Analyse der Sinfonie Nr. 94 in G-Dur von Joseph Haydn


Seminararbeit, 1998

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 GESCHICHTLICHE EINORDNUNG UND ENTSTEHUNG DER SYMPHONIE

3 ANALYSE DER ERSTEN ZWEI SÄTZE DER SYMPHONIE NR. 94
3.1 ALLGEMEIN/p> 3.2 1. SATZ ADAGIO CANTABILE, ¾-TAKT, G-DUR VIVACE ASSAI, 6/8-TAKT, G-DUR
3.3 2. SATZ ANDANTE, C-DUR, 2/4-TAKT

4 FAZIT

5 LITERATURVERZEICHNIS

6 NOTENVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

Diese Hausarbeit beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Analyse der ersten beiden Sätze der Symphonie Nr. 94, G-Dur, von Joseph Haydn. Ferner wird die geschichtliche Einordnung der Symphonie dargelegt.

Ich habe diese Symphonie als mein Hausarbeitsthema gewählt, weil ich sie vom Hören her zwar kannte, ich sie aber gerade wegen ihrer Bekannt- und Beliebtheit näher kennen lernen wollte, sie analysieren wollte. Schnell habe ich gemerkt, daß eine Analyse über die gesam- te Symphonie viel zu umfangreich für eine Hausarbeit ist. Deshalb habe ich mich auf die ersten beiden Sätze beschränkt; den zweiten Satz wegen seiner „zwingenden“ Notwendig- keit (Paukenschlag, bekanntes Thema), den ersten Satz wegen seiner Stellung in der Sym- phonie (1. Satz und mit langsamer Einleitung) und wegen seiner Schönheit. Ich finde es schade, daß gerade nur der zweite Satz aus dieser Symphonie Nr. 94 so bekannt ist. Denn an diesem ersten Satz wird neben zahlreichen anderen Beispielen deutlich, was Haydn in Bezug auf kompositorische Überraschungen wie plötzliche Forte - Piano - Wechsel oder hineinkomponierte Ritardandi und Crescendi zu leisten vermag. Vor allem auch in Bezug darauf, daß Haydn den Zuhörer mit etwas Unerwartetem überrascht.

Die Symphonie Nr. 94 gehört zu den volkstümlichsten Schöpfungen Haydns. Volkstümlich deshalb, weil das Thema des zweiten Satzes dem Aufbau eines Volksliedes entspricht. A- ber dazu mehr im Kapitel 3.3.

Haydn komponierte die Symphonie Nr. 94 im Jahre 1791 während seines ersten England- aufenthaltes. Die Erstaufführung fand am 23. März 1792 in London statt.

Ihre Beliebtheit verdankt die Symphonie dem Thema des zweiten Satzes, ihren Namen einem überraschenden Paukenschlag, mit dem dieses pianissimo vorgetragene Thema sei- nen kräftigen Abschluß findet. In England und Frankreich heißt die Symphonie „The Sur- prise“ bzw. La Surprise“ (Die Überraschung). Man sagt, Haydn habe den Paukenschlag angebracht, um die Zuhörer, die beim Andante (2. Satz) sanft einzuschlummern pflegen, zu wecken.1 2

2 Geschichtliche Einordnung und Entstehung der Symphonie

Die Entstehung der letzten zwölf Symphonien Joseph Haydns verdanken wir einer Einrich- tung, die uns heute zwar längst vertraut, am Ende des 18. Jahrhunderts aber als ungewöhn- lich anzusehen ist: einer durch den Verkauf von Abonnements finanzierten Reihe öffentli- cher Konzerte. Zu einer Zeit, als das Konzertleben auf dem Kontinent noch hauptsächlich durch den Adel bestimmt wurde, boten sich in der reichen Großstadt London fast moderne Verhältnisse. Neben Orchesterkonzerten und Opernaufführungen mit zeitgenössischer Mu- sik gab es Kreise, die sich ausschließlich älterer Musik widmeten, angeregt allerdings durch die noch durchaus lebendige Begeisterung der Engländer für die Musik Händels.

Man bemühte sich ständig, ausländische Künstler zu gewinnen und nach London zu holen. Dies wurde durch zwei rivalisierende Unternehmen Anfang der 90er Jahre des 17. Jahr- hunderts erheblich gefördert. Als Konkurrenz zu den älteren „Professional Concerts“ hatte nämlich im Jahre 1786 der bekannte Geigenvirtuose, Johann Peter Salomon, ein gebürtiger Deutscher, seine eigene Supskriptions-Reihe gegründet, der sofort Erfolg beschieden war. Nicht nur das große Ansehen Londons als Musikstadt (ein Vergleich mit dem heutigen

New York ist von musikalischer Seite her sicherlich angemessen)3, sondern auch großzü-

gige finanzielle Angebote trugen dazu bei, Künstler aus ganz Europa für die beiden Unter- nehmen zu gewinnen.

Auch Haydn wollte man für diese Konzerte gewinnen, denn sein Ruhm war weit verbrei- tet. Doch daß sich der fast sechzigjährige Meister dazu überreden lassen würde, war sehr unwahrscheinlich. Haydns Leben hatte sich bislang in einem ganz anderen Rahmen be- wegt.4

Seit dreißig Jahren war er im Dienste des Fürsten Esterhazy tätig und war nur wenig mit der breiten Öffentlichkeit in Berührung gekommen. Zunächst blieben die Versuche Salo- mons auch ergebnislos.

Am 28. September 1790 starb dann überraschend Haydns langjähriger Freund und Gönner, der Fürst Nikolaus Esterhazy. Sein Nachfolger wurde Sohn Anton. Dieser ließ die Schloß- kapelle schließen, so daß Haydn nach fast dreißigjährigem Wirken im Dienste der Familie Esterhazy wieder frei war. Es wurde Haydn, wenn er sich weiterhin Esterhazyscher Kapellmeister nenne, ein Jahresgehalt von 1400 fl. bezahlt, so daß er aller materieller Sor-

gen enthoben war. Er verließ Esterhaz und schlug seinen Wohnsitz in Wien auf. 5

Als Johann Peter Salomon vom Tod des Fürsten Esterhazy erfuhr, eilte er unverzüglich nach Wien, entschlossen, Haydn für die kommende Saison nach London zu verpflichten. Dieser war nun dazu in der Lage und beide handelten einen Vertrag unter glänzenden ma- teriellen Bedingungen aus. Am 15. Dezember 1790 verließ Haydn zusammen mit Salomon Wien und sie erreichten England am 2. Januar 1791, zwei Wochen später. Am nächsten Tag fuhren sie weiter nach London, wo Haydn begeistert empfangen und gefeiert wurde. Insgesamt blieb Haydn eineinhalb Jahre in London und kehrte 1794/95 zu einem zweiten,

etwa gleich langen Aufenthalt nach London zurück.6

Die Londoner Reise des Meisters bedeutet eine Reaktion auf die jahrzehntelange Abhän- gigkeit von dem Willen eines hohen Herren. So schreibt Haydn in einem Brief aus Lon- don: „Das Bewußtseyn, kein gebundener Diener zu seyn, vergütet alle Mühe.“7

Das Leben, das Haydn namentlich während seines ersten englischen Aufenthaltes führt, steht denn auch im schärfsten Gegensatz zu der Beschaulichkeit seines bisherigen Daseins. Zunächst muß Haydn zahlreiche Konzerte dirigieren, wobei ihn nicht nur die allwöchent- lich stattfindenden Salomonkonzerte, sondern auch verschiedene andere Veranstaltungen in Anspruch nehmen. Er hat während seiner Londoner Tage eine Produktivität entwickelt,

die ganz erstaunlich ist. Sie besticht nicht nur durch ihre Breite, sondern gerade durch ihre Tiefe.8

Der erste Vertrag mit Salomon lautete auf 300 englische Pfund Sterling für sechs neue Symphonien und 200 Pfund für deren Vertragsrechte, 300 Pfund für eine neue Oper, 200 Pfund für 20 kleinere Werke und 200 Pfund Garantie auf ein Benefiz-Konzert, im Ganzen also 1200 Pfund. Das Benefiz-Konzert brachte sogar 350 Pfund ein.9

Im Mai 1791 besuchte Haydn die Händel-Gedenkfeier in Westminster Abbey. In der Zeit

vom 6. bis 8. Juli hielt er sich in Oxford auf, wo er an drei Konzerten mitwirkte und die Ehrendoktorwürde eines Doktors der Musik entgegennahm.10

Die Symphonie Nr. 94 entstand im Jahre 1791 und wurde zum ersten Mal in den Hanover Square Rooms in London am 23. März 1792 aufgeführt. Und zwar im Rahmen des sechs- ten Konzerts der 1792 von Salomon gegebenen Konzertreihe unter der Leitung Haydns als

Cembalist und mit Salomon als Konzertmeister. Die Symphonie hatte außerordentlichen Erfolg und wurde bald zu einer der bis heute beliebtesten Symphonien Haydns. 11

Die Hanover Square Rooms wurden 1775 von Johann Christian Bach eröffnet und waren auch im 19. Jahrhundert einer der beliebtesten Konzertsäle Londons.

Es gab bei den Salomonischen Konzerten keinen Dirigenten im heutigen Sinne. Entweder übernahm der Konzertmeister, in diesem Fall also Salomon, die Führung, oder man diri- gierte vom Cembalo aus. Letzteres tat auch Haydn.12

Haydn verließ London Ende Juni 1792 und erreicht Wien am 24. Juli. Die Zeit dort, bis zu seinem zweiten London Aufenthalt, verlief sehr ruhig. Sein beispielloser Erfolg hatte in Wien anscheinend nur wenig Eindruck gemacht. Immerhin konnte er in Ruhe arbeiten und so seinen zweiten Londoner Aufenthalt vorbereiten. Im Herbst 1793 kam auch eine Ver- einbarung mit Salomon über einen zweiten Londoner Besuch zustande. Über diese Verein-

barung ist lediglich bekannt, daß Haydn sich erneut verpflichtete, sechs weitere Sympho- nien zu komponieren.13

[...]


1 Renner, Schweitzer, 1994, S. 54

2 Martinez-Göllner, 1979, S. 6

3 Geiringer, 1980, S. 20

4 Martinez-Göllner, 1979, S. 3

5 Geiringer, 1980, S. 18

6 Newstone (Hrsg.), Eulenburg-Taschenpartitur, 1984, S. III

7 Geiringer, 1980, S. 19

8 Geiringer, 1980, S. 21

9 Martinez-Göllner, 1979, S. 4

1 0 Larsen, Feder, 1994, S. 75

11 Newstone (Hrsg.), Eulenburg-Taschenpartitur, 1984, S. XII

12 Martinez-Göllner, 1979, S. 4

13 Larsen, Feder, 1994, S. 73-74

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Analyse der Sinfonie Nr. 94 in G-Dur von Joseph Haydn
Hochschule
Technische Universität Dortmund
Veranstaltung
Analyseseminar
Note
2
Autor
Jahr
1998
Seiten
21
Katalognummer
V100187
ISBN (eBook)
9783638986168
Dateigröße
373 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Sinfonie, G-Dur, Joseph, Haydn, Analyseseminar
Arbeit zitieren
Britta Zimmermann (Autor:in), 1998, Analyse der Sinfonie Nr. 94 in G-Dur von Joseph Haydn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100187

Kommentare

  • Gast am 13.11.2002

    Meine liebe Frau Heilbrock o.s.ä.

    Wer hätte gedacht, dass Sie in ihrem Studium in weiser Voraussicht genau die Themen behandeln, die Ihre ehemaligen (wir waren sogar die ersten) Musikschüler später bei Ihren Kollegen behandeln müssen...

    Aber mal im Ernst:

    Frau "Zimmerman" verknüpft Strukturelle Analyse mit einer hervorragend aufbereiteten Einbettung in den historischen Kontext jener Zeit.
    Der Leser fühlt sich unweigerlich gezwungen aus Leibeskräften mitzusingen, er möchte am liebsten sofort zum Instrument greifen um sich und seine Fähigkeiten an diesem Werk zu schulen und zu messen.

    Wir hoffen, das uns der städtische Musikguru Uwus weitere Virtuosen schenkt, die es verstehen Intellektuellen Geist und musikalischen Verständnis zu einem solch einmaligen Lesegenuß zu verbinden, beinahe ein Wunder scheint es sein, dass Frau "Zimmerman" nicht aus der Meisterklasse des oben genannten genialen Musikers kommt.

    naja...
    bis dann...

    DerdenNiemandkennt

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Titel: Analyse der Sinfonie Nr. 94 in G-Dur von Joseph Haydn



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