Spracherwerb beim Kind


Hausarbeit, 2001

14 Seiten


Leseprobe


Einleitung

Das Thema Spracherwerb beim Kind ist umfangreicher als man allein vom Titel her zunächst vermuten mag.

Dieses Thema ist schon lange Forschungsgebiet vieler verschiedener Wissenschaftler. Diese konkurrieren von Anfang an bei der Verwendung verschiedener Termini bei der Beschreibung der Lebensphase und der Vorgänge, in denen das Kind zu seiner ersten Sprache kommt.

Dadurch kam es zu immer neuen Ansichten und Entdeckungen, die ich in meiner Arbeit vorstellen möchte.

Da diese verschiedenen Positionen teilweise sehr komplex sind, ist es zunächst einmal nötig, die geschichtliche Entwicklung der Pädolinguistik zu beleuchten, um einen groben Überblick zu erhalten.

Daran schließt sich die Darstellung der verschiedenen bisher hervorgebrachten Spracherwerbstheorien sowie die verschiedenen Stufen der Sprachentwicklung an. Wichtig hierbei ist jedoch, stets zu wissen, dass es keine allgemeingültige Theorie geben kann und es zunächst einmal nötig ist, die Ergebnisse kritisch zu betrachten.

Mein Ziel ist es, in dieser Arbeit einen kleinen Überblick über die Vielzahl der Theorien und die verschiedenen Forschungsergebnisse zu geben und diese ferner zu erläutern.

1. Geschichte der Pädolinguistik

Die Pädolinguistik ist ein Teilgebiet der Linguistik, das den Spracherwerb und die Kindersprache erforscht.

Mit der Pädolinguistik wird ein eigenständiger interdisziplinärer Forschungsbereich bezeichnet, der sowohl die Ergebnisse der Linguistik und der Semiotik, die experimentellen Ansätze der Psychologie und grundlegende Fragestellungen wie den Zusammenhang zwischen sprachlicher und kognitiver Entwicklung berücksichtigt, als auch den soziokulturellen Rahmen der Lebensbedingungen des Kindes und die damit zusammenhängenden Probleme des Spracherwerbs einbezieht.1

Die eigentlichen Begründer der Kindersprachenforschung waren eigentlich keine Sprachwissenschaftler, sondern eher Philosophen, Mediziner, Psychologen und Pädagogen.

Aus der frühesten Phase sind besonders folgende Namen zu nennen: Schultze, Lindner, Taine, Pérez, Franke und Preyer.

Die meisten Untersuchungen stützten sich jedoch zunächst auf Beobachtungen der eigenen Kinder in den ersten drei, vier Lebensjahren. Besonders wichtig schien ihnen die lautliche Entwicklung zu sein.

Die erste bedeutende Wende brachte schließlich der Psychologe Wilhelm Wundt. Er und seine Schüler fassten den Prozess des Spracherwerbs in erster Linie als Nachahmungsprodukt auf und die ersten Sprachanfänge als Äußerungen der Gemütsbewegungen. Die Vertreter derartiger Theorien nennt man Voluntaristen. Im Gegensatz dazu gibt es noch die Intellektualisten wie z. B. Preyer, für den eine Nachahmung vor dem Verstehen nicht möglich war.

1907 wurde mit der Arbeit von Clara und William Stern ein Höhepunkt der Kindersprachenforschung erreicht, der auch die moderne Pädolinguistik einleitet. Die Arbeit richtet sich erstmals auf die Darstellung der Sprachentwicklung nach ihrer psychologischen und sprachtheoretischen Seite mit der Festlegung von einbezogenen Entwicklungsstufen.

Sie nennen somit folgende Stadien:

Das Vorstadium und die erste bis vierte Epoche.

Das Vorstadium ist auf das erste Lebensjahr bezogen und beschränkt sich auf die Vorbereitung zum eigentlichen Sprechen.

Die erste Epoche umfasst etwa das Alter von einem Jahr bis zu etwa einem Jahr und sechs Monate. Das Gesprochene wird in dieser Phase als Einwortäußerungen aufgefasst. Es ist noch kein bestimmter grammatischer und begrifflicher Charakter vorhanden.

Die zweite Epoche umfasst das Alter von einem Jahr und sechs Monaten und zwei Jahren.

Es kommt zu einer starken Bereicherung im Wortschatz und es folgen Sätze mit zwei und mehreren flexionslosen Wörtern.

In der dritten Epoche, die sich etwa zwischen zwei Jahren und zwei Jahren und sechs Monaten befindet, kommt es zur Verwendung von Satzketten, deren Glieder zwar grammatisch noch in bloßer Parataxe zueinander stehen, logisch aber schon verschiedenartige Beziehungen und auch Unterordnungen ausdrücken sollen.

Die vierte Epoche schließt sich mit etwa zwei Jahren und sechs Monaten an. In dieser Epoche wird vor allem gelernt, die Über- und Unterordnung der Gedanken durch die Hypotaxe auszudrücken sowie auch verschiedene Nebensätze zu entwickeln.

Die Periode bis 1941 wurde stark von Roman Jakobson geprägt.

Seine Arbeit ,,Kindersprache, Aphasie und allgemeine Lautgesetze" (1941) brachte eine tiefgreifende Wende, die nach dem 2. Weltkrieg sichtbar wurde.

Durch Jakobson wurde deutlich, wie wichtig es ist, phonetische Kenntnisse zu besitzen, um zur Aufdeckung der allgemeingültigen Bauprinzipien der Kindersprache zu gelangen.

Er erörterte neben dem Erwerb des phonologischen Systems nicht nur Lautgesetze, sondern auch phonologische Entwicklungslinien sowie deren strukturelle Bedingungen. Er wollte die universalen Gesetze des Lauterwerbs ausarbeiten und die lautliche Entwicklung der Sprachen der Welt systematischer erklären als bisher.

Jakobson zählte zu den Gründern der Prager Schule und orientierte sich aus diesem Grund auch an deren Theorien.

Die weiteren bedeutsamen Untersuchungen lassen sich auf die Nachkriegszeit datieren.

Einerseits gab es Arbeiten, die auf Beobachtungen an einem Kind oder einigen Kindern beruhen und andererseits Arbeiten die sich mit der Untersuchung von größeren Gruppen von Kindern befassten.

Die Untersuchungen, die sich auf wenige Kinder beschränken wurden meist an den eigenen Kindern durchgeführt.

Wichtige Namen sind für diesen Bereich z. B. Leopold, Kaper und Weir, die grundlegende Erkenntnisse für den Spracherwerb brachten.

Die Arbeiten, die sich auf größere Gruppen von Kindern beziehen, wurden weitestgehend von Psychologen durchgeführt.

Prägnante Namen sind unter anderem Sinclair, McCarthy, Slama-Cazucu und Slobin.

Heute jedoch sind die Tendenzen so, dass man den gesamten Bezugsrahmen des Kindes thematisiert und somit das kognitive Verhalten schon von Anfang an in Bezug auf seine sozialen Kontakte und kommunikativen Möglichkeiten beobachtet.

Der Mensch, der ein biologisches, soziales und kulturell-geistiges Wesen ist, sollte nicht nur aus isolierter psycho- oder soziologischer Sicht behandelt werden sondern aus pädolinguistischer Sicht.

Weiterhin bildet die Entwicklung der Kleinkindsprache die Grundlage für die Untersuchung anderer Komponenten, wie z. B. die Unterscheidung von menschlicher Sprache und anderen Zeichensystemen, wie das der Tiere.

In der heutigen Zeit werden auch noch viele andere Gesichtspunkte für wichtig gehalten.

So wird die Sprache ebenfalls daraufhin untersucht, inwiefern sie auch als Kommunikationsmittel gilt und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe wiederspiegelt. Deshalb erscheint es aus heutiger Sicht wichtig und sinnvoll, auch die unterschiedlichen Umweltbedingungen in die wissenschaftlichen Überlegungen mit einzubeziehen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Kindersprachenforschung schon immer an den jeweils herrschenden linguistischen, psychologischen und philosophischen Theorien orientiert hat.

2. Spracherwerbstheorien

2.1 Definition des Begriffs

Um die bestehenden Spracherwerbstheorien darzulegen, ist es jedoch zunächst wichtig zu wissen, was Spracherwerb bedeutet.

Unter Spracherwerb versteht man die allmähliche Übernahme eines von der Gesellschaft angebotenen Instrumentes bzw. einer speziellen Fertigkeit. Der Akzent liegt stärker auf der eigenen, produktiven Aneignung durch das Kind als auf dem von der Gesellschaft angebotenen sprachlichen ,,Input".2

Bis zum heutigen Stand der Forschung gibt es keine allgemeingültige Lerntheorie.

So ist in jeder Spracherwerbstheorie einerseits nach positiven Aspekten zu suchen und andererseits darf jedoch auch die kritische Reflexion nicht fehlen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Spracherwerb beim Kind
Autor
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V100174
ISBN (eBook)
9783638986038
ISBN (Buch)
9783656468417
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spracherwerb, Kind
Arbeit zitieren
Astrid van Reine (Autor:in), 2001, Spracherwerb beim Kind, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100174

Kommentare

  • Gast am 4.3.2002

    Spracherwerb beim Kind.

    Leider bietet diese Arbeit nur eine sehr oberflächliche Bearbeitung des Themas, in der vor allen Dingen die sozialen Bedingungen der mit dem Spracherwerb einhergehenden Kognitionsentwicklung überhaupt nicht thematisiert werden. Die schwierige Frage des sog. exzentrischen Stadiums (Wygotzki/ Piaget) bis zum ca. 2. Lebensjahr wird überhaupt nicht berührt, wie auch z.B. Jacobson mit seiner Theorie der Entwicklung der lautlichen (phonetischen) Differenzierung im Verlauf des (semantischen) Spracherwerbs eigentlich nichts zur Frage der kognitiven Entwicklung beitragen kann. Eine etwas detailliertere Ausführung wäre wünschenswert gewesen. Zu allgemein, kaum verwertbar und erst recht keine kritische Auseinandersetzung. Leider.

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Titel: Spracherwerb beim Kind



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