Die Bedingungen des menschlichen Lernens in Anlehnung an die Systematik nach Gagné


Ausarbeitung, 2001

3 Seiten


Leseprobe


Die Bedingungen des menschlichen Lernens in Anlehnung an die Systematik nach Gagné

1.Signallernen

Hierbei handelt es sich um das sog. „klassische Konditionieren“. Es wird versucht, einen unkonditionierten Reiz durch einen konditionierten Reiz zu ersetzen, um eine bislang unbedingte Reaktion in eine bedingte Reaktion zu ändern.

Wichtige Voraussetzungen sind Kontiguität und Wiederholung.

Wir ein weiterer konditionierter Reiz mit dem bisherigen konditionierten Reiz verbunden, so tritt die unbedingte Reaktion auch bei alleinigem Auftreten des neuen konditionierten Reizes auf, ohne dass dieser jemals mit dem unkonditionierten Reiz zusammen aufgetreten ist. In diesem Fall spricht man von einer Konditionierung höherer Ordnung.

Zwar wurde die klassische Konditionierung zuerst durch Tierexperimente erforscht (Pawlow), jedoch ist auch die Wirkung beim Menschen sehr groß. Ekel oder Angst können das Ergebnis einer klassischen Konditionierung sein. Aus der medizinischen Forschung ist bekannt, dass Organismen, denen man bislang ausschließlich biologisch bedingte Funktionsweisen unterstellt hat, ebenfalls lernfähig sind, wie der erfolgreiche Einsatz von Placebos auch bei tatsächlich vorhandenen Krankheiten zeigt.

2. Reiz-Reaktions-Lernen

Dies entspricht der sog. „operanten Konditionierung“. Bei der operanten Konditionierung entscheiden die Konsequenzen des Verhaltens über die zukünftige Auftretenswahrscheinlichkeit. Der wesentliche Unterschied zwischen dem operanten und dem klassischen Konditionieren liegt darin, dass klassisches Konditionieren nur in solchen Situationen angewendet werden kann, in denen eine Reaktion naturgemäß abläuft (z. B. Speichelabsonderung beim Hund). Beim operanten Konditionieren aber muß der Versuchsleiter geduldig auf das Auftreten einer Reaktion warten. Erforscht wurde die operante Konditionierung ebenfalls zuerst durch Tierversuche. Skinner brachte auf diese Art und Weise Tauben dazu, gezielt bestimmte Bewegungen auszuführen, d. h. sich z. B. im Kreis zu drehen oder zu tanzen. Er vollbrachte dies, indem er jede Bewegung der hungrigen Taube in die richtige Richtung mit Futter belohnte.

Grundsätzlich unterscheidet man vier Formen des instrumentellen Lernens:

I. positive Verstärkung

Eine Reaktion wird durch positive Konsequenzen zu einer stabilen Reaktion. Die positive Konsequenz ist der positive Verstärker.

II. negative Verstärkung

Durch eine bestimmte Reaktion kann eine unangenehme Konsequenz vermieden werden. Die negative Konsequenz ist der negative Verstärker für die Vermeidungsreaktion.

III. Bestrafung

Bestrafung zielt auf die Unterdrückung von Reaktionen, indem den Reaktionen negative Konsequenzen folgen. Man unterscheidet zwischen direkter Bestrafung (z. B. Nachsitzen) und indirekter Bestrafung (z. B. keinen Nachtisch).

IV. Extinktion

Extinktion, d. h. Auslöschung von Verhalten, erfolgt, wenn eine gelernte instrumentelle Reaktion nicht mehr verstärkt wird.

Wichtig ist die Unterscheidung von negativer Verstärkung und Bestrafung:

Die negative Verstärkung dient der Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit erwünschten Verhaltens. So ist z. B. das Anschnallen beim Autofahren ein erwünschtes Verhalten. Ein entsprechendes Warnsignal hat die Funktion eines negativen Verstärkers: Der störende Ton wird beendet, wenn der Fahrer sich anschnallt.

Die Bestrafung zielt auf die Verminderung der Auftretenswahrscheinlichkeit unerwünschten Verhaltens ab. Ein Beispiel hierfür ist, wenn Eltern ihrem Kind kein Taschengeld mehr zahlen, weil es seinen kleinen Bruder geschlagen hat.

Die Bestrafung ist in zweierlei Hinsicht die problematischste Form der Verhaltenskontrolle:

Bestrafung kann unerwünschte emotionale Nebenwirkungen haben (Angst, Aggression). So kann der Bestrafende selbst im Sinne einer klassischen Konditionierung zum strafenden Reiz werden.

Bestrafung unterdrückt das unerwünschte Verhalten oftmals nur, ohne es gänzlich auszulöschen. Ist die Strafinstanz nicht mehr zugegen, kann das unerwünschte Verhalten wieder auftreten.

Extinktion ist theoretisch der beste Weg zur Elimination unerwünschter Verhaltensweisen, praktisch ist sie jedoch schwer durchführbar. Denn jede Person definiert ihre eigenen Verstärker. Diese sind selten alle bekannt, geschweige denn, dass sie ausgeschaltet werden können.

3. Kettenbildung

Dies stellt eine Erweiterung des Reiz-Reaktions-Lernens dar. Durch operante Konditionierung werden motorische Ketten (z. B. Autofahren) gebildet. Bei der Konditionierung muß darauf geachtet werden, dass die Handlungen in der richtigen Reihenfolge ablaufen.

4. Sprachliche Assoziationen

Hierbei handelt es sich um einfache sprachliche Ketten, wie z. B. das Benennen von Objekten.

5. Multiple Diskrimination

Bei dieser Lernart geht es darum, Unterschiede zwischen Objekten, die sich ähnlich sind, zu lernen. So wird z. B. gelernt, einen Hund von anderen Vierbeinern zu unterscheiden.

6. Begriffslernen

Beim Begriffslernen geht es darum, auf eine Gruppe von unterschiedlichen Objekten oder Ereignissen als Klasse oder Kategorie reagieren zu lernen. Wir haben von einem Gegenstand einen Begriff, wenn wir unterschiedliche Arten von Objekten aufgrund gemeinsamer abstrakter Merkmale (Größe, Form und Beschaffenheit) klassifizieren können („Fichten, Eichen und Birken sind Bäume “).

7. Regellernen

Regeln sind Ketten von Begriffen und machen das aus, was im allgemeinen „Wissen“ genannt wird. Sie stellen die Beziehungen zwischen Begriffen in all der Vielfalt dar, die diese Beziehungen annehmen können.

Wenn im Rahmen von Lernprozessen die Begriffe in Regeln gefasst werden, und einzelne Regeln zu übergeordneten Regeln zusammengefasst werden, bildet sich allmählich eine „Struktur organisierten Wissens in einem Sachbereich“.

8. Problemlösen

Gelegentlich lassen sich Probleme durch die „Versuch-und-Irrtum-Methode“ lösen.

Die Fortführung und Anwendung der vorbezeichneten Lernarten führt jedoch zu Lösungsversuchen durch Denken, d. h. durch die Anwendung von Regeln.

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Details

Titel
Die Bedingungen des menschlichen Lernens in Anlehnung an die Systematik nach Gagné
Autor
Jahr
2001
Seiten
3
Katalognummer
V100061
ISBN (eBook)
9783638984911
Dateigröße
328 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedingungen, Lernens, Anlehnung, Systematik, Gagné
Arbeit zitieren
Michael Alt (Autor:in), 2001, Die Bedingungen des menschlichen Lernens in Anlehnung an die Systematik nach Gagné, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100061

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