Armut in Deutschland


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

22 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


1. Inhaltsverzeichnis/Gliederung:

1. Inhaltsverzeichnis/Gliederung

2. Allgemeiner Überblick zum Thema Armut in Deutschland
2.1. Definitionen
2.1.1. Primäre/absolute Armut
2.1.2. Sekundäre/subjektive Armut
2.1.3. Tertiäre/relative Armut
2.1.4. Weitere Begriffe
2.1.5. Alte und neue Armut
2.1.6. Was ist Reichtum?
2.2 Armutsgrenzen
2.2.1. Politische Armutsgrenze
2.2.2. Relative Armutsgrenze
2.2.3. Warenkorbbasierte Armutsgrenze
2.2.4. Verhaltensbasierte Armutsgrenze
2.2.5. Armutsgrenzen aus öffentlicher Wahrnehmung
2.2.6. Messen der Armut(sgrenzen)
2.3. Die Geschichte der Armut
2.3.1. Allgemeine Geschichte der Armut
2.3.2. Die Geschichte der Armut in Deutschland (nach dem 2. Weltkrieg)
2.4. Armut und der Zusammenhang mit der Sozialstruktur der BRD
2.4.1. Sozialhilfe in der BRD
2.4.1. Sozialhilfe in der BRD (mit Grafik 1)
2.4.2. Risikogruppen in unserer Gesellschaft (mit Grafik 2)
2.5. Empirische Auswertungen
2.6. Weitere Fakten zum Thema (sowie Grafik 3 und 4)

3. Armut am aktuellen Beispiel
3.1 Armut am Beispiel der Alleinerziehenden Frau
3.2. Aktuelles Zeitungsbeispiel

4. Thesenpapier (mit 10 Thesen)

5. Diskussion der These 1.) (,,Wer arm ist, ist selber schuld``)

5. Diskussion der These 1.)

6. Lösungsvorschläge für das Armutsproblem
6.1. Auf dem Arbeitsmarkt
6.2. Sozialpolitische Maßnahmen

7. Anhang/Ergänzungen
7.1. Kommentar zur Hausarbeit
7.2. (Fremd)Worterklärungen
7.3. Verwendete eigene Abkürzungen
7.4. Quellenverzeichnis
7.5. Bewertung/Note (mit Wortanzahl)

2. Allgemeiner Überblick

2. 1. Definitionen:

Der Begriff Armut (A.) ist breit gefächert und sehr schwer zu definieren. Häufig ist A. ein Merkmal vieler Randgruppen. Allgemein ist A. ein Mangel an einem bestimmten Besitz. Auch Ursachen (wie Arbeitslosigkeit) und Folgen (wie Not, Hunger...) von A. sind vielseitig und werden im folgenden genauer beleuchtet. Da A. von vielen Faktoren wie Kultur, Gesellschaft und Staat abhängt, nimmt man bestimmte folgende Unterteilungen vor.

2. 1. 1. Primäre/absolute Armut

Absolute A. bedeutet, wenn ein menschlicher Organismus als Folge von Mangel an

existentiellen Grundbedürfnissen (wie z.B. Grundnahrungsmittel) nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu erhalten. Das heißt das betroffene Individuum muß evtl. sogar mit dem Tod rechnen. Am häufigsten kommt diese Armutsform in Entwicklungsländern wie z.B. Afrika vor. Diese Armutsform läßt sich empirisch erfassen

2. 1. 2. Sekundäre/ subjektive Armut

Diese Form der A. läßt sich empirisch sehr schwer zu erfassen, da es sich hierbei um subjektiv empfundenen Mangel handelt. Diese Form der A. entsteht durch individuelle Vergleiche von bestimmten Gruppen.

2. 1. 3. Tertiäre/relative Armut

Von dieser Armutsform gibt es viele Varianten. Diese Form der A. entsteht durch das Einführen von Armutsgrenzen. Um diese Armutsgrenzen zu bestimmen, wird z.B. der Lebensstandard von Einzelpersonen o. Haushalten mit dem durchschnittlichen Lebensstandard der Gesamtbevölkerung verglichen. Dabei bezeichnet das sozoi-kulturelle Existenzminimum als Lebensbedarf einer Gesellschaft. In der relativen A. unterscheidet man zw. dem Ressourcen- und dem Lebenslagenansatz.

Der Ressourcenansatz geht dabei von monetären und nicht monetären Mitteln aus die einem Individuum zur Verfügung stehen um seine Bedürfnisse zu befriedigen Trotz evtl. auf- tauchender Mangelerscheinungen gilt ein Individuum nicht mehr als arm, wenn er ein bestimmtes Einkommen hat, das eine festgelegte Armutsgrenze nicht unterschreitet. In der BTD war und ist der Ressourcenansatz die bedeutendste empirische Meßgrundlage. Meist orientiert man sich dabei an der EG definierten Armutsgrenze von 50% und dem Einkommen (als Ressource).

Der Lebenslageansatz orientiert sich dagegen an der Bereitstellung von Mitteln um geistig- kulturelle und sinnliche Bedürfnisse zu befriedigen. Faktoren wie Generation/Kohorten, Kultur/Milieu o. Gruppierungen spielen dabei eine wichtige Rolle.

2. 1. 4. weitere Begriffe

Es gibt noch weitere Begriffe zur Differenzierung der Armut. So ist z.B. bekämpfte A. durch die Zahl der empfangenen Unterstützung wie Sozialhilfe an eine/mehrere Person/en definiert. Mit latenter A. ist die Dunkelziffer bzw. versteckte A. gemeint die durch Nichtinanspruchnahme zustehender Hilfe entsteht. Dann gibt es noch die hypothetische A., welche kurzfristige Notlagen bezeichnet. Strenge A. betrifft Personen dessen Einkommen unter 40% des Durchschnittseinkommen liegt.

Empirisch am besten erfassen läßt sich jedoch nur die bekämpfte A.

2. 1. 5. alte und neue Armut

Die alte A. bezeichnet die Massenarmut im Mittelalter mit Hungersnöten usw. Diese A. wird von der herrschenden Klasse als ''von gottgewollter'' Zustand bezeichnet. Dieser Zustand der A. wurde auch von der Kirche verherrlicht, denn in dieser Existenzform sollte man leichter sein ''Heil'' erreichen, als in Reichtum.

Mit neuer A. ist das Absinken ganzer Gesellschaftsgruppen in die Besitzlosigkeit, auch in reichen Staaten, gemeint. Im Zusammenhang mit der neuen A. stehen Massenarbeitslosigkeit, Kinder, Schulden und/oder Scheidungen. Das heißt auch neue A. ist mehr nur eine Erscheinung die in lediglich Randgruppen vorkommt.

Der Unterschied zw. der neuen und der alten A. besteht darin, dass man im Mittelalter bzw. am Anf. des Industriezeitalters arm war, weil man der niedrig gestellten Arbeiterklasse angehörte (=alte A.), heute ist man arm weil man keine Arbeit bzw. kein gesichertes Einkommen hat (=neue A.). Das heißt heute steht nicht mehr der Klassenkampf im Vordergrund. Heute sind das Probleme wie soziale Ungleichheit, Milieus o. Generations- problem (z.B. Renten...).

2. 1. 6 Reichtum

Im allgemeinen ist reich o. Reichtum ein Überschuß an irgend etwas. Dieser begriff ist sehr subjektiv und läßt sich sehr schwer an Zahlen festmachen. Auf jeden Fall kann man Reichtum als Gegenteil von A. bezeichnen.

2. 2. Armutsgrenzen:

Trotz der genauen Definition der relativen A. und des Ressourcenansatzes mit Hilfe des Einkommens muß man die Armutsgrenzen in 5 verschied. Typen unterteilen.

2. 2. 1. Politische Armutsgrenzen

Diese Grenze beinhaltet z.B. Sozialhilfe o. Mindestrente. Hier tritt aber das Problem auf, dass bei einer Erhöhung der Armutsgrenze mehr Arme ''entstehen'' und bei einer Senkung Arme scheinbar abgebaut werden.

2. 2. 2. Relative Einkommensgrenzen

Hier gehört z.B. die EG-Armutsgrenze von 50% des gewichteten Durchschnittseinkommens der Gesamtbevölkerung. Da die Grenzen oft Willkürlich festgelegt werden, wird evtl. nur die soziale Ungleichheit gemessen.

2. 2. 3. warenkorbbasierte Armutsgrenze

Diese Grenze basiert wie der Name sagt auf Waren o. Konsumgüter von Personen, da aber hierbei stark pauschalisiert und generalisiert wird, werden individuelle Verhaltensunter- schiede und Konsumgewohnheiten kaum beachtet. Diese Grenze wurde z.B. bis 1990 in der Sozialhilfe verwendet.

2. 2. 4. verhaltensbasierte Armutsgrenzen

Diese Armutsgrenze definiert ein Einkommen, ab dem starke Unterversorgung und Benachteiligung festzustellen sind. Der Nachteil ist, dass diese Grenze in einer Gesellschaft mit vielfältiger Lebensweise an Aussagekraft verliert.

2. 2. 5. Armutsgrenzen aus öffentlicher Wahrnehmung

Hierzu werden Befragungen in der Öffentlichkeit angestellt. Dies hat aber den Nachteil, dass die öffentliche Meinung subjektiv ist, dass sich die Öffentlichkeit irren kann und dass es schwer ist einen gemeinsamen sozialen Konsens zu treffen.

2. 2. 6. Messen der Armut(sgrenzen)

Die A. wird anhand von Statistiken empirisch gemessen und meist mit Hilfe von Grafiken dargestellt. Ebenso werden die Armutsgrenzen empirisch festgelegt. So wird z.B. das Einkommen eines Einzelnen mit dem Durchschnittlichen Einkommen der Gesamtbevölkerung verglichen und daran seine Armut gemessen. Umfragen können zwar auch verwendet werden, sind aber doch meist zu subjektiv und aussageschwach.

Quellen zu 2. : Internet unter http://www.uni.hohenheim.de/~pitsch/papers/avml/inhalt.html

(genauere Quellenangaben finden sie im Quellenverzeichnis auf Seite unter )

2. 3. Die Geschichte der Armut:

2. 3. 1. Allgemeine Geschichte der Armut

Zu früheren Zeiten, d.h. vor einigen 100 bis 1000 Jahren war der Begriff A. etwas anders definiert als heute. Die Differenzierung des Armutbegriffs fand erst in der ''modernen'' Welt des 19. bzw. 20. Jh. statt. In früheren Zeiten der Naturwirtschaft war ein Merkmal der A. die Besitzlosigkeit von Grund und Boden. In Staaten mit agrarischer Struktur konnten damals wie heute durch Naturkatastrophen Not, Elend, Kriege, Seuchen und somit Dauer- und Massen- armut ausgelöst werden. In der vorindustriellen Zeit Europas galt man als arm, wenn man keine Vermögen vorweisen konnte. Im 18. Jh. kam es z.B. zur Schließung vieler Zünfte, somit konnten sich vermögenslose Gesellen vor Alter und Krankheit nicht absichern und ihr Armutspotential wuchs an. Zu der Zeit gab es auch keine Kartellgesetze die eine Monopolbil- dung verhinderten. So blieben viele Manufakturen auf der Strecke und dies wirkte armuts- steigernd. Mit Beginn des Industriezeitalters Mitte des 19. Jh. bis heute begann die Trennung von Betrieb und Haushalt und unselbständige Arbeit wurde zur Lebensgrundlage. A. wird nun gleichgesetzt mit ungesichertem, geringem o. keinen Einkommen durch Arbeitslosigkeit, Krankheit o. Alter. Durch Konjunkturschwankungen o. sogar Krisen kann es zu Massen- verarmung kommen. So z.B. in der Zeit der Weltwirtschaftskrise 1929-1933. In dem Zusammenhang schließt der Bergriff ''Pauperismus'' die massenhafte Verarmung der gewerblich tragenden und produzierenden Mittelstandes ein. Für einige Zeitgenossen schien A. im Industriezeitalter für ein unabwendbares Schicksal. Seit dem 1. Weltkrieg sind Ursachen von Massenarmut besonders auf Inflation und Währungsreformen (siehe z.B. die Reform des Euro) zurückzuführen. Um A. in Notsituationen o. Alter zu verhindern haben wir heute einen Sozialstaat mit Renten, Sozialhilfe usw. auf die ich noch näher eingehen werde.

Quellen zu 3.1. : Staats Lexikon, Herderverlag, Band 1, Seite 344-345

2. 3. 2. Geschichte der Armut in Deutschland (nach dem 2. WK.)

In Dt. wurden erst in den 90er Jahren exakte Studien zur Armut durchgeführt um die Randzonen der Gesellschaft genauer zu beleuchten. Dargestellt wird meist die relative A. mit dem Ressourcenansatz (siehe 2.1.3.).

Die A. nach dem Krieg zeichnete folgende Bilder: Hunger, Kälte, Krankheit, Zerstörung und völliger wirtschaftlicher Zusammenbruch. Die meisten Armen waren Kriegsopfer wie Waisen, Witwen, Verstümmelte, Vertriebene und Arbeitslose. Deshalb galt es zunächst einmal die Not in der Bev. zu lindern. Nicht zuletzt weil die Arbeitslosenquote 1950 ihren Höchststand der Geschichte der alten BRD mit 12,2% erreichte, unter der damaligen Regierung von Konrad Adenauer (1.Bundeskanzler der BDR 1949-1963).

Im Jahre 1953 gab es Sozialreformdebatten, bei denen es hauptsächlich um die unzureichende Versorgung von Sozialhilfeempfängern ging. Die ''Große Rentenreform'' von 1957 hatte eine armutspolitische Zielsetzung. Damals gab es ca. 6 Mio. Rentner, deren Bezüge um etwa 60 angehoben wurden, gleichzeitig wurde die Fürsorge und die Sozialversicherung getrennt. Mit der etablierten Sozialhilfe 1961 bekam jeder Bundesbürger ein Rechtsanspruch auf Hilfe, um ein menschenwürdigen Lebensstandard zu gewährleisten. In den 50er Jahren stand im Vordergrund der Innenpolitik, die Volksarmut mit Hilfe von sozialer Marktwirtschaft und Demokratie zu bekämpfen. In den 60er Jahren stand die Sicherung des Mittelstandes im Vordergrund. Anfang der 70er Jahre wurde A. nur noch als ein Merkmal gesellschaftlicher Randgruppen betrachtet. Von 1969-1974 wurde in Dt. das Sozialhilfegesetz ausgebaut und damit bestimmte Mindestleistungen festgelegt wie z.B. Rente nach Mindesteinkommen (1972), Ausbildungsförderung o. verbessertes Wohngeldgesetz. Ende der 70er Jahre kam aber mit der Benachteiligung von bestimmten Gruppen wie Verbänden/Gewerkschaften, Arbeitslosen, Kindern, Alten und Frauen eine Krise des Sozialstaates auf, und somit das Problem der sogenannten ''Neuen sozialen Frage''. Besonders Heiner Geißler kritisierte Gewerkschaften o. SPD und machte den Sozialstaat selbst als Ursache für A. verantwortlich. Die Situation der Hilfsbedürftigen verschlechterte sich auch in Folge von Krisen der westdeutschen Wirtschaft wie z.B. die Erhöhung der Ölpreise sowie durch Konjunkturschwankungen (z.B. Talsolen). Dazu kam noch die latente (versteckte) A. (siehe 2.1.4.) die sich auf etwa 50% der Sozialhilfeberechtigten belief. So kam die Diskussion um die A. in den 80er Jahren wieder neu auf, unterschied sich aber zu den Diskussionen in den 50er Jahren. Dabei spielten Begriffe wie Risikogesellschaft o. Zweidrittelgesellschaft eine Rolle. In den 80er Jahren kommt besonders die neue A. (siehe 2.1.5.) mit Arbeitslosigkeit in den mittleren sozialen Schichten zum Ausdruck. Jetzt rückten zunehmend Armutsbilder in den Vordergrund. So wurde z.B. 1985 ein sozialhilfeunabhängiges Erziehungsgeld eingeführt, welches Alleinerziehende etwas bevorteilte als andere Sozialhilfeempfänger. Man wandte sich auch der neuen Armutsgruppe der Arbeitslosen zu und so wurde A. wieder politisch diskutiert. Da Mitte der 90er Jahre das Problem der Massenarbeitslosigkeit z.B. in Ostberlin soweit ging, dass 54,1% der Bezieherhaushalte auf staatliche Lebensunterhaltsstützen angewiesen waren, kam das Sozialhilfesystem aus dem ''Gleichgewicht'', denn für so viele Sozialhilfeempfänger war das System nicht gedacht. Dazu kamen noch die Probleme der Wiedervereinigung und das Problem der Asylanten in Dt., für die 1993 ein Sondersystem (getrennt von der Sozialhilfe) entwickelt wurde. Es galt weiterhin die Langzeitsozialhilfe- empfänger sowie die Langzeitarbeitslosen zu verringern um den Sozialstaat zu entlasten. Um weiteres Geld einzusparen, wurde 1994 die Pflegeversicherungen eingeführt. Bis heute wird versucht, dem Sozialstaat Geld zu ersparen wie z.B. durch das 'Sparpaket' der Bundesregierung. Aber ob damit gleichzeitig die A. bekämpft wird o. die Lage der Armen sich verbessert, bleibt fraglich.

Quellen zu 3.2. : Arm in Deutschland, Olzogverlag, Seite 18-23

2. 4. Armut und der Zusammenhang mit der Sozialstruktur der BRD

Dies möchte ich an den Bsp. Sozialhilfe in Dt., und an Risikogruppen zeigen.

2. 4. 1. Sozialhilfe in der BRD

Ein Ziel der sozialen Marktwirtschaft, die wir in der BRD haben, ist es, Menschen in einem sozialen Netz aufzufangen, die unverschuldet in Not geraten sind. Gleichzeitig wird versucht, mit dem sozialen Netz bestehend aus der Rentenversicherung, der Arbeitslosenhilfe, dem Arbeitslosengeld sowie der Sozialhilfe die A. innerhalb der Gesellschaft zu bekämpfen. Die Sozialhilfe hat dabei die Funktion kurzfristige Notlagen zu überbrücken. Also ist sie praktisch eine Hilfe zur Selbsthilfe bzw. eine Möglichkeit eine zweite Chance zu erhalten. Man bezeichnet die Sozialhilfe auch als transitorische Nothilfe. Finanziert wird die Sozialhilfe durch den Staat, d.h. z.B. durch Steuereinnahmen. Die Armutsgrenze der Sozialhilfe ist eine politische Armutsgrenze bzw. bis 1990 eine warenkorbbasierende Armutsgrenze (siehe 2.2.3.). Da die Sozialhilfe ein Existenzminimum garantieren soll, beträgt sie ca. 40% bzw. 50% des Durchschnittseinkommens. Heute wird die Sozialhilfe mit Hilfe eines gültigen Statistikmodells festgelegt. Es gibt aber weitere Rechnungen um das sozio-kulturelle Existenzminimum festzulegen. Wie in der folgenden Grafik 1 (siehe Seite 7) zu sehen ist, wird die benötigte Sozialhilfe einer Familie in Abhängigkeit von vielen Faktoren berechnet. So werden bestimmte Regelsätze für jedes Familienmitglied berechnet. Dazu werden gewisse einmalige Leistungen pro Familienmitglied berechnet. Dazu kommen noch Kosten wie Unterkunft (Heiz/Mietkosten) o. Zuschläge bei Alleinerziehenden, alten Menschen über 65 Jahren, Behinderten usw.

Heute können Ursachen für A. und somit benötigen von Sozialhilfe Arbeitslosigkeit, Arbeitsverhinderung durch Unfälle o. Krankheit , (zu) viele Kinder, Scheidung u.a. sein. Dies sind nicht nur alleinige Ursachen für A. und ''Abrutschen'' in die Sozialhilfe. So kommen Faktoren wie Obdachlosigkeit, psychische Probleme o. Hineinkommen in kriminelle Kreise sowie Alkoholismus nach einer Scheidung z.B. dazu. Deshalb wird, wie in bereits 3.2. angesprochen, seit den 70er Jahren die Sozialhilfe nicht nur als kurzfristige Hilfe zum Lebensunterhalt verwendet, sondern sie wird schon von vielen als Dauerleistung in Anspruch genommen. Dies verdeutlichen auch folgende Zahlen. So waren z.B. 1963 830.000 Sozial- hilfeempfänger registriert. Dies hat sich bis 1991 verdreifacht, auf 2,8 Mio. Sozialhilfeem- pfänger. 1963/64 wurden 1,9 Mill. DM an Sozialhilfe ausgegeben. Dies stieg bis 1992 auf 43,9 Mill. an. Dazu kommt noch die Dunkelziffer o. die verdeckte A. Ursachen für die Nicht- inanspruchnahme von Sozialhilfe liegen in der Gesellschaft selbst. Die Menschen haben Angst vor sozialer Diskriminierung, sozialer Abhängigkeit, Ausschluß aus der Gesellschaft o. sie sind einfach unwissend über die ihnen zustehende Hilfe o. sie sind einfach zu Stolz die Hilfe anzunehmen. So kann es passieren das solche Menschen richtige Armutskarrieren starten und aus dem Sumpf von Arbeitslosigkeit, Schulden evtl. Alkoholabhängigkeit nicht mehr herauskommen. Diese Entwicklung zeigt auch folgende Grafik 2 (siehe Seite 8). Hier ist auch deutlich zu erkennen, dass sich die Sozialhilfeempfänger in Großstädten konzentrieren. Dies ist u.a. so, weil sich die Risikogruppe der Ausländer meist in Großstädten ansiedelt. So sind z.B. in Bremen und Hamburg von 1000 Einwohnern über 100 Sozialhilfeempfänger, das entspricht ca. 10% der Einwohner. Im Gegensatz dazu sind es in Bayern, Thüringen und Sachsen etwa 4% die Sozialhilfe empfangen. Das heißt also A. und die damit verbundene Sozialhilfe ist auch vom jeweiligen Bundesland abhängig.

Man sieht also A. ist in unserer heutigen Gesellschaftsstruktur ein schwerwiegendes Problem, nicht zuletzt weil das soziale Netz aus Sozialhilfe usw. noch viele Lücken hat.

2. 4. 2. Risikogruppen in unserer Gesellschaft

Risikogruppen sind Bevölkerungsgruppen, die ein sehr hohen Anteil an Armen besitzen. Diese Menschen haben also ein hohes Risiko in der Nähe von Armutsgrenzen zu leben. Da sich die Armut sowie die Gesellschaft im Laufe der Zeit geändert haben, haben sich auch die Risikogruppen geändert, d.h. verlagert auf andere Bevölkerungsschichten. In den 60er bis 70er Jahren zählten besonders Frauen und alte Menschen zu den Risikogruppen. Da es heute ein geregeltes Rentensystem gibt und sich die Frau aus ihrer früheren Unterdrückung weitest- gehend gelöst hat, gehören diese Bevölkerungsgruppen nicht mehr den Risikogruppen an. Da aber wie in 4.1. beschrieben das soziale Netz in der BRD einige Lücken aufweist, gibt es heute 5 Bevölkerungsgruppen die in erhöhtem Maße von Armut bedroht sind. Das sind die 3 traditionellen Gruppen die aus alleinerziehenden Müttern, Familien mit vielen Kindern sowie Kinder und Jugendliche bestehen. Die 2 neueren Risikogruppen sind Ausländer(innen) und Arbeitslose. Das höchste Armutsrisiko haben alleinerziehende Mütter. Nicht zuletzt weil die Scheidungsraten, die Zahl der unehelichen Kinder zugenommen haben o. weil viele Mütter noch unter 18 Jahren sind. Deshalb mußten in den letzten 10 Jahren etwa ein drittel der Alleinerziehenden in Westdeutschland unter der 50% Armutsgrenze leben. Auf diese Risikogruppe gehe ich in 3. auf Seite 11 noch genauer ein. Die Gruppe von Kindern und Jugendlichen ist gerät häufig in den Armutszustand. So waren z.B. in den 70er und 80er Jahren viele Jugendliche unter 18 Jahren schon Sozialhilfeempfänger. Dies hängt natürlich auch von den zu kinderreichen Familien ab, bei denen das Geld/Einkommen nicht für alle genügt und z.B. einige Kinder mit der Sozialhilfe ernährt werden müssen. Die Gruppe der Arbeitslosen ist erst in den letzten Jahren (80er und 90er Jahre) rapide angestiegen. In die Risikogruppe fallen sie deshalb, weil die normale Arbeitslosenhilfe nicht genügt um das Existenzminimum zu garantieren. Deshalb beziehen viele noch Sozialhilfe. Diese Zahl der Sozialhilfebezieher ist in den letzten 15 Jahren um das 8-fache gestiegen. Bis heute hat sich die Arbeitsmarktsituation noch nicht entspannt. Auch Ausländer sind sehr häufig von A. betroffen. So lebten z.B. in den 80er bis 90er Jahren ein fünftel der Angehörigen von Gastarbeiterfamilien unter der 50% Armutsgrenze. Auch sind viele Ausländer Sozialhilfeempfänger.

Zwar hat sich das Risiko der A. von Frauen und alten Menschen auf andere Bevölkerungsgruppen verteilt, diese Entwicklung ist dennoch negativ zu bewerten, denn heute sind besonders junge und erwerbstätige/erwerbsfähige Menschen vom Armutsrisiko durch z.B. Arbeitslosigkeit betroffen. Das Armutsrisiko hat sich lediglich verlagert.

Quelle zu 4.2. : R. Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands, Westdeutscher Verlag, Seite 186-188

2. 5. Empirische Auswertungen

Die folgenden Grafiken 3-4 (Seite 9/10)sind Auswertungen relativer Armutsgrenzen. Die meisten empirischen Ergebnisse werden aus dem sozio-ökonomischen Panel (SOEP) ge- wonnen. Dies ist eine Stichprobe von ca. 22.000 Einheiten pro Jahr und hat für die Wohn- bevölkerung repräsentativen Charakter. Bei der relativen Armutsgrenze (siehe 2.1.3.) wird das Einkommen der Menschen mit 40, 50 und/oder 60% des Durchschnittseinkommen ver- glichen. Es gibt natürlich auch einige Messungsprobleme bei der Messung mit Hilfe des SOEP da der Einkommensbegriff oft unterschiedlich verwendet wird und es Unterschiede in der Einkommenssituation zw. Ost und West gibt. Die Grafiken 3 und 4 stellen die Armut anhand der 40, 50, und 60%- Grenze und mit Hilfe des Einkommens dar. Man kann deutlich sehen, dass im Westen von 1984 - 1992 die Armutsquote leicht zurückgegangen ist. So z.B. bei 50% von 12,6% auf 10%, d.h. ein Rückgang von 2,6% (Grafik 3). Von 1992-1993 ist jedoch wieder ein leichter Anstieg von 1,1% auf 11,1% (50%-Grenze) zu vermerken. In Ostdt. hat sich die Armutsquote bei der 50%-Grenze seit der Wende mehr als verdoppelt und ist bis auf 2,6% an das Westniveau heran gekommen. Auch die 40-und 60%-Grenze sind im Osten wie im Westen seit der Wende stark angestiegen (im Osten stärker als im Westen Dt.). In Grafik 4 ist deutlich zu erkennen, dass im Osten seit der Wende die Einkommensarmuts- quote angestiegen ist, wobei im Westen die Quote relativ gleich bleibt (abgesehen von Schwankungen besonders bei der 50%-Schwelle). Insgesamt gesehen liegt in Grafik 3 und 4 das Niveau der Armutsquote im Westen höher als im Osten. Der Osten gleicht sich jedoch immer mehr dem Westniveau an.

Quellen zu 5. sowie zu Grafik 3 und 4: Internet unter http://www.uni- hohenheim.de/~pitsch/papers/avml/inhalt.html

2. 6. Weitere Fakten zum Thema Armut

Im letzten halben Jh. ist die A. mehr gesunken als im letzten halben Jahrtausend. Dabei ist die Unterernährung um mehr als ein drittel gesunken und die Kindersterblichkeitsrate konnte seit 1960 halbiert werden, nicht zuletzt wegen der neuen medizinischen Möglichkeiten und Erkenntnissen o. Organisationen wie die UNICEF. In den letzten 30 Jahren wurde in den Entwicklungsländern ein Fortschritt vollzogen, der in den Industrieländern länger als ein Jh. gedauert hat. Dazu trugen sicher auch die Unterstützung großer Staaten und Staatengemeinschaften wie z.B. die EU. Trotz dieser positiven Fakten lebt jeder 4. Der Weltbevölkerung in A., dabei sind global gesehen Frauen und Schwarze häufiger betroffen als Männer und Weiße. Auch in reichen Industrieländern nimmt die Zahl der Armen stetig zu. Auch die Armutskluften unter den Ländern steigen. So war z.B. die Schweiz 1976 um das 52-fache reicher als Mosambik, 1997 war die Schweiz bereits um das 508-fache reicher. Vor 250 Jahren sah das anders aus. Da waren die reichsten Länder höchstens fünfmal so wohlhabend wie die ärmsten Länder. Ein Fakt in Deutschland zum Thema A. wäre, dass

1 Mio. Kinder in Dt. von Sozialhilfe leben, das ist jedes 7. Kind.

Quelle zu 6. : Internet unter http://www.oneworld.at/suedwind.magazin/9905/index.html , Stichwort: Einige Fakten;

sowie der PB-Hefter

3. Armut am aktuellen Beispiel

3. 1. Die alleinerziehende Frau in Deutschland

Wie schon in 2.4.2. beschrieben, gehören Alleinerziehende (besonders Frauen) zu den Risikogruppen in unserer Gesellschaft. Das heißt sie haben ein erhöhtes Risiko in A. zu geraten, als andere Menschen o. sie leben bereits an einer Armutsgrenze.

Zunächst erst einmal einige Zahlen, um die Dimension der A. von Alleinerziehenden deutlich zu machen. In Dt. gab es 1994 1.475.000 Ein-Eltern-Familien mit Kindern unter 18 Jahren. Das macht 20,5% der Gesamtfamilien in Dt. aus. Laut Untersuchungen des Statistischen Bundesamtes haben Alleinerziehende 1992 eine Armutsquote von 44% gehabt, das ist das höchste Armutsrisiko überhaupt. Frauen haben als Alleinerziehende ein besonders hohes Armutsrisiko. So lebten 1994 95% der alleinerziehenden Frauen von Sozialhilfe oder waren Sozialhilfeempfänger. Auch ist das Armutsrisiko Alleinerziehender von der jeweiligen Region und dem Umfeld abhängig. So gibt es in Großstädten viel mehr Einelternfamilien als in ländlichen Gegenden. Die Gründe warum alleinerziehende Frauen ein noch höheres Armutsrisiko als alleinerziehende Männer haben sind sehr vielfältig. Zuerst einmal wäre zu sagen, dass Einelternfamilien heute keine Seltenheit mehr sind. Früher hat der Ehemann die finanzielle Versorgung der Familie übernommen, die Frau war meist traditionell Hausfrau o.ä. Mit der zunehmenden Emanzipation der Frau wurden jedoch gewisse ''alte Tabus'' gebrochen. So hat heutzutage fast jede Frau eine Ausbildung o. einen Beruf. So ist die Frau nicht mehr unbedingt auf die finanzielle Hilfe des Mannes angewiesen. So werden heute z.B. Ehen geschieden, die früher nur aufgrund der finanziellen Abhängigkeit der Frau vom Ehemann bestehen geblieben wären. Außerdem ist eine Scheidung heute schon so normal wie zu früheren Zeiten eine Ehe. So gab es 1960 ca. 45.000 Scheidungswaisen, 1993 stieg diese Zahl auf 100.000. Der Anteil der alleinerziehenden Frauen ist jedoch höher als der von Männern. Dies hat Gründe wie, dass das Sorgerecht bei Scheidungen oft der Mutter zugesprochen wird o. dass Frauen längere Zeit benötigen, um eine neue Beziehung aufzubauen als Männer. So kommt man leicht zu den Ursachen weshalb alleinerziehende Frauen ein höheres Armutsrisiko haben als Männer in vergleichbarer Situation. Es gibt z.B. eine Vielzahl von Vätern die den gesetzlichen Unterhalt für ihre Kinder nicht zahlen. Es gibt zwar keine gesicherten Zahlen, aber Experten gehen davon aus, dass nur ein Drittel der unterhaltungspflichtigen Väter regelmäßig und genügend zahlen. Das zweite Drittel zahlt unregelmäßig und das letzte Drittel überhaupt nichts. So sind alleinerziehende Frauen schnell von Sozialhilfe abhängig. Selbst wenn sie einen gut bezahlten Job haben, ist es ihnen meist nicht möglich diesen auszuführen und Geld zu verdienen, da die Kinder oft zu klein sind o. einfach wegen der mangelnden Betreuungsmöglichkeiten von Kindern in Kindergärten o.

Kinderkrippen. Frauen mit Kleinkindern bekommen zwar Erziehungsurlaub, aber der Staat zahlt nur zwei Jahre ein Erziehungsgeld und die Frau muß wieder Sozialhilfe in Anspruch nehmen und lebt somit wieder an einer Armutsgrenze. Viele Frauen nehmen zwar auch Halbtagsstellen an, dieses Geld reicht aber bei weitem nicht aus. Nicht zuletzt wegen der Neuregelung der 630 DM Jobs. So baut sich ein regelrechter Teufelskreis um alleinerziehende Mütter auf. Betreuungsplätze für die Kinder mit flexiblen Öffnungszeiten wären Voraus- setzung für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit. Noch komplizierter wird die Situation für die Frau, wenn mehrere Kinder zu unterschiedlichen Zeiten o. durch Stundenausfälle in der Schule überraschend nach Hause kommen. Meist haben die Kinder noch nicht das entsprechende Alter um alleine zu Hause bleiben. Auch hier fehlt oft in den Schulen wieder eine entsprechende Betreuung wie ein Hort für die Kinder. Die Mutter ist aber gesetzlich ver- pflichtet ihre Kinder zu beaufsichtigen. Also da sie zu Hause damit eingespannt ist, kann sie keiner geregelten Arbeit nachgehen. Dies zeigt auch, dass wenn die Kinder zur Schule gehen nicht gleichzeitig die Probleme der Betreuung gelöst sind. Weitere Probleme wie sozialen Abstieg belasten die Alleinerziehenden zusätzlich. Denn wer Sozialhilfe bezieht verringert seinen sozialen Status. In Zukunft wird sich an der prekären Lage auch nichts ändern, denn öffentliche Sparmaßnahmen wie das Sparpaket der Bundesregierung, die Gesundheitsreform, Änderungen im Arbeitsförderungsgesetz, 630 DM Jobs o. die Sozialhilfereform verschlech- tern die Lage noch weiter, denn Alleinerziehende sind aus genannten Gründen auf Sozialhilfe, Unterhaltsvorschüsse, Wohngeld usw. angewiesen. Es gibt aber noch weitere Probleme. Man könnte jetzt sagen, wenn das Betreuungsproblem gelöst wird, kann die Frau einer geregelten Arbeit nachgehen und der Teufelskreis wäre gebrochen. Ganz so einfach ist dies aber nicht, denn von Arbeitgeberseite werden alleinerziehende Frauen häufig nicht eingestellt, weil sie durch evtl. Krankheit der Kinder höhere Fehlzeiten in Kauf nehmen müßten. Trotz der Emanzipation haben es Frauen im Berufsleben immer noch schwerer als Männer. Sollte die Frau doch eine Arbeit finden, wird ihr die Sozialhilfe gestrichen, auch wenn sie noch nicht über ''den finanziellen Berg'' ist. Neben dieser Vielzahl von Problemen, treten natürlich auch viele Probleme und Nachteile im Alltag auf. So können sie nur in den billigsten Supermärkten wie Penny o. Aldi einkaufen und auch dort müssen sie stets auf Sonderangebote achten. Auch mit der Erziehung der Kinder haben es alleinerziehende Mütter schwerer, denn falls sie arbeiten gehen haben sie natürlich nicht so viel Zeit für ihre Kinder. Des weiteren können alleinerziehende Frauen nur in günstigen Wohnungen leben, auch wenn diese evtl. in schlechten und kriminellen Wohngegenden sind. So kann es auch schnell passieren, dass die Kinder in solchen Gegenden auch später in solche Milieus abrutschen. Auch die Mütter geraten besonders in Großstädten in soziale Isolation. Nicht zuletzt weil auch oft die Unterstützung der Familie fehlt. Die Kinder haben auch viele Probleme in solch einer Situation. So können sie z.B. nicht wie ihre Klassenkameraden teure Markenklamotten tragen da dafür einfach kein Geld vorhanden ist. Dies kann zur gesellschaftlichen Ausgrenzung der Kinder führen. Auch zu Geburtstagen o. Weihnachten bekommen die Kinder solcher Ein- elternfamilien wenig Geschenke. Im Vergleich zu anderen Kindern kann dann auch Neid o. sogar Hass entstehen. Dazu kommen Vorurteile die besser situierte Familien und Personen gegenüber alleinerziehenden Müttern schüren. Es werden z.B. Mütter mit vielen Kindern von verschiedenen Vätern, die dann auch noch allein erziehend, sind oft als Schlampen o.ä. z.B. von Nachbarn bezeichnet. Oder den Kindern aus Einelternfamilien wird oft nachgesagt, dass sie aufgrund der mangelnden Erziehung verhaltensgestört seien. Sicher treffen diese Vorurteile auch auf einige Familien zu, aber sie können nicht als Allgemeinaussagen getätigt werden. So ist auch zu erklären weshalb sich viele alleinerziehende Mütter schämen, dass sie z.B. vom Sozialamt leben. Dies wirkt sich auch wieder auf die latente (versteckte) A. aus, denn viele Mütter sind entweder zu stolz o. fürchten soziale Ausgrenzung wenn sie Sozial- hilfe beziehen. Um zu zeigen, dass die staatlichen Gelder an alleinerziehende Mütter nicht besonders hoch ist einige Zahlen: das Kindergeld fürs erste und zweite Kind beträgt 250 DM das dritte Kind bekommt 300 DM und jedes weitere 350 DM (im Monat). Erziehungsgeld gibt es mit Einschränkungen in Höhe von 600 DM in den ersten 24 Monaten. Des weiteren können Wohngeld, einmalige Zahlungen wie Heizkosten o. Unterstützung durch entsprechende Stif- tungen wie der Bundesstiftung ''Mutter und Kind'' unter entsprechenden Voraussetzungen in Anspruch genommen werden. Hier bietet sich ein Vergleich mit dem Vorbildbeispiel der DDR an. In der DDR waren 18% der Gesamtfamilien Einelternfamilien. Meistens handelte es sich bei Alleinerziehenden in der DDR immer um Frauen, da sie fast immer das Sorgerecht zugesprochen bekamen. Von der Unterstützung die eine alleinerziehende Mutter in der DDR bekam, träumen heute diese Mütter nur noch, denn die heutigen Leistungen des Staates liegen weit hinter denen der ehemaligen DDR. Um dies zu verdeutlichen einige Bsp. Schwangerschaftsurlaub konnte jede Mutter 6 Wochen vor und 20 Wochen nach der Geburt des Kindes unter voller Bezahlung des Nettoeinkommens nehmen. Pro Kind wurde der Frau ein Jahr bei der Rentenversicherung angerechnet. Experten schätzen, dass bis zu 80% aller Kosten für ein Kind bis zum 18. Lebensjahr der Staat trug. In der BRD belief sich diese Zahl auf höchstens 25% der Kosten. Auch das kostenlose und hochsubventionierte Betreuungs- system der DDR faste bis zu 94% aller Kinder. Alleinerziehende erhielten dazu noch besondere Vergünstigungen. Alleinerziehende Mütter bekamen einen zusätzlich bezahlten Hausarbeitstag pro Monat. Dazu kam ein Kündigungsschutz bis das Kind 3 Jahre alt war. Die Mutter konnte sich bei Krankheit des Kindes unbegrenzt von ihrer Arbeit freistellen lassen. Es gab noch viele weitere Vergünstigungen, diese verschwanden jedoch nach der Wende sehr schnell. Das System der DDR ist zwar ein Vorbild, aber sicher kein Musterbeispiel, denn in solch einem System verschuldet sich der Staat zu hoch. Aber die Art und Weise wie mit Alleinerziehenden in der DDR umgegangen wurde, war vorbildlich und hat dazu beigetragen, dass Alleinerziehende nicht so schnell in A. geraten können wie heutzutage. Wir haben zwar in der BRD eines der besten Sozialsysteme der Welt, aber im Kampf um die wenigen Arbeitsplätze, welche zur Sicherung des sozialen Status nötig sind, leiden besonders die Kinder. Selbst wenn sie noch nicht einmal geboren sind, denn viele Frauen entscheiden sich eher gegen ein Kind und für die Karriere. Beides ist heute nur sehr schwer möglich. Alleinerziehende stehen aber nicht ganz alleine da. Wie schon angesprochen gibt es entsprechende Stiftungen und Einrichtungen, zu denen sich betroffene wenden können. So gibt es z.B. Forderungen von Interessenverbänden an den Staat. Dies wären z.B. eine bedarfsgerechte, aus öffentlichen Kassen bezahlte Kinderbetreuung. Öffentlich geförderte, preiswerte und in entsprechenden Gegenden angesiedelte Wohnungsbauten. Mehr Halbtagsjobs und kürzere Arbeitszeiten bei Ganztagsjobs. Zudem werden einige Änderungen im Artikel 6 des Grundgesetzes gefordert. Da wären z.B.: Kindererziehung darf keine Nachteile bringen, Kindererziehung muß staatlich gefördert werden, jedes Kind hat Anspruch auf einen Platz in einer Kinderbetreuung u.v.a. Mit diesen Forderungen soll besonders für alleinerziehende Mütter das Armutsrisiko gesenkt werden. Die Forderung auf Änderung des Grundartikels 6 des Grundgesetzes (Ehe Familie; nichteheliche Kinder) hat den Hintergrund, dass soziale Gesetzte im Grundgesetz nur sehr allgemein formuliert in Art. 20 und 28 erscheinen. Somit sind sie je nach Regierung auslegbar. Mit der Verankerung im Grundgesetz wollen die Interessenverbände ihre konkreten Vorstellungen durchsetzten, egal ob gerade eine Partei regiert, die im Vordergrund soziale Interessen hat o. nicht. Trotz der vielen negativen Seiten bei Alleinerziehenden ist doch etwas Positives zu vermelden. Laut Interessenverbänden haben Kinder von Alleinerziehenden auch einige Vorteile. Da wäre z.B. , dass sie selbstbewußter und selbstständiger sind, dass sie anpassungsfähiger sind, offener mit sozialen Kontakt umgehen, Probleme und Konflikte lösen anstatt sie zu ignorieren und dass sie ein besseres Demokratieverständnis haben.

Die politische Betrachtung des Themas weist erstaunliche Fakten auf und läßt kritische Rück- schlüsse gegenüber dem Staat zu. So könnte man mit spitzer Zunge sagen, dass wenn die Mutter zu Hause am Herd bleibt , der Staat viel Geld spart. Denn wenn die Mutter zu Hause bleibt und sich um ihr Kind kümmert, spart der Staat an öffentlichen Betreuungseinrichtungen für die Kinder. Diese müßten, wenn die Mutter Erwerbstätig wäre, aus sozialen Gründen für die Kinder zur Verfügung stehen. Es ist für den Staat aber viel billiger Sozialhilfe und Erziehungsgeld zu zahlen als entsprechende Betreuungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. So schließt sich wieder der Teufelskreis, denn gerade solche Betreuungseinrichtungen sind Voraussetzung für alleinerziehende Mütter aus dem ''Armutssumpf'' zu entkommen, denn nur dann können sie einer geregelten Arbeit mit geregeltem Einkommen nachgehen. Aus der Sicht des Finanzministers wäre es vielleicht verständlich, Müttern einzureden sie sind zu Hause am Herd bei ihren Kindern besser aufgehoben als bei einer Arbeit. Aber wir haben einen Sozialstaat, der die Chancengleichheit für jedermann garantieren sowie die Verarmung bestimmter Bevölkerungsgruppen verhindern soll. Die einzigen Leidtragenden bei dieser Sache sind eben die alleinerziehenden Mütter die von Sozialhilfe, also an einer Armutsgrenze, leben müssen. Aber die Realität sieht nun einmal so aus. So schätzen z.B. Frauenvertretungen, dass durch die sogenannte ''Abschiebung von Müttern an den Herd'' etwa 200.000 Arbeitsplätze ''geräumt'' werden. Ich persönlich kann eine solche Taktik nicht befürworten, denn erstens ist dies keine Dauerlösung für das Problem Alleinerziehende und zweitens geht eine solche Vorgehensweise nur zu lasten der alleinerziehenden Mütter und ihrer Kinder, die ja wie beschrieben genug Probleme haben. Außerdem sollte meiner Meinung nach niemand, egal ob alleinerziehend, egal ob Mann o. Frau wegen eines Kindes o. Kinder auf irgend eine Weise gezielt benachteiligt werden. Deshalb befürworte ich schon Vorschläge der Interessen- verbände die Verfassung etwas abzuändern, um die Benachteiligung Alleinerziehender zu minimieren und Einrichtungen wie Kindergärten vorzuschreiben. Wie diese ganze Sache finanziert werden soll weiß ich nicht, aber mit einem vernünftigen Konzept und in Zusam- menarbeit mit den entsprechenden Verbänden, kann dafür sicher eine Lösung gefunden werden. Aber leider habe auch ich kein Patentrezept für die Lösung dieses Problems.

3. 2. Aktuelles Zeitungsbeispiel

Quelle der Grafik 5: Lausitzer Rundschau vom Samstag/Sonntag den 27. Mai 2000, 49. Jahrgang, Seite 1 und 2

In diesem aktuellen Artikel wird deutlich, dass sich die Armutslage von Familien und besonders von Kindern noch mehr verschlechtert hat. Mit den schon genannten Zahlen von Kinderarmut in Dt. wird deutlich, dass die Zahl von Sozialhilfeempfängern unter 18 Jahren jetzt schon auf über 1 Mio. gestiegen ist. Somit sind fast 40% der Sozialhilfeempfänger Heranwachsende. Aber wie in dem Kommentar von Ida Kretzschmar herauszulesen ist nimmt diese Entwicklung kaum ein Verantwortlicher wahr, denn noch haben wir keine Hungersnöte o.ä. bei unseren Kindern. Der Präsident des Caritasverbandes findet da nach meiner Ansicht schon die passenden Worte. Mit solch einem kinderfeindlichem Dt. wird sich das Generationsproblem und damit auch das Verarmungsproblem nur noch verschärfen.

Quellen zu 3.1.: Armut in Deutschland, Olzogverlag, S.44-52; das Internet unter http://212.227.63.53./young/cottent/schule/01/001.htm und unter http://www.uni-hohenheim.de/~pitsch/papers/avwl/inhalt.html sowie der PB-Hefter

4. Thesenpapier

Die von mir aufgestellten Thesen lauten:

1.) ,,Wer arm ist, ist selber schuld!``
2.) ,,A. ist die Folge schlechter Sozialpolitik.``
3.) ,,''Echte'' A.'' gibt es heutzutage nur noch in Entwicklungsländern.``
4.) ,,A. ist ein unvermeidbarer ''Nebeneffekt'' in einer Kapitalgesellschaft.``
5.) ,,A. ist der Preis des Reichtums einiger Bevölkerungsgruppen.``
6.) ,,A. ist ein Schicksal das jeden treffen kann.``
7.) ,,Arme sind nur ein Laster für strebsame Menschen.``
8.) ,,A. wird nie völlig beseitigt werden können.``
9.) ,,Da A. noch nicht die breite Masse der Bev. Betrifft, sollte man sich zunächst einmal um andere, wichtigere Probleme kümmern.``
10.) ,,A. ist ein Wandlungsfähiges und damit stets neues Problems.``

5. Diskussion der These 1.)

,,Wer arm ist, ist selber schuld!``

Um diese These zu diskutieren und um zu einem Ergebnis zu kommen müssen alle Defini- tionen aus 2.1. berücksichtigt werden, denn A. ist ein ausgedehnter Begriff.

Mit der allg. Definition, dass A. ein Mangel an etwas ist, läßt sich kein Rückschluß ziehen, ob derjenige der diesen Mangel empfindet selbst Schuld ist. Das kann sein, das kann aber auch nicht sein. Bei primärer (absoluter) A. läßt sich da schon genaueres sagen. Absolute A. kommt am häufigsten in Entwicklungsländern wie Afrika vor. Dort leben die Menschen nahe am Tod, denn es fehlt an existentiellen Grundbedürfnissen wie Trinkwasser o. Nahrung. Ich glaube in diesem Fall sind die betroffenen Menschen nicht an ihrer Situation schuld. Man könnte natürlich sagen, wer in einem Entwicklungsland viele Kinder in die Welt setzt, obwohl man schon arm ist, ist selber schuld dass er vielleicht noch ärmer wird als er schon ist. Dieses Argument zählt aber meiner Meinung nach nicht viel, denn die Menschen in diesen Ländern wissen meist nicht, dass sie sich mit Kindern nur noch mehr in den Ruin treiben. Im Gegenteil, für viele gelten Kinder als Altersvorsorge. Darüber hinaus gibt es in den Entwick- lungsländern zu wenig Aufklärung und Verhütungsmittel. A. ist dort allgegenwärtig und als Massenerscheinung zu betrachten. Schuld haben nicht die Betroffenen selbst, viel mehr die Regierungen dieser Länder bzw. Industrieländer wie wir. Ich will damit nicht sagen, dass wir nun schuld an der A. in Entwicklungsländern sind, aber in der Vergangenheit waren viele solcher Länder nur Kolonien von z.B. europäischen Großmächten, die maßlos z.B. an Bodenschätzen (Kohle...) ausgebeutet wurden. Farbige Menschen wurden als Sklaven ausgebeutet und diese Geschehnisse haben zu der heutigen Situation geführt. Bei sekundärer (subj.) A. sieht die Sache schon etwas anders aus. Wenn jemand einen subjektiven Mangel an etwas verspürt kann er ihn mit entsprechenden Maßnahmen beheben. Will sich z.B. jemand der ein relativ niedriges Einkommen hat ein Auto leisten, kann er ihn durch Kredite, Finanz- zahlung usw. kaufen. Natürlich wird diese Person sich nicht einen S-Klasse Benz leisten könne, aber dass wäre meiner Meinung nach nicht als Mangel zu empfinden sondern eher als ein (noch) nicht erfüllter Traum. Also kann man schon sagen, dass jemand der einen subj. Mangel verspürt ihn mit entsprechenden Bemühungen und Maßnahmen beseitigen kann. Dem zu folge ist jemand der subjektiv arm ist schon so ziemlich selbst schuld seiner Lage. Aus der Sicht der relativen A., die in Dt. am häufigsten vorkommt und an festgelegten Armutsgrenzen gemessen wird muß wieder eine genauer differenzierte Betrachtung vorgenommen werden. Normaler Weise würde ich sagen, dass wenn jemand in einem Sozialstaat arm ist das meist selbst verschuldet hat. Heute ist man nach dem Ressourcenansatz arm, wenn das Einkommen einer Person unter eine bestimmte Prozentzahl (meist 50%) des Durchschnittseinkommens der Gesamtbevölkerung gesunken ist. Ein Einkommen setzt einen festen Arbeitsplatz voraus (kriminelle Aktivitäten ausgenommen). Ich bin der Meinung, trotz der schlechten Arbeits- marktsituation, kann ein jeder der Arbeiten will auch arbeiten gehen und sich somit ein bestimmtes Grundeinkommen sichern. So wird derjenige vielleicht nicht gerade reich damit, aber er lebt höchst wahrscheinlich über einer Armutsgrenze und gilt somit nicht als arm. Also kann man in der Hinsicht sagen, dass wenn jemand relativ arm ist (z.B. weil er zu faul ist zu arbeiten) selbst an seiner Situation schuld ist. Abgrenzungen zu der Aussage muß man natürlich in der Hinsicht machen, dass Leute die ein gesichertes Einkommen haben, dieses aber aufgrund der Neuregelung der 630 DM-Jobs nicht höher als 630 DM liegt, auch nicht über 50% des Durchschnittseinkommens kommen. So zählen sie eigentlich auch zu den Armen. In dieser Situation würde ich sagen, dass solche Personen nur bedingt (z.T.) an ihrer Situation schuld sind. Anders sieht das bei Menschen aus die körperlich nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten z.B. durch einen Unfall o.ä. Diese Personen sind auf staatliche Gelder angewiesen und die betragen nun mal nur so viel, wie zum Leben notwendig ist. Solche Personen sind an ihrer A. meiner Meinung nach nicht selbst schuld. Hier ist es viel mehr ihr Schicksal, so banal das auch klingen mag. Wer in Dt. an absoluter A. leidet muß eigentlich selbst daran Schuld sein. Unser soziales System hat zwar einige Lücken, ist jedoch wie schon beschrieben so aufgebaut, dass niemand aus Hunger o.ä. um seine Existenz bangen muß. Solche Leute sind entweder Unwissend, wofür niemand außer sie selbst schuld sind, o. die sind einfach zu Stolz z.B. Sozialhilfe anzunehmen, um wenigsten ihre Existenz zu sichern. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ein vermeintlich Schuldiger für die A. immer schnell gefunden ist, nämlich der Staat. Aber in vielen Fällen werden die Begriffsdefinitionen der A. überhaupt nicht beachtet. Beachtet man aber diese Definitionen, kommt man zu dem Schluß, dass A. in modernen Staaten oft selbst verschuldet ist. Natürlich gibt es auch Fälle (wie beschrieben) bei denen man nicht selbst schuld ist. Kurz gesagt kann die These mit einem ''Jain'' beantwortet werden, denn man muß zu erst das Umfeld und die Situation des jeweiligen Menschen betrachten um dann die Armutsbegriffe richtig anwenden zu können und um ein Urteil fällen zu können. Eine allgemeingültige Aussage ist zu der These nicht möglich.

Quellen: eigene Angaben aufgebaut auf der Hausarbeit und ihre Quellen

6. Lösungsvorschläge für das Armutsproblem

6. 1. Arbeitsmarkt

Da Arbeitsmangel eine Hauptursache für A. ist, Arbeit aber sehr knapp ist, ist eine Umver- teilung der wenigen Arbeit auf möglichst viele Personen von Vorteil. So gibt es z.B. tarifliche und gesetzliche Maßnahmen um die vorhandene Arbeit auf mehrere Personen zu verteilen, und ihnen damit ein Einkommen zu sichern. Ein Bsp. wäre das VW-Modell der 4 Tage Woche. Da nicht genügend Arbeit vorhanden ist um alle Angestellten voll zu beschäftigen, arbeitet jeder verkürzt. So können die meisten Arbeitsplätze erhalten bleiben. Dazu kommt das Bemühen die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) zu verstärken um Arbeitslosen etwas aus der Not zu helfen. Weiterhin wird das Arbeitsförderungsgesetz weiterentwickelt. Um die Ostlöhne an das Westniveau anzugleichen, könnte man die Löhne öffentlich subventionieren. Zu dem müßten die noch zu unklar geregelten, auslegbaren und zu unübersichtlich gestalteten Gesetze, Zuschüsse, Gelder, Hilfen etc. verbessert werden. Das diese Maßnahmen kein Patentrezept gegen A. sind dürfte klar sein. Meiner Meinung nach sind sie viel mehr da um kurzfristig zu helfen und die Arbeitslosenzahlen zu drücken. Eine Richtige Perspektive bieten z.B. ABM-Maßnahmen nicht. Eine zunehmende Subventionierung der Wirtschaft durch den Staat wie im Falle Holzmann AG ist keine Dauerlösung. Wozu das führt wissen wir DDR Bürger glaube ich am besten. Auf der anderen Seite konnte noch keine Ideallösung für das Problem A. gefunden werden, so können wir uns nur mit solchen kurzfristig wirkenden Maßnahmen ''über Wasser'' halten.

6. 2. Sozialpolitische Maßnahmen

Eines der Wichtigsten Ziele der Sozialpolitik ist es, A. zu bekämpfen und zu vermeiden. Um diese Sozialpolitik zu verbessern, machen Verbände wie die Caritas Vorschläge für ent- sprechende Sozialreformen. Ich möchte einige dieser Vorschläge nennen. Vorgelagerte Sicherungssysteme der Sozialhilfe wie Renten, Kindergeld etc. müssen ''armutsfest'' gemacht werden. Rentenbezieher sollten nur von gesetzlichen Rentenversicherungen betreut werden. Die Löcher des sozialen Netzes müssen weiter und besser verschlossen werden. In allen sozialen Gesetzten und Regelungen muß das sozio-kulturelle Existenzminimum in gleicher Höhe festgelegt werden und als unantastbar gelten. Das heißt so viel wie, dass es im Grundgesetz verankert werden muß, um keine auslegbare Sache zu sein. Dazu kommt, dass niemand unter diesem Existenzminimum leben soll und auch nicht langfristig in solch einer Lage sein soll. Es sollte nicht nur monetäre Hilfe geben, sondern man müßte die betroffenen Personen zur Selbsthilfe unterstützen sowie eine Integration in die Gesellschaft fördern. Dies könnte z.B. mit Hilfe von kostenlosen Selbsthilfegruppen, Therapien o. Fachkräften (z.B. Psychiatern) geschehen. Da der Verlust der Wohnung meist das ''Abrutschen in die Gosse'' bedeutet und einen Teufelskreis der A. freisetzt sowie eine richtige Armutskarriere fördert, sollten in diesem Bereich besondere Maßnahmen, z.B. mit kostenlosen Wohnungen für eine bestimmte Zeit, eingeleitet werden. Um eine Politik der Armutsvermeidung zu betreiben, müssen von staatlicher Seite mehr Kontrollorgane eingerichtet werden, um z.B. Armuts- wachstum zu beobachten und je nach Ergebnissen entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Solche Maßnahmen würden aber bedeuten, dass viel staatliche Gelder ausgegeben werden müßten. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? So gab es um 1995 Gesetzesentwürfe zur Reform des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG). Diese Entwürfe sollten u.a. die Arbeitsmoral Fördern und somit auch dem Staat Geld sparen. So wollte man den Anreiz zur Arbeit erhöhen, in dem man die finanziellen Hilfen um 25% senkte, wenn die betroffene Person zumutbare Arbeit nicht annehmen sollte. Für schwer vermittelbare Leute sollten Arbeitsföderungs- sowie Qualifikationsmaßnahmen ergriffen werden. Dies wurde auch umgesetzt, so z.B. in Weiterbildungen o. Umschulungen die vom Staat subventioniert werden. Sicherlich ist eine solche Maßnahme auch gedacht um die Arbeitslosenzahlen zu ''drücken''. So wurden z.B. vor der Bundestagswahl 1998 vermehrt solche Schulungen angeboten. Trotzdem haben solche Maßnahmen meiner Meinung nach auch längerfristig Erfolg, denn nach einer Umschulung ist ein jeder besser vermittelbar und qualifizierter.

Fest steht, dass eine Armutsbekämpfung immer teuer sein wird und meist vom Staat zu tragen ist, aber dies sind nun einmal die Aufgaben eines Sozialstaates und eine Herausforderung an diesen, auch im 21. Jh. und noch sicher darüber hinaus.

7. Anhang/Ergänzungen

7. 1. Kommentar zur Hausarbeit

Mir persönlich hat diese Hausarbeit natürlich auch etwas gebracht. Hätte mich vorher jemand gefragt ob ich wüßte was A. ist, hätte ich gesagt ja, natürlich. Aber eine Definition des Begriffs wäre mir schon schwerer gefallen. Überhaupt hätte ich mir nicht vorstellen können wie Komplex dieses Thema ist. Ich selbst habe dadurch einen kleinen Einblick in die Probleme unserer Gesellschaft und eines Sozialstaates bekommen. Ich hätte mir vorher nicht gedacht, dass A. heutzutage noch immer ein solch großes Problem, nicht nur in Dt., darstellt. Ich denke auch in im nächsten 22. Jh. wird A. noch eine Herausforderung eines Sozialstaates sein, denn dieses Thema ist allgegenwärtig.

7. 2. (Fremd)Worterklärungen

empirisch : erfahrungsgemäß, hier: mit Zahlen belegt, an Statistiken gezeigt etabliert : festsetzen, begründen, bewähren

Inflation : im Kapitalismus Geldentwertung durch übermäßige Ausgabe von Zahlungsmitteln (Geld), die zu starkem Preisanstieg führt

Interessenverbände :

Konsens : Einwilligung, Genehmigung, Zustimmung Milieu : hier: soziale Umgebung, Umwelt monetäre : das Geld o. die Währung betreffend Randgruppen :

Risikogesellschaft : bezeichnet eine Gesellschaft, deren Leben mit Risiken verbunden ist, z.B.: sozialen Abstieg o.ä.

Talsole : wirtschaftliche Krise, wirtschaftlicher Tiefstand (Depression im Konjunkturzyklus)

transitorisch :

Ungleichheit : hier: als besondere Form der sozialen Differenzierung (soziale Ungleichheit)

Quellen: Kleines Fremdwörterbuch, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1974 sowie der PB-Hefter

7.3. Verwendete Abkürzungen

Neben den üblichen Abkürzungen im Duden habe ich auch eigene Abkürzungen verwendet.

A. : Armut

7. 4. Quellenverzeichnis

Das Internet unter folgenden Adressen:

- http://www.uni-hohenheim.de/~pitsch/papers/avml/inhalt.html
- http://www.oneworld.at/suedwind.magazin/9905/index.html , Stichwort: Einige Fakten
- http://212.227.63.53/cottent/schule/01/001.htm

Bücher:

- Geschichte und Staat, Band 311, Thomas Eckardt, Armut in Deutschland - Eine sozialpolitische Bestandsaufnahme, Günter Olzog Verlag, 1. Auflage, 1997
- Neues Großes Schülerlexikon in Farbe, Sonderausgabe, 1994
- Staatslexikon, (Recht, Wirtschaft, Gesellschaft), Herderverlag, Band1, Sonderausgabe, 1995
- Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands, Westdeutscher Verlag Opfladen, 2. Auflage, 1996

Zeitungen:

- Lausitzer Rundschau, Samstag/Sonntag den 27. 05. 2000, 49. Jahrgang, Seite 1 und 2

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Armut in Deutschland
Note
1-
Autor
Jahr
2001
Seiten
22
Katalognummer
V100054
ISBN (eBook)
9783638984843
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Armut, Deutschland
Arbeit zitieren
Jens Gebke (Autor:in), 2001, Armut in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100054

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