Fodors RGT und der Konnektionismus


Hausarbeit, 2000

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

1. Mentale Zustände und Fodors Repräsentationale Theorie des Geistes (RGT)
1.1 Fodors Grundannahmen über mentale Zustände
1.2 Language of Thought
1.3 Fodors Repräsentationale Theorie des Geistes

2. Das Konzept des Konnektionismus
2.1 Prinzipieller Aufbau eines simplen konnektionistischen Netzes
2.2 Gehirn und Konnektionismus – Parallelen und realistischere Nachbildung der Anatomie des Gehirns
2.3 Die Fähigkeit zu lernen und weitere wesentliche Merkmale konnektionistischer Systeme
2.4 Unzulänglichkeiten konnektionistischer Netze

3. Fodors RGT oder Konnektionismus? 11-16
3.1 Erklärt die Language of Thought - Hypothese oder die RGT wie Semantik in einem symbolverarbeitenden System entsteht?
3.2 Ein bedeutungsproduzierender Mechanismus?
3.3 Kontextabhängiges Verhalten bei kontextunabhängigen mentalen Repräsentationen und weitere Phänomene
3.4 Fodors Kritik an konnektionistischen Netzen
3.5 Verteidigung konnektionistischer Netze und Konzeption einer Semantik in konnektionistischen Netzen
3.6 Fazit – RGT und Konnektionismus

Literaturverzeichnis

Einleitung

In dieser Arbeit sollen verschiedene Ansätze zur Erklärung menschlichen Denkens und Bezug-Nehmens im Rahmen einer Philosophie des Geistes dargestellt und betrachtet werden. Ausgehend von einer Beschreibung der prinzipiellen Eigenschaften geistiger/mentaler Zu- stände (Intentionalität, Systematizität, Produktivität) wird Fodors Repräsentationale Theorie des Geistes vorgestellt. Ihr gegenüber wird ein neueres Konzept, das des Konnektionismus, gestellt.

Die Diskussion, welcher der beiden Ansätze zur Erklärung mentaler Zustände mitsamt ihrer Eigenschaften geeigneter ist, wird kritisch dargestellt.

Hierbei wird es vor allem um die Fragen gehen,

- ob neuronale/konnektionistische Netze in der Lage sind, eine Semantik zu produzie- ren; und wie dies in der Repräsentationalen Theorie des Geistes geschehen sollte
- und wie das Verhältnis dieser beiden Theorien zueinander zu sehen ist;

d.h. ob eventuell einer der beiden Ansätze zur Erklärung geistiger/mentaler Zustände der grundlegendere ist.

Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, werden im Folgenden einige Grundannahmen über den Menschen und seine mentalen Zustände gemacht:

- Es wird davon ausgegangen, dass Menschen mentale Zustände haben - zumindest in dem Maße, in dem sie subjektiv mentale, intentionale Zustände wahrnehmen.
- Mentale Prozesse und Zustände sind allein auf physikalische Gegebenheiten zurückzu- führen. Dies steht im Gegensatz zu einer dualistischen Theorie des Geistes.

Diese Grundannahmen sind in der aktuellen Philosophie des Geistes zwar nicht unumstritten, aber in großem Maße akzeptiert. Um Fodors Repräsentationale Theorie des Geistes und Kon- nektionismus zum Gegenstand eines Vergleiches machen zu können, sind diese Prämissen wohl unerlässlich.

1. Mentale Zustände und Fodors Repräsentationale Theorie des Geistes (RGT)

1.1 Fodors Grundannahmen über mentale Zustände

Fodor beschäftigt die prinzipielle Überlegung, wie mentale Zustände physikalisch realisiert sein könnten. Also die Frage, welche Mechanismen mentale Zustände hervorrufen.

Diese Mechanismen müssen nach Fodor natürlich derart sein, dass sie mentale Zustände so produzieren, wie sie uns erscheinen. Um also eine Theorie zu entwerfen, wie mentale Zustän- de verursacht werden, ist es zunächst hilfreich, sich ihre Eigenschaften zu vergegenwärtigen.

Mentale Zustände haben eine wesentliche Eigenschaft: Sie beziehen sich auf etwas. So hat man niemals einfach nur Angst, sondern immer Angst vor etwas.

Wenn man etwas glaubt, dann glaubt man nicht einfach nur so, sondern man glaubt, dass et- was Bestimmtes der Fall ist. Man kann außerdem auf etwas verweisen, das außerhalb des Selbst liegt, aber nicht notwendig liegen muss. Dieses „auf etwas gerichtet sein“ wird in der Philosophie des Geistes als Intentionalität mentaler Zustände beschrieben.

Zumindest in der Betrachtung oder in der sprachlichen Explikation intentionaler Zustände ist es notwendig, einen propositionalen Charakter intentionaler Zustände zugrundezulegen. Dies bedeutet, dass das, worauf sich ein intentionaler Zustand bezieht, notwendig in Form eines dass - Satzes beschrieben werden muss.

Der propositionale Gehalt intentionaler Zustände ist semantisch bewertbar. Er ist also entwe- der wahr oder falsch.

Weitere Merkmale intentionale Zustände sind Systematizität und Produktivität.

Systematizität bedeutet, dass der Inhalt eines intentionalen Zustands auf systematische Weise gebildet ist. Wenn jemand z.B. glaubt, dass John Mary liebt, ist er also aufgrund der Systema- tizität dieses mentalen Zustands prinzipiell in der Lage, Mary liebt John auch zu glauben.

Produktivität bedeutet, dass es prinzipiell unendlich viele verschiedene Überzeugun- gen/Gedanken geben kann.

Besonders schwerwiegend ist für Fodor die Tatsache, dass intentionale Zustände eine kausale Rolle innerhalb einer Menge von intentionalen Zuständen einnehmen können.

Dabei ist der Inhalt eines intentionalen Zustands ausschlaggebend für seine kausale Rolle. Wenn eine Person also Q erreichen will und PÞQ dann wird diese Person auch P wollen. Es lassen sich also Rationalitätsprinzipien und semantischen Beziehungen zwischen den In- halten einzelner intentionaler Zustände feststellen.

Der geeignete Weg, die gefundenen Eigenschaften menschlichen Denkens (Intentionalität, Systematizität, Produktivität, Rationalitätsprinzipien und semantische Beziehungen zwischen den Inhalten einzelner intentionaler Zustände) zu erklären, ist für Fodor die Annahme einer Sprache des Geistes, einer Language of Thought.

1.2 Language of Thought

Wesentlicher Bestandteil der Language of Thought - Hypothese ist der Begriff der mentalen Repräsentation. Versinnbildlicht sind mentale Repräsentationen die Wörter der Language of Thought.

Diese mentalen Repräsentationen sind strukturiert, d.h. es handelt sich nicht um elementare Bedeutungsträger. Vielmehr ergibt sich die Bedeutung einer mentalen Repräsentation in re- gelhafter Weise aus der Bedeutung ihrer Einzelteile. Man spricht hier von einer kompositiona- len Semantik. Diese Einzelteile sind dabei transportierbar, d.h. dieselben Teile können in ver- schiedenen mentalen Repräsentationen auftreten.

Dies ist ein Ansatz um die Systematizität der Gedanken zu erklären: Die Anordnung dieser Einzelteile, nennen wir sie Mikrokonzepte, müsste lediglich geändert werden, um aus der mentalen Repräsentation „John liebt Mary“ die mentale Repräsentation „Mary liebt John“ zu machen.

Da jemand, der „John liebt Mary“ denken kann, also jemand, der die mentale Repräsentation

„John liebt Mary“ hat, über die Mikrokonzepte „John“, „Mary“ und „liebt“ verfügen muss, sollte er prinzipiell auch in der Lage sein, die mentale Repräsentation „Mary liebt John“ zu haben.

Auch die Produktivität lässt sich über eine Language of Thought erklären: Die zwar endlich vielen mentalen Repräsentationen lassen sich auf unendlich viele Weisen kombinieren, und die zwar endlich vielen Mikrokonzepte sind in der Lage prinzipiell unendlich viele mentale Repräsentationen zusammenzusetzen.

Zurück zu Fodors Ausgangsfrage: Wie lassen sich mentale Zustände derart, wie wir sie wahr- nehmen, physikalisch realisieren? Da die Annahme einer Language of Thought wesentliche Merkmale mentaler Zustände erklärt, stellt sich die Frage: wie lässt sich eine Language of Thought physikalisch realisieren?

1.3 Fodors Repräsentationale Theorie des Geistes

Fodor ist hierbei von informationsverarbeitenden Systemen, wie etwa dem Computer, inspi- riert. Diese sind symbolverarbeitende Systeme; Berechnungen führen sie allein aufgrund der Syntax, also der Struktur des zu Verrechnenden durch. Die physikalische Realisierung sym- bolverarbeitender Maschinen ist, so Fodor, kein Problem, wie jeder Computer zeigt.

Was Fodor also anstrebt, ist eine computationale Theorie des Geistes.

Ihm geht es nun darum, zu zeigen, dass eben die Language of Thought als allein auf Symbo- len basierend möglich zu beschreiben ist. Ich führe hier die Repräsentationalismus - These Fodors an (nach Beckermann 1999):

Repräsentationalismus - These

„Für jedes Wesen O und jede Art A intentionaler Zustände gibt es eine (funktionale, computa- tionale) Relation R(a) , so dass gilt:

O ist genau dann in einem intentionalen Zustand des Typs A mit dem Inhalt p, wenn sich O sich in der Relation R(a) zu einer mentalen Repräsentation r befindet, die die Bedeutung p hat.“

Jeder intentionale Zustand geht also einher mit einer korrespondierenden mentalen Repräsen- tation. Mentale Repräsentationen (und Mikrokonzepte) sind dabei die Symbole, mit denen das System Umformungen durchführt.

Die Umformungen geschehen dabei allein aufgrund der Syntax, also der Form der Symbole. Inhalt und Bedeutung einer mentalen Repräsentation beeinflussen zunächst nicht direkt seine computationale Verarbeitung.

Wie kommt es dann dazu, dass semantische Beziehungen zwischen den Inhalten mentaler Zustände eine kausale Rolle spielen können?

Der Aufbau der komplexen mentalen Repräsentation aus Mikrokonzepten wird syntaktisch genau so in regelhafter Weise vollzogen, dass sich der semantische Gehalt der komplexen mentalen Repräsentation aus den semantischen Beziehungen zwischen den Mikrokonzepten ergibt.

Also: Die syntaktische Struktur mentaler Repräsentationen spiegelt die semantischen Bezie- hungen zwischen den intentionalen Gehalten der korrespondierenden mentalen Zustände wi- der. Die Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Zuständen beruhen lediglich auf struktur- sensitiven Symbolverarbeitungsprozessen der mentalen Repräsentationen.

Mentale Prozesse und Gedankenfolgen sind nun laut Fodor nichts anderes als kausale Abfol- gen von Transformationen von mentalen Repräsentationen.

Diese Transformationen laufen anhand expliziter Regeln ab.

So könnte man sich z.B. einen Wunsch- und einen Überzeugungs-Speicher vorstellen. Eine adäquate Regel um einem solchen System einen oben beschriebenen Fall rationalen Überlegens zu implementieren wäre die Regel:

Für alle mentale Repräsentationen X im Wunschspeicher: schaue nach, ob die mentale Reprä- sentation YÞX sich im Überzeugungsspeicher befindet. Falls ja, so generiere Y im Wunsch- speicher.

Fodor ist der Meinung, dass sich für alle Prozesse mentaler Verarbeitung Regeln in obiger Form angeben lassen.

Es bleibt zunächst festzuhalten, dass mit der Repräsentationalen Theorie des Geistes durchaus alle Merkmale mentaler und intentionaler Zustände erklärt werden können.

Über die Plausibilität einiger Prämissen und einiger weiterer sich aus Fodors Repräsentationa- len Theorie des Geistes ergebender Überlegungen wird im dritten Teil zu sprechen sein. Im zweiten Teil dieser Arbeit soll das Konzept des Konnektionismus dargestellt werden.

2. Das Konzept des Konnektionismus

2.1 Prinzipieller Aufbau eines simplen konnektionistischen Netzes

Konnektionismus bezeichnet den theoretischen Ansatz, durch Konstruktion und Analyse von neuronalen Netzten nachempfundenen Netzwerkstrukturen wesentliche Eigenschaften kogni- tiver Systeme nachzubilden und zu erklären. Im Folgenden wird zunächst eine simple Form eines konnektionistischen Netzwerkes dargestellt:

Konnektionistische Netzwerke bestehen aus sogenannten Knotenpunkten1 und ihren Verbin- dungen untereinander. Die einzelnen Knotenpunkte sind dabei alle von gleicher Art, in ihnen werden einfache Verrechnungen durchgeführt. Gegenstand dieser Verrechnungen in den ein- zelnen Knotenpunkten sind lediglich die Eingangssignale, die über die Verbindungen von benachbarten, bzw. vorgelagerten Knotenpunkten eintreffen. Der Wertebereich der Ein- und natürlich auch Ausgangssignale ist dabei entweder eine 0 oder eine 1. Dies entspricht den Zuständen Aus/Ein.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Fodors RGT und der Konnektionismus
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Philosophie)
Veranstaltung
Schumacher -- Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes
Note
1,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
19
Katalognummer
V10024
ISBN (eBook)
9783638165853
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In dieser Arbeit sollen verschiedene Ansätze zur Erklärung menschlichen Denkens und Bezug-Nehmens im Rahmen einer Philosophie des Geistes dargestellt und betrachtet werden. Ausgehend von einer Beschreibung der prinzipiellen Eigenschaften geistiger/mentaler Zustände (Intentionalität, Systematizität, Produktivität) wird Fodors Repräsentationale Theorie des Geistes vorgestellt. Ihr gegenüber wird ein neueres Konzept, das des Konnektionismus, gestellt. Die Diskussion, welcher der beiden Ansätze zur Erklärung mentaler Zustände mitsamt ihrer Eigenschaften geeigneter ist, wird kritisch dargestellt. Hierbei wird es vor allem um die Fragen gehen, ob neuronale/konnektionistische Netze in der Lage sind, eine Semantik zu produzieren, und wie dies in der Repräsentationalen Theorie des Geistes geschehen sollte und wie das Verhältnis dieser beiden Theorien zueinander zu sehen ist, d.h. ob eventuell einer der beiden Ansätze zur Erklärung geistiger/mentaler Zustände der grundlegendere ist. 214 KB
Schlagworte
Konnektionismus Fodor
Arbeit zitieren
Malte C. Daniels (Autor:in), 2000, Fodors RGT und der Konnektionismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10024

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