Der blaue Engel


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

5 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Der Blaue Engel

m Jahr 1929 hatte die UFA (Universum-Film-AG), damals das größte deutsche

Filmunternehmen (gegründet 1917), ihre Studios in Windeseile auf die Tonfilmproduktion umstellen lassen. Nun brauchte man dringend einen Erfolgsfilm um international weiter Bestand haben zu können. Auf Vorschlag des Produzenten Erich Pommer wurde der in Amerika erfolgreiche Emil Jannings für dieses Projekt engagiert. Als Regisseur gewann man Josef von Sternberg.

Bisher war nur klar, dass es einen Tonfilm mit Emil Jannings in der Hauptrolle geben sollte, über den Film selber war man sich noch nicht eiig. Jannings war für eine Verfilmung des Rasputin, Sternberg lehnte es jedoch ab. Jannings zweitem Vorschlag stimmte er zu. Dies war Heinrich Manns ,,Professor Unrat".

Die UFA erwirbt die Filmrechte für Professor Unrat. Pommer hatte jedoch über Heinrich Manns damalige Geliebte Trude Hesterberg nach den Filmrechten fragen lassen. Nun glaubten beide, dass Hesterberg die Rolle der Rosa Fröhlich übernehmen würde, sie war nämlich Kaberettsängerin. Nachdem Sternberg ihnen verdeutlicht hatte, dass er eine andere Darstellerin haben wollte, waren Hesterberg und Mann verärgert.

Andere Probleme folgten. Der Beherrscher der UFA, Pressezar Alfred Hungenberg, war irrtümlich davon ausgegangen, dass nicht Heinrich Mann, sondern sein Bruder Thomas der Verfasser des Romans sei. Thomas Mann war nämlich gerade mit einem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Der Roman gefiel ihm nicht, denn er sah den Professor als Symbol der deutschen Ehrenhaftigkeit und eben dieser sollte ein so erniedrigendes Schicksal erleiden. Er forderte also, dass die Geschichte völlig umgeschrieben werden müsse. Der Professor verkörpere ihr Selbstverständnis und müsse menschlicher geschildert werden, um keinen Anlaß zu Kritik zu liefern.

Diese Probleme zündeten in Sternberg den Gedanken seinen Film nicht vorrangig von dem Niedergang des Professors handeln zu lassen, sondern von der Frau, die seinen Ruin verursacht. Später beschrieb Sternberg sein Handeln so: ,,Ohne die aufregende Frau, die alles elektrisiert wäre mein Film nichts anderes als eine Übung über die Dummheit eines Schulmeisters geworden."

Er beschloss deshalb seinen Film nicht Professor Unrat zu nennen, sondern ihm den Namen der Kneipe zu geben in welcher der Professor die Künstlerin Fröhlich kennenlernt und ihr verfällt: Der Blaue Engel.

Pommer und Jannings stimmten dem zu, ihnen war jedoch nicht klar, dass diese Änderung die Künstlerin Fröhlich in den Mittelgrund der Handlung rückte. Nach Sternbergs Vorstellung sollte sie und nicht das Lokal der Engel werden. Ihm fehlte jedoch noch die passende Darstellerin.

Sternberg sagte selber über die Suche nach seiner Künstlerin Fröhlich, die er in Anlehnung an Frank Wedekinds ,,Lula" in ,,Lola Lola" umbenannte: ,,Mir schwebte für die Figur der Lola ein bestimmtes Modell vor und ich lehnte eine Schauspielerin nach der anderen nur deswegen ab, weil sie dieser Vorstellung nicht entsprach. Dieses Model war von Felicien Rops (Im 19. Jahrhundert lebender Künstler, dessen Darstellungen zwischen Erotik und Pornographie schwankten. Er stellte die Frau gleichermaßen als Opfer und Täter dar und in allen erdenklichen Rollen) gezeichnet worden und obwohl es in einem anderen Jahrhundert und in einem anderen Land gelebt hatte, mußte es möglich sein in Berlin ein Duplikat zu finden. Als der erste Drehtag näher rückte, wurde die Situation kritisch. Ein Gerücht flackerte auf, ich such nach einer Frau, die auf dieser Erde nicht existiere."

Als er schließlich Marlene Dietrich entdeckte und zu Probeaufnahmen bestellte stand sein Entschluss fest: Dies war seine Lola. Ihre selbstsichere und herausfordernde Art sowie ihr Gesang begeisterten ihn. Schon während der Probeaufnahmen verkörperte sie Sternbergs Idee der Lola, und sie wußte es.

Jannings sagte der UFA nach ihrer Verpflichtung, dass sie das noch bereuen würden, später behauptete er jedoch steif und fest er habe Marlene Dietrich vorgeschlagen. Pommer, der glücklich war, dass endlich eine Entscheidung gefallen war, sagte später: ,,Jeder, der an dem Film mitwirkte, behauptet, Marlene entdeckt zu haben und sie glaubten das tatsächlich. Sollen sie doch glücklich damit werden; es ist nicht so wichtig."

Das Drehbuch war mittlerweile entsprechend den Wünschen der Beteiligten entstanden.

Gegenüber der Romanhandlung wurden einige Änderungen vorgenommen. Die satirischen und soziologischen Aspekte wurden ausgeklammert, dafür das individuelle Schicksal des Professors vertieft. Wesentlich war die Demütigung des Professors in der Rolle des Clowns und der Schluß, denn er landet am Ende nicht wegen Betreibens einer Spielhölle, die das ganze Bürgertum erkauft, im Gefängnis, sondern wird wahnsinnig und stirbt. Das Ganze sollte würdevoll und romantisch wirken und nicht mehr wie bei Mann, ein bitterer Angriff auf die Scheinheiligkeit der Gesellschaft sein, was Alfred Hungenberg von der UFA so aufgeregt hatte. Das Drehbuch machte des Ende des Tyrannen zu einer Geschichte von fataler sexueller Besessenheit.

Sternberg ergriff allmählich eine Leidenschaft für seine Hauptdarstellerin, dies schlug sich natürlich in der Entwicklung von Lola Lola nieder: Er machte sie jünger und strich das Kind, das Rosa Fröhlich im Roman hatte. Sie wurde zu einem vulgären, aber reizvollen Show- Flittchen, das darauf steht eine Künstlerin zu sein. Auf der Leinwand war sie revolutionär, denn sie war weder eine Verführerin noch ein junges Mädchen, aber aufreizend, attraktiv und unsentimental. Mitleid ist ihr nicht fremd, doch sie empfindet absolut keine Reue, wenn sie die Reaktionen hervorruft, die sie ihrem Wesen und ihrem Beruf nach hervorrufen muss. Als der Professor fortgeht um zu sterben sing sie ihre Version der Wahrheit: Wenn Motten verbrennen, ist es nicht ihre Schuld.

Wir erleben sie fast ausschließlich durch ihre Lieder und so, wie Sternberg sie mit der Kamera sieht: Ihre Sinnlichkeit wirkt geradezu aufdringlich, als der Professor sie zum erstenmal auf der engen und chaotischen Bühne erblickt; und zum Schluß zeigt sie sich kühl und ruhig als ein selbstverliebter Vamp. Zwischen diesen beiden Einstellungen vergehen im Film vier Jahre. Durch ihren aufreizenden Gesang und ihre Haltung lässt sie alle wissen, dass sie sich immer neu verlieben wird. So liegt es ihr im Blut - was kann sie also schon dafür? Ihre Lieder waren technisch das anspruchsvollste am ganzen Film. Sie wurden zu Verkaufsschlagern und setzten gleichsam einen Schlußstrich unter die- mit dem Paukenschlag der Weltwirtschaftskrise zuendegegangenen - wilden Zwanziger Jahre. Zur Kultfigur wurde Marlene Dietrich mit diesem Lied:

Ich bin von Kopf bis Fuß auf Lieb eingestellt,

Denn das ist meine Welt

Und sonst gar nichts.

Das ist, was soll ich machen, meine Natur, Ich kann halt lieben nur

Und sonst gar nichts.

Männer umschwirr'n mich Wie Motten um das Licht, Und wenn sie verbrennen Ja dafür kann ich nichts.

Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, Ich kann halt lieben nur

Und sonst g a r n i c h t s !

Der Blaue Engel war einer der ersten deutschen Tonfilme und vermittelte dem Zuschauer direkt eine ganz neue Erfahrung: Die Ausdruckskraft des Schweigens. Viele Wesensmerkmale einer Person konnten erst durch den Ton vollständig dargestellt werden. Sternberg erreichte ein konfuses Gewebe aus Stille und Ton. Es scheint naturgetreu, ist aber höchst präzise zusammengesetzt. Dies war bei der damaligen Tontechnik, die weder Mischung noch eine eigene Tonspur kannte, äußerst schwierig. Sternberg erreichte es durch das Öffnen und Schließen von Türen hinter den Kulissen.

Emil Jannings sollte eigentlich der Star des Films werden, das glaubte zumindest er. Sternberg hatte eine andere Vorstellung. Jannings war arrogant und während den Dreharbeiten oft sehr launisch. Die Umstellung auf den Tonfilm machte ihn jedoch etwas umgänglicher, es fiel ihm nämlich schwer ins Mikrophon zu sprechen, weil dies einem Auftritt vor einem leeren Theater gleicht. Seine Angst versuchte er durch übertriebene Aussprache zu überspielen. Er und Sternberg gerieten deshalb häufig aneinander, denn Sternberg wollte, dass er Deutsch wie ein normaler Mensch und nicht wie ein Volksverführer oder Poet sprach.

Der Blaue Engel wurde direkt in zwei Fassungen, einer deutschen und einer englischen gedreht, denn damals gab es noch keine Synchronstudios. Deshalb wurde jede Szene gleich zweimal abgedreht, zuerst in deutsch, dann in englisch. Besonders hier hatte Jannings Probleme, sein Englisch klingt gepreßt und überkorrekt, wohingegen Marlene auch auf Englisch entspannt und ungezwungen wirkt.

Marlene Dietrich stahl Jannings immer mehr die Show, sicherlich bedingt durch Sternberg, der ihr verfallen war. Zwischen den beiden zeichnete sich ein Liebesverhältnis ab. Ihre Lieder wurden zur zentralen Bedeutung des Films, und es ist bekannt, dass Jannings beim Ansehen der Bildmuster fluchte, die werde er erwürgen. Genau dies versuchte er in seiner Szene als Wahnsinniger. Seine Eifersucht auf Marlene Dietrich ist in die Filmgeschichte eingegangen. Es ist zwar nur eine Legende, dass er sie so stark würgte, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, doch packte er in der Szene, in der er sie würgte so heftig zu, dass die Dreharbeiten unterbrochen werden mussten. Die blauen Flecken, die seine Finger auf Marlenes Haut hinterlassen hatten, mussten erst mit Make-up kaschiert werden. Fünf Monate wurde seit der Ankunft Sternbergs in Berlin an dem Film gedreht und geschnitten, es war der bis dahin teuerste Tonfilm und die teuerste Pommer Produktion mit einem Budget von Zwei Millionen Mark.

Der Tag der Premiere, der 1.April 1930, wurde zum Tag von Marlene Dietrich. Sie wurde bejubelt und verwandelte sich von einem vulgären Flittchen in einen Star. Emil Jannings bereute nicht entschieden genug gegen ihre Leitrolle im Film vorgegangen zu sein. Vielleicht tat es ihm sogar leid sie nicht erwürgt zu haben.

Der Blaue Engel machte Marlene Dietrich zum Star, bedeutete gleichzeitig aber auch ein Ende. Denn nach der Rolle der Lola Lola gab es keine Herausforderung mehr für Marlene Dietrich, jede Rolle wurde auf sie zugeschnitten. Früher musste sie sich bemühen sich ihren Rollen anzupassen, von nun an passten sich die Rollen ihr an.

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Der blaue Engel
Note
gut
Autor
Jahr
2000
Seiten
5
Katalognummer
V100035
ISBN (eBook)
9783638984669
Dateigröße
361 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Engel
Arbeit zitieren
Stefanie Schroers (Autor:in), 2000, Der blaue Engel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100035

Kommentare

  • Gast am 1.9.2002

    bißchen oberflächlich.

    Hätte man viel besser darstellen und ergründen können....

  • Gast am 2.3.2002

    ihhaltliche fehler.

    leider sind in deinem aufsatz viele fehler zufinden! für laien nicht schlimm, für leute, die sich mit dem thema beschäftigt haben, jedoch unverantwortbar.

  • Gast am 4.10.2001

    viel abgeschrieben.

    Um einen kurzen Überblick über den Film und das Umfeld zu bekommen ist der Text ganz okay. Allerdings sind viele Teile wortwörtlich übernommen und einfach auch inhaltlich falsch.

  • Gast am 30.6.2001

    Der blaue Engel.

    Zu kurz.

  • Gast am 19.5.2001

    Eigentlich super.

    ich bin dir echt dankbar und deine arbeit hat mir gegholfen, aber ich glaube kaum, dass sich jemand den ganzen aufsatz durchliesst..naja egal..DANKE

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