Goethe, Johann Wolfgang von - Das Göttliche


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

5 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Das Göttliche von Goethe

3. Thema: Erörtern Sie, inwiefern die im Gedicht ,,Das Göttliche" gegebene Bestimmung des Göttlichen als Folge der Aufklärung zu verstehen ist!

Das Gedicht von J.W. Goethe ,,Das Göttliche" wurde zum Ende der Aufklärung (1720 - 1785) im Jahre 1783 veröffentlicht, gehört jedoch zur literaturgeschichtlichen Epoche der Klassik. Goethe beschreibt in seinem Gedicht die unfühlende Natur über der der fühlende Mensch steht, der nach dem Göttlichen strebt und allein von diesem übertroffen wird.

Ich werde nun erörtern in wiefern diese gegebene Bestimmung des Göttlichen als Folge der Aufklärung zu sehen ist. Zum besseren Verständnis des Gedichtes werde ich nun den Begriff des Göttlichen definieren.

Goethe umschreibt das Göttliche mit ,,...unbekannten höhern Wesen..."(Strophe 2), von denen selbst er keine direkte, konkrete Aussagen machen kann. In einer Methapher nähert er sich der Bedeutung des Göttlichen in dem er den edlen, hilfreichen und guten Menschen mit den ,,...höhern Wesen..."(Strophe 2) gleichstellt. Das Göttliche wird so beispielhaft sichtbar in der reifen, sittlichen Haltung eines Menschen , der erkannt hat, das sich das Gute nur verwirklichen lässt, wenn man es in einer edlen Geisteshaltung aktiv praktiziert. Der Mensch erfährt durch das Göttliche sein irdisches Abbild (Vorbild) und erreicht in der Befreiung seiner selbst durch das Gute einen Endzustand, in dem sich das Göttliche bereits befindet, ,,...Ihnen gleiche der Mensch!..."(Strophe 1). In dem Appell Goethes an die Menschen: ,,Edel sei der Mensch, hilfreich und gut"(Strophe 1) wird deshalb der Ausweg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit als sinnvolles Streben nach Gleichstellung mit göttlichen Eigenschaften beschrieben. ,,Heil den unbekannten höhern Wesen, die wir ahnen!

Ihnen gleiche der Mensch!

Sein Beispiel lehr' uns jene glauben."(Strophe 2)

Das Bild des Göttlichen ist ein absoluter Zustand vollendeter Güte die wir ,,...ahnen..." und gleicht einem Menschenbild aus dem hervorgeht, dass nur ein edler, hilfreicher und guter Mensch die Quelle und Ursache von Gutem sein kann dessen Tun deshalb immer nur positive Konsequenzen beinhaltet. Deshalb wird auch der Mensch aufgefordert jenen ,,...höhern Wesen..."(Strophe 2) zu gleichen, denn nur so kann er das Böse überwinden und sich selbst im Göttlichen verwirklichen.

Eine Aussage über das Göttliche kann nur über den Menschen hergestellt werden, denn allein er besitzt Bewusstsein und er vermag das der Natur ,,...Unmögliche..."(Strophe 7) nämlich Selbstreflektion und Eigenentscheidung. Durch diese Eigenschaften vermag er das Positive eben das Edle, Hilfreiche und Gute als lebensnotwendige Werte zu begreifen und mit dem Göttlichen zu verbinden. So wird das Göttliche als Positivum vom Menschen erahnt und im spiegelbildlich guten Menschen durch sein Tun und Handeln, welches gemeinschaftsfördernd und lebensbejahend sein soll in einem Rückschluss wieder auf das Göttliche zurückgeführt:

,,Und wir verehren die Unsterblichen, als wären sie Menschen, täten im großen, was der Beste im kleinen tut oder möchte."(Strophe 9) Die Aufklärung forderte die Selbständigkeit des Menschen durch den Gebrauch seiner Vernunft, d. h. die Fähigkeit etwas wahrzunehmen und einzusehen und durch Ratio, dem Vermögen klar zu denken, Entscheidungen auf Grund von Fakten und nicht nach vorgegebenen ideologischen Ansichten zu treffen. Von primärer Bedeutung waren die Erkenntnis und Wahrheit die Wirklichkeit des Lebens zu erfassen sowie die Einsicht, dass sich alles nicht durch Aberglauben, sondern auf natürlichem Wege erklären ließe. Ein zur vernünftigen Einsicht erzogener Mensch kann demnach nur so sein, wie Goethe ihn fordert: ,,Edel [...], hilfreich und gut!"(Strophe 1). Nach damaligen Überzeugungen konnte sich der Mensch nur durch Vernunft und Ratio zur Selbständigkeit befreien.

Die Bürger der damaligen Zeit sollten zu eigenen Ansichten durch Vernunft und Ratio kommen. Deshalb lautete der Wahlspruch dieser Zeit: Sapere aude!

Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Die selbstverschuldete Unmündigkeit lag dann darin, nicht frei und selbständig zu handeln, zu denken und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ein Ziel der Aufklärung war es also, das Bürgertum aus seiner, wie Kant es formulierte, ,,selbstverschuldeten Unmündigkeit" herauszuführen in eine unabhängige, bessere Zukunft.

Das Herrschaftssystem der damaligen Zeit war geprägt durch ein feudales Ordnungsprinzip. Durch die Aufklärung sollte das Bürgertum erkennen, dass es nicht fremd - sondern selbstbestimmt sein sollte. Die Gleichheit aller war deshalb ein oberster Grundsatz. Der Mensch sollte nicht über andere herrschen, sondern sich in Freiheit, Wahrheit und Gleichheit verwirklichen. Nur so kann er wirklich ,,...Edel..."(Strophe 1) genannt werden. Aus diesen Gesichtspunkten heraus kam die Französische Revolution überhaupt erst zustande. Das Bürgertum sollte zur Emanzipation geführt werden. Deshalb war Bildung durch veröffentlichte Beiträge in Form von Zeitungen und Theaterstücken mit aufklärerischem Inhalt das bevorzugte Mittel die breite Masse zu erreichen. Aufgrund dieser neuen Ideen kam es zur Änderung der Gesellschaftsordnung und des absolutistischen Herrschaftssystems in Europa.

Die ,,...Unsterblichen..."(Strophe 9) verhalten sich wie der Mensch. Er ,,..allein vermag das Unmögliche, er unterscheidet, wählet und richtet..."(Strophe 7). Mittels der Vernunft und der Ratio soll der Mensch genau das machen, was Goethe den Wahrnehmungsprozess des Unterscheidens, der Selektion und dann des Beurteilens nennt. Dieser Prozess der eigenen Urteilsfähigkeit ist das typische Merkmal der Aufklärung. Weiter heißt es:

,,Er allein darf

den Guten lohnen, den Bösen strafen, heilen und retten,

alles Irrende, Schweifende

nützlich verbinden."(Strophe 8)

Solche Tugenden verleihen ihm etwas sittliches, das über der Natur steht. So wie ,,...der Beste im kleinen tut oder möchte"(Strophe 9), so ,,täten die Unsterblichen im großen"(Strophe 9). Das Göttliche, das sich aus dem ,,Edle[n] [...], hilfreich[en] und gut[en]!"(Strophe 1) Menschenbild ableitet, stellt einen Zustand mit hohem ethischen Wert dar. Der Mensch der Aufklärung muss geradezu in Folge seiner Selbstbestimmung und Selbstbefreiung notwendigerweise einen guten, positiven Zustand erreichen und gleicht deshalb den ,,...Unsterblichen..."(Strophe 9).

Wenn der Mensch seine Vernunft und Verstandesgaben nicht einsetzt, dann wird er nicht wahrhaftig erkennen und urteilen können und niemals in den Zustand eines guten Menschen gelangen. Der gute Mensch hat in Folge der Aufklärung gelernt das Böse und die Folgen des Bösen zu erkennen und zu meiden. Die selbstverschuldete Unmündigkeit des Menschen fällt weg, wenn er sich seines Verstandes und seiner Tugenden bedient. Das spiegelbildlich Göttliche im Menschen ist führt als Resultat der Aufklärung immer nur zum ,,Edle[n] [...], [H]ilfreich[en] und [G]ut[en]!"(Strophe 1) oder ähnlichen positiven Charaktereigenschaften.

Wenn der Mensch sich zu edlen Taten und Zielen bekennt, wird er selbst edel.

Um sich deshalb selbst in edlem Geiste zu optimieren fordert Goethe: ,,...Unermüdet schaff´ er das Nützliche, Rechte, sei uns ein Vorbild jener geahneten Wesen!..."(Strophe 10). Goethe ist überzeugt, dass dieses positive Menschenbild zu verwirklichen ist, weil es der Mensch auf dem (unsichtbaren) Hintergrund ,,...jener geahneten Wesen!"(Strophe 10) erreichen kann. Der Mensch schafft mit der ,,...unermüd[lichen]..."(Strophe 10) Optimierung seiner selbst und seiner Umwelt bessere Verhältnisse und kommt so dem Göttlichen immer näher. Das geschichtliche Tun und Verhalten des Menschen bekommt so neue Hoffnung in der Überwindung des Bösen bzw. menschenunwürdiger Verhältnisse. Die Forderung ,,edel sei der Mensch, hilfreich und gut" führt den Menschen heraus aus Resignation und Stagnation. Sie lässt ihn zielgerichtete sinnvolle Aufgaben im täglichen Tun finden, die sich als Bekenntnis und im Glauben an das Gute im Menschen und seine Veränderbarkeit erfüllen sollen. So wird der Mensch durch seine Optimierung sich seiner selbst ein Vorbild indem er den ,,...geahneten Wesen!"(Strophe 10) gleicht.

Goethe war Pantheist und in seinen jungen Jahren entschieden durch den niederländischen Philosophen Baruch de Spinoza beeinflusst. Dessen Lehren beschreiben Gott als einzige, unteilbare, unendliche Substanz. In Goethes Welt- und Religionsvorstellung fließen jedoch auch Teile der griechischen Mythologie, mit der er sich intensiv beschäftigte mit ein. Ein Mensch, der sittlich , also ,,Edel [...], hilfreich und gut!..."(Strophe 1) handelt hat diese Tugenden selbst zutiefst verinnerlicht. Als Ergebnis der Aufklärung kann deshalb nur der Mensch stehen, der den Mut hat, sich seines eigenen Verstande zu bedienen und sich vom Guten leiten lässt, der wahrhaft edle Mensch.

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Goethe, Johann Wolfgang von - Das Göttliche
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
5
Katalognummer
V100131
ISBN (eBook)
9783638985604
Dateigröße
383 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethe, Johann, Wolfgang, Göttliche
Arbeit zitieren
Andreas Markert (Autor:in), 2000, Goethe, Johann Wolfgang von - Das Göttliche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100131

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