonialen Stellung in der Mitte Europas

Natürlich strebte man die militärische Vormachtstellung in Europa an, aber auch die Deutsche Wirtschaft sollte bestimmend sein, deswegen plante man einen die Gründung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes mit Frankreich, Belgien, Holland, Österreich-

Ungarn, Polen, Italien, Schweden und Norwegen. Durch äußerliche Gleichberechtigung der Mitgliedsstaaten, aber tatsächlicher deutscher Führung, sollte die wirtschaftliche Vorherrschaft gesichert werden.

- Vermehrung der Kolonien

Das Ziel der deutschen Kolonialpolitik war in erster Linie die Schaffung eines zusammenhängenden mittelafrikanischen Kolonialreichs.

- Sicherung der Reiches nach Ost und West auf erdenkliche Zeit

- Frankreich nachhaltig schwächen

Die Schleifung der Festungen und die Abtrennung von Belfort, Westabhang der Vogesen, des Küstenstrichs von Dünkirchen bis Boulogne, außerdem des Erzbecken von Briey, da es von großer Wichtigkeit für die dt. Industrie war. Des weiteren sollte ein Handelsvertrag geschlossen werden, der Frankreich abhängig von Deutschland macht und natürlich sollten hohe Kriegsentschädigungen an die Mittelmächte entrichtet werden.

- Russland zurückdrängen und Herrschaft über Vasallenvölker brechen
- Annektierung verschiedener Gebiete Belgiens
- Luxemburg zum deutschen Bundesstaat erklären
- Ausbrechen aus der politischen Auskreisung Deutschlands

Die Diskussion um die Schuldfrage des Ersten Weltkrieges ist in Deutschland bis in die sechziger Jahre hinein wenig distanziert und weitgehend patriotisch geführt worden. Lange Zeit wurde den Beteuerungen der führenden Presseberichte zeitgenössischen Politiker, allen voran denen des Kriegskanzlers Bethmann Vollweg, man sei durch die russische Aggression, aber auch durch die revanchesüchtigen Franzosen und den eigenen Bündnispartner Österreich-Ungarn in den Weltkrieg hineingezogen worden, gemeinhin Glauben geschenkt. Erst nach Fritz Fischers ,,Griff nach der Weltmacht" begann sich die Diskussion zu differenzieren. Fischer analysierte nach Ansicht bis dato unveröffentlichter Aktenbestände erstmals, dass das Deutsche Reich die Julikrise nutzen wollte, um sich der selbstverschuldeten Auskreisung gewaltsam zu entziehen und eine unangefochtene Hegemonialstellung in Europa aufzubauen, um dann die von Öffentlichkeit und Politik zunehmend geforderten Weltmachtambitionen durch politische und wirtschaftliche Expansion verwirklichen zu können.

Nachdem Fischer seine Interpretation der Krise in späteren Auflagen seines Hauptwerks und weiteren Schriften in Teilbereichen variierte und weitere Historiker wie Egmont Zechlin und Immanuel Geiss eigene Analysen vorlegten, hat sich inzwischen auch in Deutschland weitgehend die Ansicht durchgesetzt, dass sich das Deutsche Reich mit seiner Politik für die Eskalation der Julikrise hauptverantwortlich gemacht hat. Doch die Beweggründe und die Kriegsziele der Reichsleitung sind weiterhin umstritten.

IV. Ergebnisse

Friedensschlüsse

Nachdem die Sonderfriedensverträge der Mittelmächte mit Sowjetrussland (Brest-Litowsk 3.3.1918) und Rumänien (Bukarest 7.5.1918) revidiert worden waren, fand der 1. Weltkrieg völkerrechtlich seinen Abschluss in den Pariser Vorortverträgen: dem Versailler Vertrag mit Deutschland (28.6.1919), und den Friedensverträgen von Saint-Germain-en-Laye mit Österreich (10.9.1919), Trianon mit Ungarn (4.6.1920), Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien (27.11.1919) und Sèvres mit der Türkei (10.8.1920). 1919/20 entstand der Völkerbund, dessen Satzung Bestandteil des Versailler Vertragssystems war.

Der Versailler Vertrag

- Die Bestimmungen im Überblick -

1. Gebietsabtretung

Deutschland musste nach dem 1. Weltkrieg folgende Gebiete abtreten:

- das Nordschleswig ging an Dänemark
- Danzig wurde zur freien Stadt erklärt
- das Memelland ging an Litauen
- Posen und Westpreußen gingen an Polen - Oberschlesien ging an Polen
- das Hultschiner Ländchen ging an die Tschechoslowakei
- Elsass-Lothringen ging an Frankreich
- Eupen-Malmedy ging an Belgien.

2. Rüstungsbeschränkungen

Deutschland durfte keine kriegsfähigen Waffen bauen, wie Flugzeuge, Schiffe, Panzer und U- Boote. Deutschland durfte nur noch ein Berufsheer von 100`000 Mann behalten. Das linke Rheinufer mit den Brückenköpfen Köln, Koblenz und Mainz blieb von den Alliierten besetzt. Längs des rechten Rheinufers wurde eine 50 km breite Zone entmilitarisiert.

3. Reparationen

Nach dem 1. Weltkrieg musste Deutschland folgende Kriegsentschädigungen bezahlen:
- sofort 40 Milliarden Mark in Gold.
- 60 % der Kohleförderung
- große Mengen an Vieh - Maschinen
- Transportmittel (Lokomotiven, LKW und die Handelsflotte) - Erz

Außerdem wurde der deutsche Auslandbesitz beschlagnahmt. Deutschland verlor auch seine Kolonien.

4. Kriegsschuldfrage

Deutschland wurde von den USA, Großbritannien, Russland und Frankreich als schuldig für den 1. Weltkrieg erklärt.

Das Vertragswerk

Der Versailler Vertrag ist der wichtigste der Pariser Vorortverträge, die 1919/20 den 1. Weltkrieg auch völkerrechtlich beendeten. Er wurde am 28. 6.

1919 im Versailler Schloss zwischen dem Deutschen Reich und 26 alliierten und assoziierten Mächten unterzeichnet und trat am 10. 1. 1920 in Kraft. Verschiedene Länder ratifizierten ihn jedoch nicht oder beendeten den Kriegszustand mit dem Dt. Reich durch besondere Verträge (v. a. die USA 1921). Ab 18. 1. 1919 wurde der Text des Friedensvertrages von W. Wilson, D. Lloyd George, G. B. Clemenceau und Vittorio Emanuele Orlando (Die "Großen Vier") ausgearbeitet, am 7. 5. 1919 der dt. Delegation zugestellt, am 16. 6. 1919 ultimativ die Vertragsannahme binnen 5 Tagen gefordert. Die Weimarer Nationalversammlung stimmte (mit 237 Abg. gegen 138 Abg. bei 6 Enthaltungen) am 22. 6. 1919 unter dem Druck einer drohenden militärischen Besetzung der Unterzeichnung zu.

Der Vertrag umfasste 440 Artikel in 15 Teilen. Teil I enthielt die Satzung enthielt die Satzung des Völkerbunds (ohne dass damit das Dt. Reich dessen Mitglied wurde). Die Teile II und III legten die neuen deutschen Grenzen und die politischen Bestimmungen über Europa fest (Gebietsverluste des Dt. Reiches [ohne Kolonien]: 70 579 km2 mit 6,5 Mio. E1910 ): Moresnet und - nach einer strittigen Volksbefragung - Eupen-Malmedy fielen an Belgien; Luxemburg schied aus dem Dt. Zollverein aus und verlor seinen neutralen Status; Elsass- Lothringen kam ohne Abstimmung an Frankreich; fast ganz Westpreußen, die Provinz Posen, das Gebiet um Soldau und Teile Pommerns fielen an Polen (Polnischer Korridor); Danzig wurde als Freie Stadt dem Schutz des Völkerbunds unterstellt; das Memelland kam unter alliierte Verwaltung; das Hultschiner Ländchen fiel an die Tschechoslowakei. Volksabstimmungen wurden für die Abstimmungsgebiete vorgesehen. Sie führten zur Teilung Oberschlesiens, wobei die kohlenreichen Gebiete im SO an Polen kamen, und zur Abtretung Nordschleswigs an Dänemark. Das Saargebiet wurde für 15 Jahre vom Völkerbund verwaltet und konnte danach über seinen Status entscheiden. Der von der Republik Deutsch-Österreich proklamierte Anschluss an das Deutsche Reich wurde untersagt. Art. 42-44 bestimmten die linksrheinischen Gebiete und einen 50 km breiten Streifen rechts des Rheins zu einer entmilitarisierten Zone, in der bestehende Festungen geschleift und dt. Garnisonen aufgelöst werden mussten. Teil IV legte die Abgabe der Kolonien als Mandate an den Völkerbund fest. Teil V enthielt Militär. Bestimmungen: Das Heer wurde auf 100 000 Mann (spätere Reichswehr), die Marine auf 15 000 Mann mit geringem Schiffsbestand beschränkt; Wehrpflicht, Generalstab und Kriegsakademie wurden abgeschafft. Die Teile VIII und IX behandelten die dt. Reparationen. Sie wurden mit der in Art. 231 genannten dt. Alleinschuld am 1. Weltkrieg begründet. In Teil X-XII musste das Dt. Reich der Konfiskation des dt. Eigentums und sonstiger Rechte im Ausland, dem Meistbegünstigungsrecht für die alliierten Staaten ohne Gegenseitigkeit, der Beschränkung der dt. Eisenbahnhoheit sowie der Privilegierung der Alliierten in der Luftfahrt und den deutschen Häfen und der Internationalisierung der deutschen Flüsse zustimmen. Teil XIV bestimmte den Rückzug der deutschen Truppen aus den ehemaligen russischen Gebieten und die alliierte Besetzung des Saargebietes sowie des linken Rheinufers (rechtsrheinische Brückenköpfe bei Köln, Koblenz und Mainz für 15 Jahre, etappenweise Räumung).

Bei aller materiellen und massenpsychologischen Belastung beließen die Bedingungen des Versailler Vertrages dem Dt. Reich dennoch den Status einer potentiellen Großmacht. Die Forderung nach Revision galt in der deutschen öffentlichen Meinung fortan als grundsätzliches außenpolitisches Ziel; so fanden die antidemokratischen Kräfte von rechts wie links im "Diktat von Versailles" einen entscheidenden Ansatzpunkt für ihre Agitation gegen die den Versailler Vertrag akzeptierenden politischen Kräfte der Weimarer Republik.

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Die Kriegsziele und Erwartungen im Jahr 1914
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
8
Katalognummer
V100454
ISBN (eBook)
9783638988803
Dateigröße
389 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kriegsziele, Erwartungen, Jahr
Arbeit zitieren
Andreas Schedel (Autor:in), 2001, Die Kriegsziele und Erwartungen im Jahr 1914, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100454

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