Andersch, Alfred - Sansibar, oder der letzte Grund - Die Person Helander im Roman


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

4 Seiten


Leseprobe


Referat : Die Person Helander im Roman ,,Sansibar, oder der letzte Grund"

Die Person Helander im Roman

Helander ist einer der 5 Personen in Alfred Andersch´s Roman ,,Sansibar oder der letzte Grund". Helander ist evangelischer Pfarrer der Georgenkirche in Rerik. Nach einer Kriegsverletzung bei Verdun im I. Weltkrieg wurde ihm ein Bein amputiert. Außerdem leidet er an Diabetes.

Zitat: ,,Der Pfarrer ist ein großer, schlanker Mann mit einem geröteten Gesicht. Er trägt einen Bart und eine randlose Brille mit glitzenden Gläsern. Sein leidenschaftliches Gesicht verrät eine Neigung zum Jähzorn" Seine Vorfahren sind damals aus Schweden nach Deutschland eingewandert. Er denkt durchweg positiv von Schweden, Zitat: ,,...ein Land, in dem die Häuser aus Holz gebaut, und bunt gestrichen wurden, wo die Schritte fröhlich im Kies knirschten, und in den Balken die Botschaft der Gerechtigkeit und des Friedens eingeschnitzt war."

Doch seiner Einschätzung nach, waren seine Vorfahren fröhliche Träumer, die den Fehler begingen Zitat: ,,...in ein Land zu ziehen in dem die Gedanken so dunkel & maßlos waren wie die Steinwände der Kirchen." Für Helander ist das nationalsozialistische Deutschland ein Ort der Finsternis mit dunklen Gedanken, wo sich fast alle Menschen ihrem Schicksal gefügt haben.

Er befindet sich in einem Glaubenskonflikt mit Gott & der Kirche, da er sich nach dem verlorenen Bein & dem Tod seiner Frau einsam & verlassen fühlt. Obwohl er eine Kämpfernatur zu sein scheint, leidet er stark. Den Sieg der ,,Anderen" empfindet er als Sieg des Bösen über das Gute. Helander kritisiert Gott heftig. Er wirft ihm vor sich nicht um die Seinen zu kümmern, und das Unrecht der Nazis einfach geschehen zu lassen. Er geht sogar so weit, dass er Gott als Spieler bezeichnet, Zitat: ,,...der das Reich den ,,Anderen" überließ.

Helander erkannte, dass er sich im Aufstand gegen Gott befand." Dennoch glaubt er weiter an die höhere Macht, und dass sie sich eines Tages erheben würde, um gegen den Siegeszug der ,,Anderen" vorzugehen. Ein erstes Zeichen hierfür, wäre seiner Ansicht nach, eine erscheinende Schrift auf der Kirchenwand, die auf die gottesunwürdigen und verbrecherischen Handlungen der ,,Anderen" hinweist.

(vergebliche Hoffnung)

Andersch beschreibt mit der Glaubenskrise des Pfarrers den unendlichen Abstand zwischen Gott und den Menschen . Jeder Versuch sich ihm zu nähern ist von daher zwecklos, nur er hat die Mö glichkeit diese Grenze zuüberwinden. (, etwa durch den Tod.) >Seite 97

Helander sieht seine Aufgabe darin, ,,den lesenden Klosterschüler", eine Holzplastik aus seiner Kirche vor den Nationalsozialisten zu retten. Denn der Klosterschüler steht auf der Liste der unerwünschten Kunstwerke, welche nicht mehr in deröffentlichkeit gezeigt werden dürfen.

- Folie -

Die Holzplastik wurde 1930 von Ernst Barlach entworfen. Die Figur ist 1,55 m groß und steht heute in Güstrow. Ab 1933 wurden die Werke Barlachs aus Kirchen und Museen verbannt. Seine Arbeit wurde behindert, und wenig später bekam er Berufsverbot.

Im Roman spielt der ,,lesende Klosterschüler" die Schlüsselfigur. Er vermittelt die Aufforderung zur Handlung, und zum Widerstand gegen den Tyrannei (Diktatur, Gewaltherrschaft). Die Figur führt die 5 Personen zusammen. Mit der kritischen Lesehaltung verkörpert der Klosterschüler die individuelle, kritische & geistige Freiheit, nach der sich die im Roman beteiligten Figuren sehnen, die aber im Nationalsozialismus unerwünscht waren.

Judith z.B. sieht in der Figur Zitat: ,,...einen der ließt was er will, und deswegen muß er jetzt auch wohin, wo er lesen kann soviel er will."

Gregor erkennt sich selbst im Klosterschüler wieder, wie er auf der Lenin-Akademie über den Büchern hing. Selbst Knudsen und dem Jungen wird die besondere Bedeutung der Figur bewußt.

Für Helander selbst ist der Klosterschüler weniger ein Kunstwerk, als ein Gebrauchsgegenstand und das größte Heiligtum seiner Kirche. Die Figur wird für ihn im Laufe der Handlung zum Symbol des Glaubens. Die Rettung der Figur ist seine Art des Widerstandes gegen die ,,Anderen".

Deswegen hofft er auf die Unterstützung Knudsen´s, dem einzigen in Rerik dem er vertrauen kann. Helander bittet Knudsen um einen Gefallen. Er soll für ihn die Figur nach Schweden in Sicherheit bringen. Da Knudsen zögert, weißt der Pfarrer ihn auf den gemeinsamen Kampf gegen die ,,Anderen" hin, doch das läßt Knudsen kalt. Dieser will dem ,,Pfaffen nicht seinen Götzen retten." Der Pfarrer bemerkt den Haß Knudsens auf die Partei und das schlechte Gewissen, und entdeckt Ähnlichkeiten zu sich selbst.

Mühsam schleppt sich Helander mit seinem Verdun-Bein nach Hause. In seinem Studierzimmer sitzt er betäubt von den Schmerzen in seinem Beinstumpf im Lehnstuhl. Er bekommt panische Angst, da er weiß, dass ein erneutes Aufbrechen der Wunde sein Ende bedeuten würde. Dann würde es keine Hilfe mehr geben, da man von dem Bein nicht noch mehr abnehmen konnte. Deshalb betet er zu Gott, obwohl er weiß dass dieser ihm nicht helfen wird. Dennoch hegt er die Hoffnung, dass es sich lediglich um eine Entzündung der Wundränder handle, die mit medizinischen Mitteln wieder geheilt werden könne. Wenig später beobachtet Helander von seinem Studierzimmer Knudsen, der in die Kirche geht. Er wird mißtrauisch und folgt dem Fischer. In der Kirche trifft er ihn im Gespräch mit Gregor. Der Pfarrer wird wütend, Zitat: ,,Das Gotteshaus ist kein Ort in dem ihr Geschäfte eurer Partei abwickeln könnt. Die Kirche ist kein Ort für Menschen die nicht an Gott glauben."

Doch da kommt ihm eine Idee & er ändert seine Taktik. Er macht ihnen einen Vorschlag, Zitat: ,,Ich stelle euch die Kirche zur Verfügung und ihr schafft mir dafür die Figur weg." Damit zieht er Gregor auf seine Seite, welcher Knudsen nun im Auftrag der Partei befiehlt, die Figur nach Schweden zu bringen. Da Knudsen sich weiter weigert, fasst der Pfarrer eine letzte Möglichkeit in Betracht, in dem er die Figur verbrennt. Den ,,Anderen" würde er sie auf keinen Fall überlassen, da dies für ihn eine klare Niederlage bedeuten würde. Gregor vermittelt ihm Hoffnung, denn er ist überzeugt davon, dass Knudsen es sich doch noch einmal anders überlegt, und er bekommt von Helander die Schlüssel zur Kirche. Der Pfarrer lässt wegen seiner Schmerzen einen Arzt kommen, welcher ihn dringend ins Krankenhaus nach Rostock verweist. Doch das würde bedeuten, den Kampf um den Klosterschüler möglicherweise zu verlieren. Andererseits denkt er auch mit Schrecken an das KZ, welches ihm für die Rettung seines Heiligtums drohen würde. Die Entscheidung fällt ihm nicht leicht, aber er entscheidet sich zugunsten der Klinik in Rostock und gegen die Figur.

Doch während er nach der Telefonnummer des Taxiunternehmens für seinen Transport sucht, nickt er ein. Als er wieder aufwacht, begibt er sich in die Kirche, wo er Gregor & Judith vorfindet als sie die Figur aus der Kirche schaffen wollen. In einem Gespräch mit Judith kommt ihm zum ersten Mal der Gedanke, sich selbst das Leben zu nehmen. Doch diese Idee verwirft er schnell wieder, da er es den Bösen auf diese Weise zu leicht machen würde. Die Beiden verschwinden, und er schleppt sich zurück in sein Zimmer, wo er in seltsam, trostlose Träume versinkt. Am nächsten Morgen winkt er Gregor zum Abschied als dieser Rerik verlässt. Dabei wird ihm der entscheidende Unterschied zwischen sich und dem KPD- Funktionär bewußt, Zitat: ,,Ich bin eine Persönlichkeit, ich falle auf, und deswegen werden die ,,Anderen" mich auch erwischen. Er hingegen ist unscheinbar, er ist zum Nichts verurteilt, und ich zum Tode."

Er zieht ein Pistole aus seinem Schreibtisch und plant sein weiteres Vorgehen. Er hat den Wunsch zuerst zu töten, bevor er getötet wird, um Gott zu bestrafen. Als die GESTAPO-Männer kommen erwartet er sie bereit. Den Ersten, der durch die Tür kommt schießt er nieder und durchbricht so die Starre & Trostlosigkeit. Bevor er von den ,,Anderen" getötet wird, entdeckt er endlich das lang ersehnte Zeichen Gottes an der Wand. In diesem Augenblick erlebt er den Zustand der absoluten Freiheit & Lebendigkeit und kann so versöhnt mit Gott aus der Leben scheiden.

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Details

Titel
Andersch, Alfred - Sansibar, oder der letzte Grund - Die Person Helander im Roman
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V100029
ISBN (eBook)
9783638984607
Dateigröße
409 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Andersch, Alfred, Sansibar, Grund, Person, Helander, Roman
Arbeit zitieren
Frieder Hartung (Autor:in), 2000, Andersch, Alfred - Sansibar, oder der letzte Grund - Die Person Helander im Roman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100029

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